Barschangeln: Rute, Rolle, Schnur, Köder und ‑Führung
Barsch: Rute, Rolle, Schnur, Köder und -Führung
Nach dem Artikel “Barsch: Nahrung, Merkmale, Standplätze, Fressverhalten” hier nun der zweite Teil der Barsch Triologie.
Rute, Rolle und Schnur zum Barschangeln
Eine Rute ist dann perfekt, wenn sie den individuellen Bedürfnissen des Anglers entspricht!
In der Regel ist man mit einer Rute von 2m Länge einem Wurfgewicht von bis zu 15g gut aufgestellt. Die optimale Länge und das Wurfgewicht ist aber abhängig von vielen Faktoren. Größe/Gewicht der Köder, Größe des Anglers, erforderliche Wurfweite, Ufer- oder Bootsangeln, Strömung usw., daher ist eine Verallgemeinerung schwierig.
Da das „Saugmaul“ der Barsche am Maxillare (Decknochen des Oberkiefers) und Praemaxillare (Zwischenkieferbein) mit relativ dünner Haut versehen ist, sind Aussteiger schwer zu vermeiden, wenn der Barsch an diesen Stellen gehakt wurde. Um die Aussteiger so gering wie möglich zu halten, sollte die Barschrute nicht zu steif sein, aber auch nicht zu weich, um noch genügend Druck auf den Fisch aufbauen zu können. Für die meisten Rigs und Techniken sind schnelle Blanks von Vorteil.
Eine 1000er bis 2500er Rolle mit einer feinen geflochtenen Schnur (0,08 mm bis 0,12 mm) ist für das Barschangeln vollkommen ausreichend. Die ideale Barschrolle sollte nicht viel mehr als 200g wiegen, da auch das Gewicht der Rute und Rolle Einfluss auf einen guten Kontakt zum Köder hat.
Die Hauptschnur sollte beim Barschangeln, wenn nicht zwingend mit Hechten zu rechnen ist, immer mit einem Fluorocarbon-Vorfach (0,21 bis 0,25 mm) kombiniert werden, um die Scheuchwirkung der Schnur so gering wie möglich zu halten. Ich nutze zum verbinden von monofilen mit geflochtenen Schnüren einen Albright- oder Blutknoten. Am Ende des Vorfaches wird ein kleiner Einhänger (z.B. Kahara KJ Round Snap) montiert. Ein Wirbel ist beim feinen Barschangeln nicht nötig. Wenn das Gewässer einen ordentluchen Hechtbestand hat, solltet ihr feine Titanspitzen vor den Köder schalten, das NiTi Polywire von STROFT in 0,25mm können wir wärmstens empfehlen.
Barsch — Köder und Köderführung
Köderwahl: Um an unbekannten Gewässern oder an schwierigen Tagen die Barsche zu finden, ist der Einsatz von Crankbaits und Spinnern von Vorteil. Das Rasseln der Cranks und der starke Druck der Spinner reizt die Fische in einem großen Radius. Da Barsche ihre Beute aber nicht nur mit der Seitenlinie wahrnehmen wollen, sondern sie ganz genau unter die Lupe nehmen, sind die Formen und Farben von Ködern bedeutende Faktoren. Eine klare Aussage die man bei „Augenjägern“ machen kann: Naturdekore laufen immer!
Welchem Beutetier der Köder ähneln sollte, hängt von der Jahreszeit, von den Gegebenheiten des Gewässers und der Vorliebe der dort vorkommenden Barschpopulation ab. In einem Gewässer oder einem Gewässersystem kann es durchaus vorkommen, dass sich verschiedene Populationen mit unterschiedlichem Fressverhalten herausgebildet haben. Dies muss aber kein Nachteil sein! Ein interessantes Beispiel dafür ist der Bodensee. Die riesige Wasserfläche schreckt im ersten Moment viele Angler ab. Doch es gibt einen Faktor der das Barschangeln dort erleichtert. Die gelbe bis orangene Flossenfarbe der im Bodensee historisch vorkommenden Population galt in Deutschland immer als etwas ganz Besonderes.
In den letzten Jahren wurde aber immer häufiger auch der Morphotyp mit den roten Flossen gefangen. Die Farbe an sich sagt natürlich nichts über das Fressverhalten aus, aber durchaus über die Koexistenz von genetisch unterschiedlichen Populationen die ebenfalls ein differenziertes Fressverhalten an den Tag legen können. Das Gegenbeispiel ist die Boddenkette rund um Rügen. Dort werden immer häufiger auch Barsche mit gelben Flossen gefangen, obwohl die urpsüngliche Form rein rote Flossen hat. In Gewässern mit einer geringen Sichtigkeit sind Schockfarben meine erste Wahl, aber auch bei klarem Wasser innerhalb einer Beißflaute, können sie inaktive Barsche zu Reaktionsbissen überreden.
Der Trend zu Finesse-Methoden lässt Neueinsteiger mit vielen Fragezeichen stehen. Sind kleine Köder wirklich immer die richtige Wahl? Natürlich fangen auch Finesseköder große Fische, doch gezieltes Angeln auf die Senioren der Barsche sieht anders aus! Die Aussage „große Köder fangen große Fische“, sollte man aber auch nicht allzu genau nehmen. Die Wahrscheinlichkeit einen kapitalen Barsch mit einem großen Köder zu überlisten ist aber deutlich höher, zudem umfischt man “ungewolltes Kleinzeug“, wobei man übermütige Großmäuler nie ganz ausschließen kann.
In den Monaten Juli und August, wenn die meisten Weißfische ihr Laichgeschäft längst vollzogen haben und die Brut langsam heranwächst, werden die Barsche gerade zu vom reich gedeckten Tisch überwältigt und geraten in einen wahren Fressrausch (feeding frenzy). In dieser Zeit kann man sie an der Oberfläche in großen Trupps jagen sehen und egal was man ihnen anbietet, sie werden es nicht verschmähen! Popper und Stickbaits können euch in dieser Phase wahre Sternstunden bescheren! Ein guter Stickbait für dicke Barsche ist der Nays RPR 95.
Der Winter ist dagegen schwierig, doch ist es leichter eine Serie von Großbarschen hinzulegen, wenn man sie dann mal gefunden hat. In dieser Zeit jagen die Barsche nur noch wenn sie wirklich Hunger haben und sich der Aufwand der Jagd auch lohnt, d.h. der Köder sollte nicht zu klein gewählt werden. Eine eher langsame Köderführung mit langen Pausen ist bei niedrigen Wassertemperaturen ein Muss. Vielversprechend sind jetzt Craws am C‑Rig.
Tipps: Das Aufkleben von Augen auf die Gummifische, kann an stark beangelten Gewässern ein entscheidender Faktor sein! Auch eingesalzene oder eingelegte Köder mit fischigen Aromen oder anderen für Barsche interessante Duftstoffen, können den Unterschied machen. Andere interessante Möglichkeiten sind Farbtinkturen, Öle, Sprays und Rasseln.
Unter den folgenden Links findet Ihr die passende Ausrüstung: