Catch & Release in Deutschland
Fangbegrenzungen, Maximalmaße, Untersuchungen zum Schmerzempfinden von Fischen — man kann es nicht leugnen; auch in Deutschland ist das Thema Catch&Release angekommen. In vielen Ländern auf der ganzen Welt wird Catch & Release als selbstverständlich und außerdem für einen gesunden Bestand notwendig angesehen. Ein Paradebeispiel bietet immer wieder Holland; unsere Nachbarn haben sich durch jahrelanges “C&R per Gesetz“ einen exzellenten Fischbestand erarbeitet.
Dieser Artikel wird auf das Thema Catch & Release eingehen und das Warum? und Wie? behandeln. Vielleicht kann so die aktuelle Diskussion in eine produktivere Richtung gelenkt werden. Gerne könnt Ihr Eure persönliche Meinung dazu als Kommentar unter dem Artikel hinterlassen. Direkt zu Anfang; Wortgefechte zum Thema C&R werden sehr häufig mit großer emotionaler Anteilnahme geführt, nicht selten folgen dann in verschiedenen Online Portalen oder direkt am Wasser Beleidigungen und unsachliche Argumente, die für keinen der Beteiligten zu einer befriedigenden Lösung führen. Dazu später mehr.
Respekt vor der Kreatur
Zunächst soll einmal die aktuelle Situation betrachtet werden; die deutsche Angelszene wächst und wird “moderner“ — die Zahl der Onlineforen, Fachmagazine und anderer medialer Verbünde war wohl nie zuvor höher. Somit kann auch jeder, schneller, alles lernen! Die Blicke gehen über den Tellerrand, nach Amerika, Japan und in andere große (Wettbewerbs)-Angelnationen. Immer wieder ließt man; Angeln ist jetzt „in“, „cool“, „modern“. Meiner Meinung nach eine positive Entwicklung, die aber zum Teil äußerst negative Folgen für diejenigen hat, die beim Angeln im Mittelpunkt stehen; Fische.
Man darf nie vergessen, dass man es mit einem Lebewesen zu tun hat, nicht mit einem Auto, dass nicht dick genug sein kann, um das eigene Ego zu pushen. Wer also Fische auf Steinböden legt, um „auf jeden Fall noch ein richtig geiles Bild mit der neuen Combo vorm Release zu machen“, dass dann abends in jedweder Form im Internet veröffentlicht wird, hat etwas nicht verstanden. Das erste Problem hierbei ist, dass ein Fisch, mit dem falsch umgegangen wird nur eine sehr geringe Überlebenschance hat. Außerdem bieten eben solche Fotos, Videos und Beobachtungen durch zum Beispiel Passanten eben jene Angriffsfläche, die dazu führt, dass immer wieder Gewässer gesperrt werden oder dass bis heute die Gesetze zu Catch & Release in Deutschland nicht überarbeitet werden. Lieber alles tot hauen und für viel Geld mit Besatz wieder auffüllen — der Sinn erschließt sich wohl kaum jemandem, der sachlich hierüber nachdenkt.
Und da die meisten Veränderungen an der eigenen Nase beginnen, sollen nun ein paar grundsätzliche Regeln für den Umfang mit dem Fisch vorgestellt werden; denn wer jeden untermaßigen Fisch fünf Minuten lang fotografiert, um ihn dann halbtot zu releasen ist auch nicht viel besser als derjenige, der alles tot haut.
Richtiger Umgang mit Fischen — 3 Richtlinien
Hierbei gibt es drei einfache Richtlinien; (Wie?) Drillzeit so kurz wie möglich, keine trockenen Hände, Böden, etc. die den Fisch berühren. Und am aller wichtigsten; die Zeit, die der Fisch außerhalb des Wassers verbringt, sollte so kurz als nur irgendwie möglich gehalten werden.
Ein Beispiel aus der Praxis – der „Worst-Case“; ich bin alleine am Wasser und die Forelle die gerade meinen Streamer gepackt hat, will ich sehr gerne fotografieren. Schon in den ersten 5 Sekunden des Drills löse ich die wasserdichte Tasche meiner Spiegelreflex vom Schultergurt des Rucksacks und lege sie sicher am Ufer ab. Direkt im Anschluss forciere ich den Drill stark; keine Minute später liegt die 40+ Forelle im gummierten Kescher. Ganz wichtig an dieser Stelle; der Fisch wird nicht mit dem Kescher aus dem Wasser gehoben, sondern lediglich darin gehältert. Keine 30 Sekunden später habe ich die Kamera aufgestellt (alle Einstellungen wurden natürlich bereits vor dem Angeln vorgenommen). Per Timer schieße ich zwei Fotos. Dabei hebe ich die Forelle jeweils für nur 5 Sekunden aus dem Wasser. Dann darf sie wieder schwimmen. Der fixe Rechner hat gemerkt; Somit vergehen von Anbiss bis Release maximal zwei Minuten, hierbei verlässt der Fisch für nur etwa 10 Sekunden das Wasser. Und dieses Beispiel beschreibt lediglich den Fall, wenn man alleine unterwegs ist. Hat man einen Angelkollegen an der Seite lässt sich der Prozess natürlich noch schneller umsetzen.
