Savage Gear Mayfly Nymph und Shrimps
Ködervorstellung und ‑Test: Savage Gear Mayfly Nymph und Shrimps
Savage Gear ist eine der erfolgreichsten Angelmarken auf dem deutschen Markt, doch was macht die Marke um den dänischen Gründer Mads Grosell so besonders?
Mads begann seine Angelkarriere bereits in jungen Jahren und war, wie die meisten von uns, nach den ersten Fangerfolgen Feuer und Flamme für die schönste Nebensache der Welt.
Über die Karpfen-Angelszene, in der Mads mehr als 20 Jahre sehr engagiert und innovativ unterwegs war, wurde die Angelindustrie auf ihn aufmerksam. Mit nunmehr 36 Jahren gründete er seine eigene Firma (DD Bait). Seine Produkte erfreuten sich großer Beliebtheit, weshalb das dänische Unternehmen Svendsen Sport A/S DD Bait aufgekaufte. Mads wurde unterdessen für die Stärkung des Karpfensport-Sektors der Firma verantwortlich gemacht. Dies schaffte er mit der Marke Prologic. Nach der Verzweigung der Firma verschlug es ihn in eine andere Richtung. 2004 keimte die Idee auf eigene Raubfischköder zu entwickeln, die er schließlich unter der Sub-Marke Savage Gear herausbrachte.
Als erstes kamen der 4play, Freestyler, Rattle Shad und der Rattle Smolt auf den Mark und diese Köder finden bis heute reißenden Absatz. Die damals noch kleine Marke entwickelte sich in nur wenigen Jahren so rasch, dass heute bereits millionenfache Verkäufe in bald 42 Ländern zu verzeichnen sind. Nach und nach soll in der Zukunft der internationale Vertrieb weiter ausgebaut und neue Regionen erschlossen werden.
Um sich in der Angelbranche ansprechend präsentieren zu können, gehören natürlich auch Pro-Staffer (Team-Angler) dazu, welche den Unternehmen als Aushängeschild auf Veranstaltungen und in den sozialen Netzwerken dienen. Zum SG-Team in Deutschland gehören Fred Kotowski vom Plauer See, Christian Wieneke aus Hamburg, Robert Leu vom Schweriner See und Michael Kratzer vom Bodensee.
Für mich sind es vor allem Mads und sein Team, die Savage Gear zu etwas ganz besonderem machen!
Köderportraits – Savage Gear 3D TPEs
„Der Zauber steckt im Detail“, Theodor Fontane (1819–1898)
Für ein möglichst naturnahes Aussehen dieser Köderserie haben sich die Designer von Savage Gear das 3D-Scan-Verfahren zu Eigen gemacht. In einem aufwendigen Prozess wurden u.a. Krebse, Garnelen und die Nymphen von Maifliegen gescannt, das Ergebnis ist ein nahezu identisches Abbild!
Material der Köder
PVC
Der Kunststoff Polyvinylchlorid, kurz PVC, ist in seiner Grundform stocksteif und zerbrechlich, daher werden Weichmachern und Stabilisatoren hinzugefügt um ein weiches und formbares Gummi gießen zu können.
Temperatur Elastomer
Das TPE-Material (TPE = Temperatur Elastomer), hat eine ähnliche Festigkeit wie natürlicher Gummi, doch gleicht es in seiner Flexibilität eher PVC (Polyvinylchlorid). Diese Eigenschaften sollen eine sehr lange Haltbarkeit ermöglichen. Ich persönlich konnte auch nach etlichen Fischen kaum eine Abnutzung feststellen. Sollte es dennoch passieren, dass ein Köder z.B. ein Bein verliert (passiert in der Natur genauso), scheint es keine merklichen Auswirkungen auf die Fängigkeit zu haben. Im Gegenteil, das weiche und dennoch beständige Material ist so nah am Original, dass die Fische den Köder sehr lange im Maul behalten, ohne zu merken, dass es sich um keine echte Beute handelt.
Ein weiteres Highlight für dieser Köder ist die Ausstattung mit einem einem temperaturabhängigen Formgedächtniseffekt (shape-memory-effekt). Dieser ermöglicht den Gummiimitaten nach Hitzeeinwirkung wieder in die ursprüngliche Form zurückzukehren.
