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7 Wochen Lappland mit Rucksack und Zelt

Fliegenfischen auf Saibling, Forelle und Äsche in Nordschweden

Artikel-Höhepunkte
  • Saiblinge auf Sicht im Paradies

Eine besondere Reise nach Schwedisch Lappland

In den letz­ten Tagen habe ich noch häu­fi­ger als sonst an die Ber­ge gedacht. An hel­le Näch­te in mei­nem Zelt, ohne Han­dy­netz, ohne Nach­rich­ten, ohne Men­schen­men­gen, ohne Pro­ble­me. In der aktu­el­len Kri­sen­la­ge, die sich für vie­le völ­lig unwirk­lich anfühlt, seh­ne auch ich mich nach Ruhe, Abstand und Natur. Ich hof­fe wirk­lich, dass sich die Lage bis zum Som­mer ent­spannt und wir alle mit mög­lichst gerin­gen Schä­den davon kommen.

Letz­tes Jahr bin ich nach Schwe­den aus­ge­wan­dert. Nach­dem ich mei­nen letz­ten Job in Deutsch­land been­det hat­te und bevor ich mei­nen neu­en Job in Schwe­den ange­tre­ten habe, hat­te ich die Zeit für sie­ben Wochen in den Ber­gen von Nord­schwe­den. Irgend­wo zwi­schen der Gren­ze zwi­schen Nor­we­gen, Finn­land und Schwe­den und dem höchs­ten Berg von Schwe­den, dem Keb­ne­kai­se, war ich mit dem Ruck­sack und Flie­gen­ru­te unter­wegs, teils allei­ne, teils mit mei­ner Freun­din und teils mit guten Freun­den – im fol­gen­den Arti­kel will ich Euch auf die­se ganz beson­de­re Rei­se mitnehmen.

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Meerforellen Event
Fliegenfischer Reise in den Bergen Schwens

Fliegenfischen in Lappland

Es ist Anfang Juni und mei­ne Freun­din und ich sit­zen in einem Zug Rich­tung Nor­den. Zuvor haben wir ihre Eltern besucht, 1000 km nörd­lich von Stock­holm. Der Zug bringt uns noch­mal 300 Kilo­me­ter wei­ter in den Nor­den; Schwe­den ist ein lan­ges Land. Als wir aus dem Zug stei­gen, emp­fängt uns strah­len­de Son­ne und blau­er Him­mel. Unse­re Son­nen­bril­le und dün­nen Pul­lis tau­schen wir 20 Kilo­me­ter spä­ter wie­der gegen dicke Woll­müt­zen und wind­dich­te Jacken. Was sich im Tal noch wie Som­mer ange­fühlt hat, ist ein Stück wei­ter den Hang hin­auf maxi­mal spä­ter Früh­ling. Wir haben eine Wan­der­rou­te geplant, die auch an ein paar Gewäs­sern vor­bei führt, mein Angel­zeug habe ich natür­lich dabei. Schon am ers­ten Gewäs­ser wird ein­mal mehr klar, wie es in den Ber­gen läuft. Der nor­ma­ler­wei­se klei­ne Bach ist durch die Schnee­schmel­ze zu einem unüber­wind­ba­ren Hin­der­nis gewor­den. Wir bau­en das Zelt auf, essen und genie­ßen die Mit­ter­nachts­son­ne, mor­gen sehen wir wei­ter. Die nächs­ten Tage sind aus ang­le­ri­scher Sicht schnell zusam­men­ge­fasst. Vie­le Gewäs­ser füh­ren noch star­kes Hoch­was­ser, die Seen haben gera­de erst ihr Eis ver­lo­ren und sind dem­entspre­chend kalt. Ich mache natür­lich ein paar Wür­fe hier und dort, fan­ge aber nichts – muss ich hier aber auch nicht. Im schwe­di­schen Fjäll mag man fast Pan­the­ist wer­den, es ist ein­fach unend­lich schön hier. Ich freue mich auf die nächs­ten Wochen, ahne aber bereits, dass der bevor­ste­hen­de Trip mit Jonas schwie­rig wird. Die Mis­si­on heisst: Arc­tic Char am nörd­li­chen Ende von Schwe­den, also noch­mal 150 km nörd­lich von dem Gebiet in dem ich mit mei­ner Freun­din wan­dern war. Ich befürch­te Schnee und zuge­fro­re­ne Seen…

Ein bisschen zu früh, ein bisschen zu hoch

Es ist mitt­ler­wei­le Mit­te Juni und ich ste­he wie­der in Kiru­na. Dies­mal war­te ich am Flug­ha­fen auf Jonas. Wir haben eine zwei­wö­chi­ge Expe­di­ti­on geplant, wir wol­len ein dut­zend ver­schie­de­ne Gewäs­ser erwan­dern und befi­schen – von Anfang an ist klar, dass das hart wird. Wie hart es wirk­lich wer­den wür­de, zei­gen viel­leicht die fünf Kilo Kör­per­ge­wicht, die wir jeweils (!) in der Zeit abneh­men werden.