Auswirkungen von Catch & Release
Ein Zusatz zum gerade beschriebenen Beispiel (Warum?). Als ich abends am PC die Bilder ansehe wird ein bereits gehegter Verdacht bestätigt. Die selbe Forelle konnte ein Freund von mir bereits ein Jahr zuvor im selben Gumpen fangen. Und solche Doppelfänge sind keine Ausnahme! Gerade an kleinen Gewässern, in denen eine zu starke Entnahme den Bestand ernsthaft gefährden könnte, kann man sehr schnell am eigenen Leibe erfahren, was die positiven Folgen von Catch & Release sind. Noch besser als den Begriff C&R macht sich der Ausdruck der selektiven Entnahme. Denn wer nur und immer mit dem Vorsatz jeden Fisch auf Teufel komm raus zurück zu setzen ans Wasser geht, muss in Deutschland sehr vorsichtig sein. Eine gute Neuerung, die mittlerweile ja sogar durch Studien bestärkt wurde, sind die sogenannten „Entnahmefenster“. Wichtige Laichfische und kleine, junge Fische verbleiben im Gewässer und gewährleisten eine gesunde Reproduktion. Aber auch hierbei ist wichtig; ein falsch behandelter Fisch, lebt sehr wahrscheinlich nicht mehr lange. Und auch das Zurücksetzen von stark verletzten Fischen macht in kaum einem Kontext wirklich Sinn.
Fazit
Schlussendlich sollte man festhalten, dass Extreme meist nicht logisch erklärbar sind; weder der 100% Releaser, noch der 100% Knüppler handeln richtig. Mein Wunsch wäre, dass ein Jeder versucht seiner Verantwortung gerecht zu werden; sowohl gegenüber der Kreatur als auch in seiner Rolle als Repräsentant der wachsenden Angelszene. Außerdem möchte ich festhalten, dass dieser Artikel keinesfalls irgendjemanden persönlich angreifen soll; vielmehr handelt es sich um eine Art Appell an jeden von uns, die eigenen Handlungsweisen zu überprüfen und gegebenenfalls zu ändern. In diesem Sinne, viel Spaß und Erfolg in der neuen Saison!
Petri,
Peter
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😉
Alles auf den Punkt gebracht (Y)
Der Beitrag trifft (bezogen auf C&R) den “Nerv der Zeit”. C&R ist in Deutschland immer mehr im Gespräch (nicht nur im Netz) und ist in vielen Ländern weltweit schon lange etabliert. Ich denke genau wie einem meiner Vorposter hier, geht es vielen Anglern… wir fischen auch aus Freude und Spaß an unserem Hobby / Leidenschaft. Viele Jahre zurück ging man (musste) Fischen um sich davon zu ernähren.… Das Gesetz sieht “Spaß/Freude” alleine nicht als wichtigen Grund an ! C&R wird zwar von vielen aus Überzeugung und Respekt gegenüber der Natur stellenweise praktiziert ist jedoch gegenüber der Gesetzeslage eine Gradwanderung.… Ich wünsche mir “in Zukunft” C&R (sinnvoll) nach eigenem Ermessen anwenden zu dürfen. TL Alex
Im Großen und Ganzen finde ich den Beitrag ok. — Nur nicht mehr auf dem Stand der Zeit. Entnahmefenster wurde von der Uni Metz und Nancy in einem Studium über 10 Jahre an der (franz) Mosel und einiger Nebengewässer, Baggerseen und natürlichen Bächen untersucht. Wird verworfen mit der gleichen Begründung wie Berufsfischer keine große Fische zur Zucht heran nehmen (Blinker 1.2014 Seite 37). Was die Ausführung von C&R angeht, halte ich C&R ohne Fotoserie und ohne Messmarathon (wie erreicht der Fisch das größte Maß) und ohne Wiegeattacke für ok. — Für wen fange ich den Fisch? — Für mich (dann habe ich ihn in meinem Kopf abgespeichert) oder für andere (für die ich Fotos mit mir, mit Bandmaß und mit Waage benötige). Wer was fürs Ego braucht, soll das Angeln aufgeben, sich ne Hayabusa kaufen und sich den Kopf einrennen. Der Fisch ist kein Sportgerät und kein sportlicher Gegner (Sparringspartner). Hätte mir mehr Kante im Beitrag gewünscht ansonsten war alles wunderbar weich gespült, dass sich jeder damit wohlfühlen kann. — Als Gesprächsansatz aber ok.
Erstmal ich betreibe kein C&R , ich gehe angeln wenn ich einen Fisch fangen und essen möchte . Will ich das nicht wäre Angeln für mich eine sinnlose Tierquälerei .
Allerdings entnehme ich sicherlich nicht alle was anbeisst ein Hecht sollte schon die 70 cm überschritten haben ebenso Zander … Die Kleinen sollten schon eine Chance zur Vermehrung bekommen. Wer das anders sieht soll es meinetwegen praktizieren wie er will … Nur wenn ich dann Leute höre die von ihrem tollen 30 Minuten Drill erzählen und dann davon auch noch Fotostrecken präsentieren die schon ein professionelles Model gestresst hätten werd ich sauer . Ich hatte sicherlich schon so manchen grossen Fisch gefangen aber kein Drill hat länger als 3 Minuten gedauert und wenn ich dann gesehen hab das der Fisch zu klein ist oderSchonzeit hat verlässt er nach Möglichkeit nicht das Wasser .Ich angel weil es MIR Spass macht und ich gern Fisch esse und mir fällt kein Grund ein warum ich meinen Fang fotografisch dokumentieren muss . wenn ich ein Foto gemacht hab war der Fisch tot und waidgerecht versorgt .
In diesem Sinne…: Konsequenter Weise auf Drilling und Widerhaken zu verzichten — ganz speziell auf Forellen.
sehr geiler beitrag !!