Savage Gear 3D TPE Mayfly Nymph
Bei einer Nymphe handelt es sich um die Larven verschiedener Arthropoden (Gliederfüßer), in diesem Fall der Ephemeroptera, weitläufiger bekannt als Mai- oder Eintagsfliegen. Ihr lateinischer Name setzt sich aus den griechischen Wörtern ephemeros (eintägig) und pteron (Flügel) zusammen, jedoch bilden sich die Flügel erst im Endstadium ihrer Entwicklung vollends aus und werden sichtbar. Die Bezeichnung „Nymphe“ kommt ebenfalls aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Braut, heiratsfähiges Mädchen oder junge Frau, wobei ‘jung’ bei den Eintagsfliegen relativ ist. Ihre Lebenserwartung liegt gerade mal bei wenigen Minuten bis maximal vier Tagen. Ihr kurzes Dasein verbringen die Larven ausschließlich im Wasser, weshalb sie auf der Speisekarte vieler höherklassiger Wasserorganismen stehen. Wir Angler können uns dies zu Nutzen machen, denn auch Raubfische und selbst Weißfische wie Döbel und Schleie, lassen sich den Snack nicht entgehen.
Die großen Facettenaugen, Mundwerkzeuge und Gliedmaßen sowie die Hinterleibsfäden, die bis auf eine Ausnahme (Epeorus) bei jeder Gattung mitteleuropäischer Eintagsfliegen drei mal ausgebildet sind, erkennt man durch das 3D-Scan-Verfahren deutlich. Ihre sehr natürlich wirkenden Farben runden den Köder perfekt ab.
Köderführung der Mayfly Nymph
Um dem Köder ein verführerisches Spiel zu verleihen, braucht es nicht viel. Die agilen Beine arbeiten beim anheben und absenken ganz von allein! Dennoch kann man den Nymphen mit leichten Schlägen der Rute (Twitchen) mehr leben einverleiben.
Die Bisse kommen i.d.R. nicht in der Absinkphase, wie es häufig bei Gummiimitaten üblich ist, sondern wenn der Köder auf dem Grund liegt. Die Fische nehmen die Larve auch noch nach mehren Sekunden auf, daher kann die Nymphe auch mal längere auf dem Grund abgelegt werden.
Savage Gear TPE Fly Shrimp
Als „Shrimp“ oder im Deutschen auch „Schrimp“ wird oft die Familie der Geißelgarnelen (Penaeidea) bezeichnet. Dazu zählen aber nicht, wie vielmals angenommen, die Garnelen der Nord- und Ostsee, welche zur Familie der Crangonidae gehören. Da beide Familien sich jedoch sehr ähneln, sind der Fly Shrimp, sowie der 3D Hybrid Shrimp, hervorragende Köder für unsere heimischen Küsten- und Boddengewässer, sowie den salzreichen Mündungen der Flüsse. Es gibt kaum eine Fischart in diesen Gewässern, auf dessen Speisekarte Garnelen nicht zu finden sind.
Der Shrimp kann genauso geführt werden wie die Nymphe, jedoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass der Köder bei feinen und schnellen Twitchbewegungen besonders gern aufgenommen wird. Beide Köder, sowohl der Shrimp als auch die Nymphe, können an der Fliegenrute oder als Springerfliege an der Spinnrute gefischt werden. Dafür kann man sie ganz einfach auf eine fertige Fliege kleben. Auch das leichte Drop-Shot-Angeln, Jiggen, das Angeln mit dem Carolina- und Texas-Rig sowie verschiedene andere Rigs kommen in Frage.
Savage Gear 3D Hybrid Shrimp
Der Hybrid Shrimp ist als Oberflächenköder entwickelt worden, der jedoch nicht schwimmt, sondern langsam zu Boden gleitet. Er schwimmt in der Absinkphase vorwärts, wobei sich seine Beine und Barteln (aus TPE-Material) verlockend bewegen und einen zusätzlichen Reiz ausstrahlen.
Tipp: Mit einem Stück selbstklebendem Dackdeckerblei, welches an der Unterseite angebracht werden sollte, kann man den Hybrid Shrimp sogar grundnah und im Mittelwasser fischen.
Beim Einholen wird der Köder mit leichten Twitschbewegungen rückwärts gezogen und kommt so direkt an die Oberfläche, was dem Fluchtreflex einer echten Garnele sehr nahe kommt. An der Oberfläche kann der Hybrid Shrimp wie ein Popper gefischt werden. Der breite Schwanzfächer funktioniert dann wie das eingezogene Kopfteil eines Poppers (englisch to pop, „knallen“), der bei jeder Twitschbewegung einen Wasserschwall und knallende Geräusche erzeugt. Die hinterlassene Blasenspur und das „Poppen“ zieht Raubfische magisch an. Eine weitere Besonderheit des 3D Hybrid Shrimps, ist der versteckte Drilling, der in einem magnetischen Schlitz am Bauch des Köders verschwindet
Savage Gear 3D Manic Shrimp
Der Manic Shrimp (Manic = manisch, depressiv), ist den meisten Creature Baits sehr ähnlich, jedoch gibt es ein paar Besonderheiten. Die zylindrisch geformten Vorderbeine lassen den Köder bei langsamen Einholen wie eine echte Garnele laufen, was Fische keinesfalls von einer natürlichen Bewegung unterscheiden können. Das beigefügte Garnelenaroma und die im Wasser sehr natürlich wirkenden Farben bewirken ihr übriges.