Unse­re Tour star­ten an der Gren­ze zwi­schen Finn­land und Schwe­den. Nach dem Bus, geht es mit dem Taxi wei­ter, bis es nicht mehr wei­ter geht. Dann wer­den die fet­ten Ruck­sä­cke geschul­tert und 20 Kilo­me­ter spä­ter, mit­ten in der Nacht, ste­hen wir am ers­ten Gewäs­ser, einem klei­nen Fluss, der in einen See mün­det. Wir sind völ­lig erschöpft und wol­len nur noch schlafen.

Am nächs­ten Mor­gen sehen wir über­all stei­gen­de Fische. Mit zit­tern­den Hän­den kno­ten wir die Tro­cken­flie­gen unse­rer Wahl an die Vor­fä­cher und schlei­chen in Wurf­po­si­ti­on. Jonas ist zuerst erfolg­reich und hebt nach einem vor­sich­ti­gen Biss zackig die Rute. Der Fisch hängt und nimmt sofort Schnur. Wir rech­nen mit einer Forel­le und nach span­nen­dem Drill kommt tat­säch­lich eine wun­der­schö­ne Forel­le zum Vor­schein – was für ein Auf­takt! Wir fan­gen noch eini­ge wei­te­re Forel­len und im angren­zen­den See eini­ge Äschen. Die ers­te Fisch­mahl­zeit ist gesi­chert, von den ersehn­ten Saib­lin­gen fehlt aber noch jede Spur. Mor­gen wol­len wir wei­ter und höher in die Ber­ge wan­dern, dort soll­ten wir die roten Lachs­ver­wand­ten finden.

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Bachforellenangeln in Lappalnd

Der nächs­te Tag beginnt klas­sisch: leich­ter Nebel und Nie­sel­re­gen, die Ber­ge in der Fer­ne, die man am Abend zuvor noch deut­lich sehen konn­te, sind nur noch zu erah­nen. Wir star­ten den­noch hoch­mo­ti­viert in Rich­tung der Gewäs­ser, die wir in den nächs­ten Tagen befi­schen wol­len. Zunächst fol­gen wir noch einer Wan­der­rou­te, die eini­ger­ma­ßen regel­mä­ßig mit auf­ge­stell­ten Stein­hau­fen mar­kiert ist. Nach eini­gen Kilo­me­tern müs­sen wir jedoch von die­ser abwei­chen, um unser Ziel zu errei­chen. Der Regen wird stär­ker, der Boden feuch­ter, die Ruck­sä­cke schwe­rer und ein paar tau­send Schrit­te spä­ter sit­zen wir bei­de rela­tiv erschöpft unter unse­rer pro­vi­so­risch auf­ge­spann­ten Pla­ne, um ein hart ver­dien­tes Mit­tag­essen zuzu­be­rei­ten. Erst am spä­ten Abend errei­chen wir unse­ren neu­en Zelt­platz, der auf einer klei­nen Anhö­he liegt mit Aus­sicht über einen rela­tiv gro­ßen See, der mir bei mei­nen Recher­chen im Vor­feld auf­ge­fal­len ist. Der See wird von vier ver­schie­de­nen Zuläu­fen gespeist, ist sehr ver­win­kelt, hat eini­ge fla­che Buch­ten und viel Bewuchs am Ufer – alles wirkt per­fekt, die­ses Gewäs­ser muss unheim­lich pro­duk­tiv sein.

Jonas ist nach die­ser Etap­pe so erschöpft, dass er sich erst­mal ein paar Stun­den in den Schlaf­sack ver­kriecht, ich hal­te es aber nicht aus und muss ans Was­ser. Schon mein ers­ter Wurf bringt den ers­ten Biss. Dies­mal sind es Äschen, die das Gewäs­ser prä­gen. Nach­dem ich eini­ge Exem­pla­re gefan­gen habe, wecke ich Jonas und wir fischen gemein­sam bis in die frü­hen Mor­gen­stun­den. Unser Zeit­emp­fin­den ist völ­lig neu­tra­li­siert. Es wird nicht dunk­ler, nicht hel­ler, alles ver­sinkt in einem Licht- und Grau­ton. Wir fan­gen unglaub­lich vie­le und gro­ße Äschen. Je spä­ter die Nacht, je frü­her der Mor­gen, des­to mehr Fische begin­nen zu stei­gen. Jonas fängt auch zwei wun­der­schö­ne Forel­len auf Nym­phe. Gegen sechs Uhr mor­gens schlägt uns die Erschöp­fung mit­ten ins Gesicht. Plötz­lich wol­len wir nur noch ins Zelt, schla­fen, uns erholen.

