Hecht, Zander und Saibling in Schweden: Angeln am Bunn und Vättern
In der aktuellen Phase des Angeljahres (Februar) bleibt einem nicht viel anderes übrig, als zum Beispiel in Erinnerungen zu schwelgen oder den nächsten Angelurlaub zu planen. Wenn ich über das Angeln in Schweden, genauer am Bunn und Vättern in Südschweden nachdenke, dann trifft beides zu. Letzes Jahr hatten wir einen großartigen Urlaub im schönen Schweden und werden daher auch dieses Jahr wieder in die gleiche Region fahren, um Hecht, Zander und Saibling zu beangeln, aber auch um einfach Urlaub zu machen und zu entspannen. Im Folgenden ein Rückblick auf unsere Reise 2016.
Schweden ist natürlich ein beliebtes Reiseziel, für uns deutsche Angler, viele waren schon da, andere haben es noch vor. Bis auf einen Angeltrip in Schwedisch-Lappland habe ich das skandinavische Land bis 2016 allerdings noch nicht bereist. Über die letzten Jahre ergab sich ein lockerer Kontakt mit den Jungs von Fishing in Sweden, die wir unbedingt auch mal persönlich kennenlernen wollten. Die Urlaubsplanungen über Region, Zielfisch etc. waren also schnell abgeschlossen. Es ging nach Südschweden, Småland in die Region Jönköping, um am Bunn auf Hecht und Zander und am Vättern auf Saibling zu fischen. Ein reiner Angelurlaub war allerdings nicht geplant, da neben Marko und Stefan auch meine Freundin mit dabei war und uns ein weiteres Pärchen spontan mit dem Wohnmobil besuchen sollte. Um letztendlich doch jeden Tag Angeln zu können, musste ich meiner Freundin nur eine Bedingung erfüllen: Es sollte jeden Tag gegrillt werden. Machbar!
Die Anreise nach Schweden gen Vättern und Bunn
Mit zwei voll gepackten Autos machten wir uns von Hamburg gen Fehmarn auf, um dort mit der Fähre nach Rödby überzusetzen, um dann über Dänemark und die Öresundbrücke nach Schweden zu gealngen. Insgesamt sollte die Fahrtzeit cirka acht Stunden betragen, die allerdings unglaublich schnell vergingen. Durch die Fährüberfahrt ging die Reise gefühlt erst in Dänemark los und das Autofahren in Dänemark und Schweden war bei besten Wetter äußerst entspannt. In Schweden erst Recht, da man schon die herrliche Natur wahrnehmen konnte und die Vorfreude mit jedem Kilometer stieg. Wir kamen ohne jegliche Komplikationen am Nachmittag an unserem zweigeteilten Häusschen am Bunn an und trafen kurze Zeit später den Guide Henrik Olsson, der uns eine kurze Einweisung und die Angelpapiere gab und sich dann mit uns auf den Weg machte, um die Boote zu holen, um sie letztendlich unweit von unserem Haus zu parken.
In der Zwischenzeit waren auch Ann und Sascha K. mit ihrem Wohnmobil eingetroffen. Die Beiden wollten eigentlich nach Südeuropa reisen, doch das Wetter in Südschweden war für die nächste Woche mit Abstand das beste in ganz Europa.
Nachdem wir die Boote geholt hatten, machten wir gemeinsam mit Henrik die ersten Biere auf, starteten die Essensvorbereitungen, machten den Grill an und freuten uns über den herrlichen Ausblick unserer Terrasse über den Bunn. Wir genossen den Abend mit diversen Leckereien und waren letztendlich doch deutlich später im Bett, als wir es eigentlich vor hatten. Die Reise war jetzt schon gelungen, ohne auch nur einen Fisch gefangen zu haben.