Welche Techniken und Montagen ihr für diesen Köder verwendet hängt von vielen allgemeinen Faktoren (Jahreszeit, Wasser- und Sichttiefe, Licht…) ab, auf die ich in einem anderen Artikel näher eingehen werde. Ihr macht aber auf jeden Fall nichts falsch, wenn ihr den Manic Shrimp an einem leichten Jigkop, am Carolina- oder am Texas-Rig fischt. Typische Bewegungen von Garnelen ahmt ihr am ehesten nach, indem ihr dem Köder leichte Schläge mit der Rutenspitze gebt, kurz pausiert und dies dann wiederholt.
Savage Gear 3D Crayfish
Der 3D Crayfish ist, wie der englische Name schon verrät, einem Flusskrebs nachempfunden. In Deutschland wurden bisher neun Arten der Flusskrebse (Astacoidea) nachgewiesen, zu denen jedoch nur drei autochthone (heimische) Arten gehören. Noch im 19. Jh. zählte der Europäische Flusskrebs (Astacus astacus) zu den häufigsten Krebsarten unserer Gewässer. Die Bestände haben sich vor allem in Folge von Gewässerverunreinigungen, Lebensraumverlust und der Krebspest, die durch invasive Arten wie dem aus Nordamerika stammendem Kamberkrebs (Orconectes limosus) eingeschleppt wurde, stark reduziert. Die Neobioten (Einwanderer) haben sich jedoch so stark ausgebreitet, dass sie mittlerweile im größten Teil der deutschen Gewässersysteme unsere heimischen Arten vollständig verdrängt haben. Aus Sicht eines Anglers kein Nachteil, denn bei vielen Räubern sind Flusskrebse weiterhin eine beliebte Beute!
Der 3D Crayfish von Savage Gear ist für mich zu einem meiner absoluten Lieblingsköder geworden! Nicht zuletzt haben mich die wirklich guten Fänge von diesem Köder überzeugt, aber auch seine Flexibilität. Er kann an allen bekannten Rigs gefischt werden, aber auch an einem Offset-Haken in krautigen Bereichen, an freie Leine oder an der Oberfläche, so kann man sich mit nur einem Köder schnell an verschiedene Gewässereigenschaften und unterschiedlichen Zielfische anpassen. Die Scheren sind mit Luft befüllt, was beim Stoppen des Köders das Abwehrverhalten und beim Einziehen des Köders die natürlichen Bewegungen eines Krebses perfekt nachahmt. Auch der Kopf ist mit Luft gefüllt, was es ermöglicht sehr langsam durch Krautfelder und über Hindernisse zu ziehen oder ihn unbebleit auf der Stelle stehen zu lassen. Perfekt für den Köder eignen sich Stand-up-Jigs, die Savage Gear ebenfalls anbieten. Ich fische die Krebse am liebsten als Trailer (Anhänger) an einem Chatterbait, was vor allem bei Hechten, Barschen und Forellen hervorragend funktioniert. Krebse sind zwar vor allem in der Dämmerung und der Nacht aktiv, doch der Köder funktioniert auch, wenn es stockdunkel oder taghell ist.
Eine zusätzliche Lockwirkung soll der Krebsduft auslösen, dem das PVC-Material beigemischt wurde. Aber allein die das natürliche Aussehen und die abgestimmten Farben machen den 3D Crayfish zu einem Muss in jeder Köderbox!
Tight lines, Steven
Hallo Jones,
vielen Dank für dein Feedback!
Thermoplastische Elastomere werden oft auch als Temperatur Elastomere bezeichnet, Grund dafür ist ihre Abhängigkeit von der Raumtemperatur. Ich habe den Begriff verwendet, da der Sinn als “Leihe” so leichter verständlich ist.
Ein Frohes neues Jahr und tight lines!
Steven
Sehr cooler Artikel über sehr coole Köder!
Allerdings bin ich mir sehr sicher, dass TPE für Thermoplastische Elastomere steht.
TL und ein frohes Weihnachtsfest