Am nächs­ten Mor­gen begin­nen wir, das Gewäs­ser wei­ter zu erkun­den. Auch einen wei­te­ren See, der in der Nähe liegt und mit unse­rem Haupt­see ver­bun­den ist, befi­schen wir. Wie­der atta­ckie­ren Äschen alle Tro­cken­flie­gen, die wir ihnen prä­sen­tie­ren. Auch ein paar Forel­len las­sen sich über­re­den, von den ark­ti­schen Saib­lin­gen fehlt wei­ter­hin jede Spur. Unse­re Tak­tik ist klar und wir hal­ten uns strikt dar­an: mor­gen wan­dern wir wei­ter, wir ver­mu­ten, dass in die­sem Gewäs­ser kei­ne Saib­lin­ge vor­kom­men, und wenn, sind die Äschen ein­fach zu schnell: man kann kei­ne Flie­ge län­ger als ein paar Sekun­den im Was­ser hal­ten, ohne eine Äsche zu fangen.

Am nächs­ten Mor­gen geht es wei­ter in die Ber­ge Lapp­lands. Wir machen Höhen­me­ter um Höhen­me­ter und nach zwölf Stun­den Wan­de­rung, nur unter­bro­chen von einem schnel­len Mit­tag­essen, ste­hen wir am nächs­ten See. Deut­lich kar­ger sind die Ufer, ein Teil des Sees liegt noch unter Eis, aber wir sind zuver­sicht­lich. Etli­che Wür­fe spä­ter und eini­ge Kilo­me­ter spä­ter haben wir den gan­zen See abge­fischt – ohne Kon­takt, ohne auch nur ein kleins­tes Zei­chen eines Fisches gese­hen zu haben. Wir sind jetzt unge­fähr eine Woche unter­wegs und Zwei­fel machen sich breit. Wo ver­ste­cken sich die Ark­ti­schen Saib­lin­ge? Sind wir zu früh hier, sind wir zu weit oben in den Ber­gen? Wir ver­trau­en dem Sys­tem in dem wir aktu­ell fischen und so machen wir uns am nächs­ten Tag auf den Weg ins nächs­te Tal, wan­dern ent­lang eines Baches, der aus dem See ent­springt, den wir erfolg­los befischt haben. Zwei­hun­dert Höhen­me­ter spä­ter ste­hen wir am nächs­ten erfolgs­ver­spre­chen­den Ufer. Hier speist ein klei­ner See einen noch klei­ne­ren Fluss, der über einen Was­ser­fall in ein klei­nes Del­ta mün­det, das wie­der­um einen See speist. Es sieht aus, wie ich mir das Para­dies vor­stel­len wür­de. Unse­re Schnü­re flie­gen gegen den Wind und plötz­lich pas­siert es. Biss, Anhieb, Drill, Lan­dung, alles geht schnel­ler als gedacht und der ers­te Saib­ling liegt im gum­mier­ten Kescher. Ein win­zi­ger Fisch, aber unser Ziel­fisch. Die High­fi­ve fliegt durch die Luft, alles ist gut. Kur­ze Zeit spä­ter folgt der nächs­te Röding, wie die Schwe­den ihn nen­nen und spä­ter fan­gen wir auch noch zwei Exem­pla­re in Pfan­nen­grö­ße. Wir haben sie gefun­den! Mor­gen wer­den wir die umlie­gen­den Gewäs­ser erkun­den, an die­sem Abend ist die Eupho­rie auf dem Rück­weg zum Zelt auf dem höchs­ten Level seit Beginn der Tour: unglaub­lich was ein paar Fische mit einem Men­schen machen können.