Hechtangeln am Bunn — erster Angeltag
Der erste Angeltag am Bunn begann mit einem Frühstück bei Sonnenschein auf der Terasse. Am Vorabend haben wir natürlich mit Henrik über das Angeln in den verschiedenen Teilen des Bunns und deren Eigenarten und Strukturen gesprochen. Ein paar Informationen schaden natürlich nicht, grundsätzlich macht es häufig aber auch Sinn sich eher auf seinen eigenen Instinkt zu verlassen und eventuell auch Dinge anders zu machen, als die lokalen Schweden. Das es anglerisch eine zähe Phase war, gab uns Henrik dann aber schon noch mit auf den Weg. Der ganze Mai war in Südschweden ungewöhnlich warm und trocken, die Wassertemperaturen daher recht hoch und der Wasserstand niedrig, dazu kam Wind aus östlichen Richtungen. Insgesamt also schlechte Bedingungen, aber wir wollten natürlich das beste draus machen.
Wir starteten das Angeln zu fünft auf zweit sehr gut ausgestatteten 20 PS Alumacraft Booten. Zunächst wollten wir ein paar Hechte ärgern und fingen im flachen Uferbereichen mit Schilf und Kraut an zu jerken. Wir versetzten ab und zu, beangelten verschiedene Buchten und testeten diverse Köder. Die Resonanz der Hechte war eher überschaubar. Die Fische waren recht träge und es gab nur vereinzelt Nachläufer von kleinen Hechten und zaghafte Bisse auf die meisten Köder. Langsam geführte, weit auslaufende Jerks brachten bei Marko und Stefan, die auf einem Boot waren, aber doch den einen oder anderen kleineren Hecht ins Boot.
Um die Strukturen des Bunns etwas besser kennen zulernen verbrachten wir nie allzu lange am gleichen Spot und machten Strecke. In einer schon fast nach Fisch riechenden, maximal 2,5m tiefen Bucht bekam ich auf einen Westin Shad Teez in 27cm einen richtig guten Biss, der Anhieb saß und der Fisch fühlte sich ziemlich schwer an. Ich reichte die Rute an Nadia weiter, die an diesem Tag das erste Mal so richtig angelte und noch nie einen Fisch gefangen hatte. Leider stieg der Fisch kurz nach der Übergabe der Rute aus, so dass ich weiterhin Schneider war. Bis dahin hatte auf unserem Boot lediglich Sascha ein paar kleine Hecht auf kleine Köder gefangen, während ich auf deutlich größere Baits setzte.
Nadia hatte sich einen Hybrida B1 ausgesucht und fischte ihn mit einem recht eigenwilligen Führungsstil. Mit Erfolg! Den genauen Wortlaut weiß ich leider nicht mehr, aber sie war schon sehr überrascht, als aus dem Nichts plötzlich etwas an der Rute hing. Zu unser Überraschung, war es ein Zander, mit dem wir in der flachen Bucht nicht so richtig gerechnet haben. Erster Fisch ever und dann ein cirka 60er Zander auf Hardbait, dass können wohl nicht so viele von sich behaupten.
Das Hechtangeln war aber weiterhin recht zäh. Bis zum Abend gab es nicht viele Kontakte, wenn dann waren es eher kleinere Fische. Das zwischenzeitlich recht düstere Wetter hatte sich zum Abend wieder deutlich verbessert. Sascha und ich ließen Nadia dann irgendwann beim Haus wieder an Land, schnappten uns etwas Verpflegung und wollten bei einem Bierchen den Sonnenuntergang auf dem ruhigen Wasser genießen. In traumhafter Umgebung fing Sascha auf kleine Wobbler & Co. noch ein paar Barsche und Minihechte. Ich, noch Schneider, packte nun auch die großen Köder, wie zum Beispiel große Gummiköder von Westin zur Seite, schnappte mir eine 25gr. Rute, montierte einen gedeckten 5″ Easy Shiner, warf quasi ans Ufer und fischte eine Kante auf 4m Tiefe herunter. Bereits nach ein paar Würfen, gab es den erhofften, trockenen, knackigen Biss. Der Fisch riss mir bei der ersten Flucht gleich ein paar Meter Stroft von der Rolle. Ich hatte einen richtig guten Hecht gehakt, der über richtig Power verfügte. Mit der Rute konnte ich keinen richtigen Druck aufbauen und so dauerte der Drill eine Weile. Sascha kescherte den Esox sicher und so könnte ich kurze Zeit später einen feisten Meter plus Hecht in den Armen halten. Ein perfekter Abschluß des Angeltages!