Saiblingageln in Schweden

In den nächs­ten Tagen befi­schen wir ver­schie­de­ne Gewäs­ser in der Umge­bung unse­res Camps und fin­den eine Kan­te in einem See, die man vom Ufer deut­lich sieht. Eine fla­che Bucht, in der man den Boden sehen kann, bricht auf vol­ler Wurf­di­stanz in ein dunk­les Loch ab, sicher 5–6 Meter tief. Wir kämp­fen mit dem Wind und fan­gen plötz­lich fast auf Ansa­ge die Fische, die wir so lan­ge gesucht haben! Sowohl Jonas, als auch ich hal­ten wah­re Traum­fi­sche in den Hän­den, die unglaub­li­che Kämp­fe ablie­fern und unver­gleich­lich schön sind. Dass wir zwi­schen den Angel­ses­si­ons in einem Zelt schla­fen, gegen das der Wind den Schnee peitscht, ist uns egal. Die wun­der­schö­nen Fische und die unfass­ba­re Fische­rei machen das har­te Wet­ter Lapp­lands ver­ges­sen. Nach eini­gen erfolg­rei­chen Tagen machen wir uns auf den lan­gen Rück­weg. Es ist kalt, es reg­net, der gan­ze Kör­per schmerzt, aber es ist uns egal. Unse­re Mis­si­on war erfolg­reich und wir keh­ren als Sie­ger in die Zivi­li­sa­ti­on zurück; rei­cher um so vie­le Erfah­run­gen! Die ers­te Mahl­zeit zurück in Kiru­na schmeckt wahn­sin­nig gut und stra­pa­ziert die geschun­de­nen Mägen. Jonas fliegt glück­lich zurück nach Hau­se und ich mache mich wie­der auf den Weg Rich­tung Ber­ge. Mei­ne Solo­tour steht an und ich habe einen ganz bestimm­ten See im Blick.

Kampfstarke Saiblinge auf Sicht

Wenn man eine Tour in den Ber­gen plant, soll­te man immer Alter­na­ti­ven parat haben. Das gilt nicht nur für die Aus­rüs­tung und die Rou­te, son­dern als Ang­ler natür­lich auch für die Gewäs­ser. Zu Beginn mei­ner Solo­tour hat­te ich ein Gewäs­ser erwan­dert und befischt, das mich lei­der ent­täusch­te. Im ers­ten See wim­mel­te es von Saib­lin­ge, aller­dings waren die Fische alle unter 25 cm. Sol­che klein­wüch­si­gen Bestän­de sind typisch für eini­ge der sehr nähr­stoff­ar­me Seen in Lapp­land. Oft lie­gen die­se Seen rela­tiv weit oben in den Ber­gen und sind sehr stei­nig, dem­entspre­chend wenig Nah­rung pro­du­ziert das Sys­tem. Für die letz­ten Tage mei­ner Tour hat­te ich mir im Vor­feld ein Sys­tem aus­ge­sucht, das auf mei­nem Kar­ten­ma­te­ri­al sehr inter­es­sant aus­sah. Vier klei­ne Seen, die alle mit­ein­an­der ver­bun­den sind und deren Ufer stark bewach­sen sind. Hier soll­te ordent­lich Nah­rung vor­kom­men und hof­fent­lich auch dicke Ark­ti­sche Saib­lin­ge zu fin­den sein. Um den See zu errei­chen muss ich den klei­nen, schlecht mar­kier­ten Tram­pel­pfad, dem ich bis­her gefolgt bin, ver­las­sen und quer­feld­ein wan­dern; durch zwei Täler, drei Bäche und eine sump­fi­ge Ebe­ne. Ich brau­che für die anstren­gen­de Stre­cke fast zwölf Stun­den und errich­te dann fast in Wurf­wei­te zum Was­ser mein Zelt. Als ich am See Was­ser für das Abend­essen hole, sehe ich Fische stei­gen. In Rekord­zeit berei­te ich mei­ne mehr als not­wen­di­ge Mahl­zeit zu und schlin­ge sie in mich hin­ein – ich bin heu­te unge­fähr zwan­zig Kilo­me­ter gewan­dert, bin seit unge­fähr fünf­zehn Stun­den wach und eigent­lich reif für den Schlaf­sack, aber die Müdig­keit und Erschöp­fung ver­fliegt in die­sem Moment völ­lig von selbst. Im Som­mer ist es hier in den Ber­gen fast 24 Stun­den lang hell, man wird tat­säch­lich nicht, bezie­hungs­wei­se anders müde, wenn man eine Beschäf­ti­gung hat. Die Fische, die ich am Zelt­platz habe stei­gen sehen, sind wei­ter­ge­zo­gen. Ich fol­ge der Ufer­li­nie des Sees für etwa 800 Meter und mache eini­ge Wür­fe, bekom­me einen Biss, den ich nicht ver­wer­ten kann und kom­me schließ­lich am Ein­lauf des Sees an. Hier sieht es ein­fach traum­haft aus und ich muss nur weni­ge Sekun­den das Was­ser beob­ach­ten, um den ers­ten stei­gen­den Fisch zu ent­de­cken. Der ers­te Wurf sitzt und nach kur­zem Drill liegt ein schö­ner Saib­ling im Kescher. Da ich die Müdig­keit nun wirk­lich spü­re, will ich jetzt eigent­lich zum Zelt zurück gehen, aber dann sehe ich es.

Vor dem gegen­über­lie­gen­den Ufer, auf der ande­ren Sei­te des Ein­laufs taucht für einen kur­zen Augen­blick der Kopf eines rie­si­gen Fisches auf, sam­melt vor­sich­tig eine klei­ne Mücke von der Ober­flä­che und ver­schwin­det wie­der mit einem kaum hör­ba­ren Geräusch. Mei­ne Hän­de begin­nen zu zit­tern – das ist ein rich­tig gro­ßer Fisch! Mei­ne ers­ten Prä­sen­ta­tio­nen wer­den igno­riert. Ich schlei­che am Ufer wei­ter, um mei­ne Wurf­po­si­ti­on zu ver­bes­sern und dies­mal klappt es, der Biss kommt, der Anhieb sitzt und ab geht die wil­de Fahrt, 10, 20, 30 Meter Schnur flie­gen von der Rol­le. Inner­halb von weni­gen Sekun­den ist der Fisch weit im Back­ing und dreht sei­ne Run­den mit­ten im See. Die nächs­ten Augen­bli­cke füh­len sich an wie eine Ewig­keit, aber ich kann immer mehr Schnur zurück gewin­nen, sodass der gro­ße Saib­ling nun unge­fähr 20 Meter vor mir sei­ne Bah­nen zieht. Und dann, völ­lig uner­war­tet, in einem Moment ohne beson­ders viel oder beson­ders wenig Druck, schlitzt der Fisch aus und die Flie­ge kommt mir ent­ge­gen geflo­gen. Ich kann es nicht fas­sen, es fühlt sich an wie wenn man aus einem Traum erwacht und nicht rich­tig weiß, wo man ist. Ich ste­he eini­ge Minu­ten regungs­los im Was­ser an der Stel­le, an der ich mich schon zur Lan­dung mei­nes Traum­fi­sches bereit gemacht hat­te. Plötz­lich platscht es neben mir, kei­ne zehn Meter von mir ent­fernt steigt ein Fisch! Der ers­te Wurf sitzt, der Fisch nimmt Schnur, wenn auch deut­lich weni­ger als das Exem­plar, dass ich zuvor ver­lo­ren habe. Nach kur­zem Drill liegt ein schö­ner Saib­ling im Kescher. Ein wun­der­schö­ner Fisch, aber nur ein Trost­pflas­ter nach dem ver­lo­re­nen Mons­ter. Mitt­ler­wei­le ist es vier Uhr mor­gens, ich lau­fe zurück zum Zelt und schla­fe bis zum nächs­ten Nachmittag.

Lust auf eine begleitete Reise nach Lappland?