Der Abend gestaltete sich wie die weiteren auch: Wir naschten mitgebrachte Leckereien vom Grill, genossen den Ausblick von unserer Terrasse über den See, nahmen das eine oder andere Getränk zu uns, unterhielten uns und lauschten den Eulen, die bei Marvin Gaye richtig in Stimmung kamen.
Zander und Hecht am Bunn
Die nächsten Tage am Bunn waren weiterhin bei bestem Wetter wunderschön. Im T‑Shirt von einem flotten 20PS Alumacraft Boot auf einem richtig schicken See in Schweden zu angeln ist schon eine schöne Sache. Die Hechte und Zander spielten aber leider nicht so gut mit wie erhofft. Wir mussten uns die Fische hart erarbeiten und sehr viel werfen. Während Marko und Stefan hauptsächlich weiter auf Hecht angelten und auch ordentliche Stückzahlen fingen, probierten wir es im anderen Boot auch immer mal wieder auf Zander. Es dauerte eine Weile bis wir gute Ecken gefunden hatten, dann klappte es aber ganz ordentlich und es kamen wunderschöne, sehr kräftige See-Zander aus dem Bunn. Hechte wurden auch jeden Tag gefangen, die Größen ließen aber etwas zu wünschen übrig und so blieb der Meterhecht des ersten Tages der größte Fisch der Tour. Zum Glück hatten wir mit Henrik noch ein Ass im Ärmel, das wir an verschiedenen Tagen noch ausspielen konnten. So ging es noch zum pelagischen Zanderangeln auf einen anderen See in Südschweden, und zum Saiblingangeln auf den Vättern.
Pelagisch Zander Angeln in Schweden
Das pelagische Angeln hat mit dem klassischen Angeln nicht viel zu tun, denn ohne technisches Gerät, genauer ein gutes Echolot, ist diese Angelei nicht zu betreiben. Einfach dargestellt: Man sucht mit dem Echolot große Fische, platziert das Boot möglichst direkt über dem Fisch und fängt erst dann an zu angeln. So kann die reine Angelzeit an einem Tag durchaus gen Null gehen kann, wenn man keine großen Sicheln auf dem Lot findet. Das pelagische Angeln wurde in Schweden erfunden und erfreut sich großer Beliebtheit, um gezielt kapitale Zander und Hechte zu beangeln. Für uns wird es sicherlich niemals die bevorzugte Methode sein. Es ab und zu mal zu machen ist aber schon ziemlich spannend, da man sieht wie der Fisch auf den Köder reagiert, ob er sich ihm nähert, beisst oder sofort verschwindet sobald der Köder hinab gelassen wird.
Henrik ist gut darin seine hochwertige technische Ausrüstung einzusetzen und das Boot perfekt zu steuern. Daher waren wir uns sicher, dass ein paar gute Zander aus dem See kommen werden. Insgesamt hatten wir 1,5 Tage zum pelagischen Angeln. Wir teilten es uns auf und so fuhren Nadia und ich einen halben und Marko und Stefan einen ganzen Tag mit Henrik raus. Bei Nadia und mir lief es sehr bescheiden. Wir fanden zwar einige gute Fische in den 3–4 Stunden und Henrik fuhr sie super an, aber wir bekamen nicht einen Biss. Vielmehr verschwanden viele Zander so schnell sie konnten, obwohl unser Köder in der Absinkphase noch 4–5 Meter von den Fischen entfernt war. Am anderen Tag lief es bei Marko und Stefan deutlich besser. Zwar erwischten auch sie keinen richtig guten Tag und keinen wirklich kapitalen Zander, die in dem Gewässer regelmäßig pelagisch gefangen werden, aber sie bekamen ein paar Bisse und Stefan konnte unter anderem einen richtig geilen Zander mitte 80cm auf einen Westin Twin Teez fangen. Ein sehr geiler Fisch!