Mückenschütz für Lappland

Ich muss zurück an den Spot. Nach dem Früh­stück mache ich das Gerät klar und ste­he kur­ze Zeit spä­ter wie­der an dem klei­nen Ein­lauf, an dem ich am Abend vor­her den rie­si­gen Char ver­lo­ren habe. Ich schlei­che mich vor­sich­tig an, beob­ach­te die Ober­flä­che, scan­ne das glas­kla­re Was­ser auf eine Bewe­gung. Plötz­lich sehe ich sie: zwei fet­te Chars ste­hen mit­ten der Strö­mung im knie­tie­fen Was­ser, direkt neben­ein­an­der. Ich bin kei­ne fünf Meter von ihnen ent­fernt. Der klei­ner der bei­den wird um die 50cm groß sein, der grö­ße­re Fisch geht eher in Rich­tung Mitte/Ende 50. Die Strö­mung an die­ser Stel­le macht die Prä­sen­ta­tio­nen einer Tro­cken­flie­ge schwie­rig, daher ent­schei­de ich mich für eine leicht beschwer­te Nym­phe. Die ers­te Drift geht an den Fischen vor­bei. Die zwei­te Drift lässt den grö­ße­ren Fisch kurz aus sei­ner Spur aus­bre­chen, er zieht eine Hand­län­ge nach links, öff­net das Maul, die Schnur stoppt, ich setz­te den Anhieb und ab geht die wil­de Fahrt. Der Fisch zieht sofort mit­ten in den See, wie­der Flie­gen dut­zen­de Meter Schnur von der Rol­le, nach 30 Sekun­den ist der Fisch 70/80 Meter im Back­ing und dreht sei­ne Run­den mit­ten im See. Vor­sich­tig erhö­he ich den Druck und posi­tio­nie­re mich auf einer klei­nen Erhö­hung am Ufer, um eine bes­se­re Posi­ti­on für den Drill zu haben. Nach eini­ger Zeit habe ich dem Saib­ling wie­der eini­ges an Schnur abge­won­nen, er steht jetzt vor mir im kla­ren Was­ser und zeigt mir sei­ne Breit­sei­te: was für ein Fisch! Vor­sich­tig wate ich ins Was­ser und mache den Kescher bereit – das gefällt mei­nem Gegen­über gar nicht und er zieht wie­der davon, es ist wirk­lich unglaub­lich wie kampf­stark die­se Fische sind! Ich ste­he nun bis zur Hüf­te im Was­ser, der Kescher ist bereit, die fün­fer Rute krumm ohne Ende. Nach eini­gen mir end­los schei­nen­den Minu­ten ist der Fisch in Kescher­reich­wei­te und nun ist klar, dass die­ser Fisch über zwei Kilo schwer ist – die magi­sche Mar­ke bei Saib­lin­gen. Jetzt nur nichts falsch machen, die Nym­phe hängt rela­tiv knapp in der Ober­lip­pe. Ich gehe dem Fisch einen letz­ten Meter ent­ge­gen, hebe die Rute und schie­be den Kescher unter den mas­si­ven Kör­per. Ein Schrei hallt über den See, kei­ner kann ihn hören, außer viel­leicht die Vögel, Ren­tie­re und Elche, die hier über­all her­um­strol­chen. „Was macht der komi­sche Deut­sche da?“ Der Wie­ge­ke­scher zeigt 2,1 Kilo, das Mes­sen ergibt 56 Zen­ti­me­ter – WAS EIN FISCH! Ich mache ein flot­tes Selbst­aus­lö­ser­bild, dann darf der Char zurück in sein Ele­ment. In den nächs­ten Tage fan­ge ich noch ein paar wei­te­re tol­le Fische, genie­ße die wun­der­schö­nen, hel­len Näch­te und wan­de­re nach einer knap­pen Woche an die­sem Traum­see zurück Rich­tung Zivi­li­sa­ti­on. Nun steht eine Tour mit Nico bevor. Die­sem schi­cke ich, direkt als ich wie­der Han­dy­netz habe, ein Foto des gro­ßen Saib­lings – als hät­te er nicht schon genug Vorfreude.

Rot, rot, rot, sind alle meine Farben

Es ist mitt­ler­wei­le wie ein klei­nes Ritu­al: Duschen im airbnb, ab ins Thai­re­stau­rant, 12 Stun­den schla­fen. So ver­lie­fen die Tage in Kiru­na nach den ein­zel­nen Wan­de­run­gen. Jetzt steht der letz­te Trip an. Nico ist dabei und wir wol­len nicht nur zurück an den See, an dem ich die Tage zuvor so erfolg­reich war, son­dern auch eini­ge neue Gewäs­ser ausprobieren.

Gegen Nach­mit­tag sit­zen wir noch in Kiru­na und genie­ßen ein letz­tes aus­gie­bi­ges Essen. Dann star­ten wir, zuerst mit dem Bus, dann wei­ter mit dem Taxi – gegen 20 Uhr errei­chen wir den Punkt an dem unse­re Wan­de­rung beginnt. Die schwe­ren Ruck­sä­cke wer­den geschul­tert und zunächst gilt es einen star­ken Anstieg hin­ter sich zu brin­gen, danach für eini­ge Kilo­me­ter über eine Hoch­ebe­ne, durch ein Tal, durch einen klei­nen Fluss, danach ein wei­te­rer Anstieg, eine wei­te­re Hoch­ebe­ne, ein wei­te­rer Fluss – es ist har­te Arbeit, in Lapp­land zum Fisch zu kom­men. Gegen 4 Uhr haben wir es geschafft. Nico ist völ­lig am Ende, ich habe von den Wochen des Trai­nings, die bereits hin­ter mir lie­gen pro­fi­tiert und bin noch fit genug, das Zelt auf­zu­bau­en, ein flot­tes Essen zuzu­be­rei­ten und Nico dazu zu über­re­den, noch ein paar Wür­fe zu machen. Weni­ge Minu­ten spä­ter ste­hen wir mit auf­ge­bau­ten Ruten am Was­ser, die Saib­lin­ge stei­gen und der ers­te Biss lässt nicht lan­ge auf sich war­ten. In der schon rela­tiv inten­si­ven Mor­gen­son­ne lan­det Nico den ers­ten Fisch des Urlaubs und auch ich kann wenig spä­ter ein wun­der­schön gefärb­tes Exem­plar über­lis­ten. Wir fischen noch eine Wei­le, schla­fen nur weni­ge Stun­den und ste­hen schon gegen Vor­mit­tag nach einem aus­gie­bi­gen Früh­stück wie­der am Wasser.

Schon der ers­te Wurf mit der Nym­phe bringt Nico einen Fisch ans Band, der ein­deu­tig sein PB ist – Schnur fliegt von der Rol­le, die 6er ist krumm und wir wer­den ein wenig ner­vös. Der Fisch star­tet kei­ne ganz lan­ge Flucht, lässt sich aber auch nicht wirk­lich näher zum Kescher brin­gen und bockt ordent­lich. Ich wate vor­sich­tig in Rich­tung des Fisches und wenig spä­ter kön­nen wir einen abso­lu­ten Traum­fisch lan­den. Nach eini­gen schnel­len Fotos darf der Fisch zurück und wir schlei­chen wei­ter am Ufer ent­lang, auf der Suche nach dem nächs­ten Saib­ling. Fün­dig wer­den wir am Aus­lauf des Sees. Nico prä­sen­tiert sei­ne Nym­phe und hat spä­ter ein wah­res Mons­ter am Haken. Die Far­be des Fisches im glas­kla­ren Was­ser ist ein­fach unbe­schreib­lich. Eini­ge Male ist es rela­tiv knapp, da der Aus­lauf einem klei­nen Del­ta ähnelt und vie­le Hin­der­nis­se auf­weist, aber wir kön­nen den Fisch nach kur­zem und span­nen­den Drill lan­den. Was jetzt im Kescher liegt ist der blan­ke Wahn­sinn. Deut­lich über 2 Kilo schwer und rot wie die Feu­er­wehr. Auch die­ser Fisch darf natür­lich zurück, für das Abend­essen fan­gen wir uns ein paar klei­ne Chars im Fluss, der aus dem See fließt. Am Abend gibt es einen klei­nen PB Whis­key und eini­ge Run­den des schwe­di­schen Kar­ten­spiels „Plumms“, bevor wir zufrie­den einschlafen.

Der nächs­te Tag soll der letz­te an die­sem Gewäs­ser sein, bevor wir eini­ge wei­te­re Gewäs­ser in der Umge­bung tes­ten wol­len. Bis­her haben wir zwar fast alle Tei­le des Sees befischt, aber noch nicht das ver­win­kel­te Del­ta, das den Ein­lauf des Sees speist. Es ist ein ziem­lich Kampf, dort­hin zu gelan­gen: Sumpf, dich­te Vege­ta­ti­on, Schilf und eine Hor­de an Stech­mü­cken erschwe­ren uns den Zugang. Wenig spä­ter ste­hen wir im Para­dies – das Was­ser ist glas­klar, es schlän­geln sich etli­che klei­ne Bach­läu­fe durch das Dickicht, ver­ei­nen sich zu einem grö­ße­ren Bach, spal­ten sich wie­der auf, lau­fen durch tie­fe Gum­pen, über fla­che Rie­sel­stre­cken – es ist der blan­ke Wahninn!