Saiblingangeln, Speedjigging im Vättern
Der Vättern ist ein riesiger See mit ca. 1,900 km² Fläche, gefühlt eine kleine Ostsee. Auch hier teilten wir uns die Angelzeit wieder auf. Während ein Team versuchte Saiblinge beim Speejigging auf die Schuppen zu legen, verbrachten die anderen den Tag auf dem Bunn. Speedjigging auf Saibling ist eine Angelart, die noch niemand von uns vorher gemacht hatte. Ähnlich wie beim pelagischem Angeln, werden auch hier möglichst Gruppen von aktiven Fische mit dem Echolot gesucht und gezielt, auch in großer Tiefe von 30–40m, angeangelt.
Ein richtig guten Tag erwischten wir leider nicht. Wir fanden zwar insgesamt recht viele Saiblinge, fanden aber eher nur einzelne Fische auf dem Lot, die teilweise auch Interesse zeigten, Bisse gab es aber nur wenige. Auf dem Echolot konnten wir perfekt beobachten, wie Saiblinge den Köder zum Beispiel von 40m bis 10m Tiefe folgten, innehielten, den Köder dann wieder auf dem Weg nach unten hinterher jagten und ihm dann wieder bis 10m (ungefähre Sichttiefe) folgten. Dieses Spielchen wurde teilweise mehrmals gemacht, so dass mache Fische dem Köder mehrere hundert Meter folgten ohne eine Attacke zu starten. Bei diesem Energieverbrauch ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Saiblinge im Vättern nur sehr langsam wachsen.
Marko und Stefan verbrachten über 10 Stunden auf dem Vättern und wurden letztendlich für ihre Ausdauer bei Wind und Welle belohnt. Beide konnten zwei Saiblinge fangen. Marko mit über 60cm sogar einen richtig guten Fisch!
Fazit: Hecht, Zander und Saibling am Bunn und Vättern
Letztendlich könnten wir in der Summe das fangen, was sich jeder von uns vorgenommen hatte, sprich einen Meterhecht, einen 80+ Zander und einen schicken Saibling. Die Fische springen einem auch in Schweden, gerade bei so schlechten Wetterbedingungen, nicht ins Boot und so mussten wir schon für unsere Belohnung kämpfen. Das Wort Belohnung ist eventuell etwas überspitzt, denn alleine die Anwesenheit in dieser wundervollen Region in Südschweden, Småland mit guten Leuten um einen herum, ist auf jeden Fall eine Reise an den Bunn wert. Um Fisch technisch auf Nummer sicher zu gehen, sollte man im Vorfeld zumindest einen Tag Guiding bei Henrik buchen. Der bringt einen dicht an Fisch, auch wenn sie etwas zickig sind. Wer das pelagische Angeln lernen möchte, ist bei Henrik übrigens genau richtig aufgehoben. Er gehört zu den Experten Schwedens und kann einem diese Angelmethode von der Pieke auf richtig beibringen, so dass Fehler von vornherein vermieden werden.
An dieser Stelle noch mal ein großes Dankeschön an Henrik und Michael, die an den Abenden auch das eine oder andere Steak und Bier mit uns verzehrten. Die beiden Jungs sind wirklich super. Eine Reise zum Bunn zu ihnen können wir daher absolut empfehlen! Wir werden auf jeden Fall wieder hin fahren.
Hier die Kontaktdaten von Fishing in Sweden.
Schöner Artikel! Wenn man sich die Bilder anschaut, bekommt man wieder richtig lust. Macht weiter so.