Wir schlei­chen vor­sich­tig am Bach ent­lang, machen ein paar Wür­fe, sehen aber kei­ne Fische. Plötz­lich ent­de­cke ich einen gro­ßen Schat­ten in einer etwas tie­fe­ren Außen­kur­ve. Ist das eine Wur­zel, oder doch ein Fisch? Vor­sich­tig schlei­che ich näher und die rot schim­mern­de Flan­ke bringt Gewiss­heit – im 25cm tie­fen Was­ser steht ein rie­si­ger Char, regungs­los schwebt er in der leich­ten Strö­mung. Ich gehe sofort lang­sam ans Ufer, rufe Nico zu mir und krie­che auf Knien in Wurf­po­si­ti­on. Mei­ne Tro­cken­flie­ge schaut sich der Saib­ling zwar an, nimmt sie aber bei drei Drif­ten nicht. Ich war­te eini­ge Minu­ten, wech­se­le auf eine unbe­schwer­te Nym­phe und wer­fe den Fisch erneut an. Die Nym­phe drif­tet lang­sam auf den Saib­ling zu, knapp unter der Ober­flä­che. Ich ste­he viel­leicht 3–4 Meter schräg hin­ter dem Fisch, sehe jede Bewe­gung. Als mei­ne Nym­phe nur noch einen hal­ben Meter vor dem Fisch ist, geht ein leich­tes Zucken durch sei­ne Schwanz­flos­se, er stellt die Brust­flos­sen auf, steigt sach­te eini­ge Zen­ti­me­ter nach oben, öff­net das Maul und sam­melt völ­lig ruhig mei­ne Nym­phe ein. Ich war­te eine hal­be Sekun­de, hebe die Rute, der Fisch schlägt zwei mal mit dem Kopf und schießt dann den Bach hin­auf. Ich sprin­ge aus dem Busch, ren­ne im Bach dem Fisch hin­ter­her. Für Nico, der mit dem Kescher bereit steht, muss es ein wit­zi­ger Anblick gewe­sen sein. Der kur­vi­ge Bach ist für den Char bekann­tes Gebiet, für mich in die­ser Situa­ti­on der Hor­ror. Fünf Kur­ven wei­ter oben und sicher 80 Meter ent­fernt von der Stel­le, wo ich den Fisch haken konn­te, ent­schei­det er sich, zu wen­den und den Bach wie­der hin­un­ter zu schie­ßen. Wie­der ren­ne ich ner­vös hin­ter­her, rufe Nico zu, er sol­le sich in Posi­ti­on brin­gen. Sou­ve­rän steht er eini­ge Sekun­den spä­ter mit­ten im Bach, der Saib­ling kommt ihm ent­ge­gen, der Kescher ist im Was­ser, der Fisch aus­ma­nö­vriert und wenig spä­ter sicher geke­schert. Wir lie­gen uns in den Armen und kön­nen es kaum glau­ben. Ein wei­te­rer Traum­fisch, jen­seits der 50cm Mar­ke. Auch die­ser Fisch ist farb­lich eine wah­re Pracht und auch die­ser Fisch wird nach einem kur­zen Foto unbe­scha­det zurück­ge­setzt. Dass gutes Fisch­hand­ling funk­tio­niert, sehen wir noch am glei­chen Abend. Wir sind zurück im Del­ta und sehen den glei­chen Fisch, an der glei­chen Stel­le, ruhig im Gum­pen ste­hend, dies­mal zusam­men mit zwei wei­te­ren Chars. Ein gro­ßes Weib­chen, von knapp 50cm kann ich anhand einer klei­nen Nar­be im glas­kla­ren Was­ser als den Fisch iden­ti­fi­zie­ren, den ich zwei Wochen vor­her allei­ne gefan­gen hat­te. Ein tol­les Gefühl, zu sehen, das Catch&Release funk­tio­niert, wenn man es gut macht.

Was nimmt man mit?

Am nächs­ten Tag wan­dern wir wei­ter, fischen eini­ge wei­te­re Gewäs­ser, fan­gen ein paar klei­ne Forel­len, aller­dings kei­ne wei­te­ren Saib­lin­ge. War­um, ver­ste­hen wir nicht wirk­lich, da auch die ande­ren Gewäs­ser eine sehr ähn­li­che Struk­tur und ein ver­gleich­ba­res Nah­rungs­an­ge­bot auf­wei­sen. Wir ver­mu­ten, dass die ande­ren Gewäs­ser vom Men­schen platt­ge­macht wur­den, da sie deut­lich näher an einem Wan­der­weg und auch an einer klei­nen Berg­hüt­te lie­gen. Gera­de in sol­chen Regio­nen, in denen die Fische mit kal­ten Tem­pe­ra­tu­ren, wenig Nah­rung und einer kur­zen Sai­son zu kämp­fen haben, merkt man unver­nünf­ti­ge Ent­nah­me schnell und lan­ge. Bis sich hier ein Bestand erholt hat, dau­ert es vie­le Jah­re, wenn es über­haupt passiert.

Was neh­me ich aus den vie­len Wochen in den Ber­gen mit? Man kann deut­lich weni­ger duschen, als man denkt. Was­ser kann auch im Som­mer, bei 25 Grad Luft­tem­pe­ra­tur, sehr, sehr sehr kalt sein. Das Schla­fen auf einer har­ten, dün­nen Luft­ma­trat­ze ist gut für den Rücken! Wir Men­schen sind win­zig und lei­der oft schreck­lich unvor­sich­tig in unse­rem Umgang mit der Natur und nicht zuletzt: ein wenig Abstand von Allem – egal ob beim Angeln in den Ber­gen, oder am nächst­ge­le­ge­nen Gewäs­ser – tut unheim­lich gut.

Dan­ke fürs Lesen und wenn ihr Fra­gen habt, rein in die Kom­men­ta­re! Wenn Ihr Inter­es­se an einer beglei­te­ten Lapp­land­rei­se habt, dann mel­det Euch ger­ne bei mir bzw. DaF.

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Peter

Fliegenbinder und Fliegenfischer durch und durch; überall, auf alles.

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Ein Kommentar

  1. SO kenn ich dicht am Fisch! Ihr macht immer schö­ne Rpor­ta­gen zu euren Angel­trips. Da bekommt man auch direkt Lust mal wie­der an das Gewäs­ser zu zie­hen. Freue mich schon auf eure neu­en Bei­trä­ge! LG Julius

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