Garmin Echomap 72sv & 52dv in der Praxis
Test: Garmin Echomap 72sv & 52dv im Praxiseinsatz
In diesem Herbst waren wir in Irland auf dem Lough Derg unterwegs, um unter anderem zwei Chirp Echolotkombis von Garmin aus der Echomap Serie zu testen. Natürlich erhofften wir uns bei den Testfahrten auch Angelerfolge, denn Erkenntnisse über die Gewässerstrukturen und Fischstandorte sollten kein Problem darstellen.
Zur Echomap Serie von Garmin
Die Kombigeräte der Echomapserie ab 5 Zoll Bildschirmgröße ( die 4´Angebote lasse ich einmal außen vor) hat Garmin im mittleren Preissegment angesiedelt. Die Echolottechniken und Plotterausstattungen sind bei allen Modellen weitgehend gleich. Unterschiede gibt es allerdings in der Bildschirmgröße (5,7,9´´) und im Ausstattungsumfang. Grundsätzlich ist ein traditionelles Chirp Echolot mit 500W, das einen Frequenzbereich von 40–250Khz scannen kann, integriert, sowie ein ChirpDownscan Verfahren. In der Topausstattung kommt dann u.a. noch eine Sidescan Möglichkeit und die Unterstützung der neuen Panoptix Technologie hinzu. Das integrierte GPS fragt die aktuelle Position 5 Mal pro Sekunde ab. Der Plotter unterstützt alle Seekarten Funktionen des aktuellen Garmin Bluechart G2 und G2 Vision Programms. Erfreulicherweise hat Garmin sein Geberangebot mit der Entscheidung für einen flächendeckenden Einsatz der Chirptechnik deutlich erweitert, so dass man als Anwender einfach, schnell und exakt passende Kombinationen von Gerät und Geber für das jeweilige Gewässer zusammenstellen kann. Von solchen Möglichkeiten ist die Konkurrenz noch ein gutes Stück entfernt.
Für unser Vorhaben, den Lough Derg mit Tiefen bis zu ca. 35m zu beangeln, haben wir Flachwassergeber aus den High Chirp Programm(Frequenzbereich 150–240Khz) gewählt. Mit dem Echomap 52dv Chirp, einem 5´Gerät der Serie, wurde der GT22HW-TM und für das 7´ große Echomap 72sv Chirp ein GT52HW-TM Geber eingesetzt.
Echomap 72sv & 52dv out of he Box- Lieferumfang der Garmin Geräte
Bei beiden Geräten ist der Lieferumfang erfreulich groß. Neben der Gerätehalterung und dem Strom/Datenkabel ist auch eine Bildschirmabdeckung vorhanden. Die mitgelieferte Dokumentation beschränkt sich auf das Notwendigste, eine ausführliche Bedienungsanleitung steht im Netz (www.garmin.de) zur Verfügung. Die Geräte sind sehr gut verarbeitet. Kritikpunkte sind, selbst bei kritischer Inspektion, nicht zu finden. Die Geber passen für eine Heckmontage, lassen sich aber auch mit der beiliegenden Halterung an einem E‑Motor befestigen. Die Installation ist gut beschrieben und schnell durchgeführt. Passendes Werkzeug sollte vorhanden sein.
Anschlüsse und Bedienung von Garmin Echomap 72sv & 52dv
Garmin trennt bei all seinen Geräten den Strom/Datenanschluss von dem des Gebers. Das ist gut so. Kombianschlüsse, wie sie z.B. bei den Raymarine Dragonflys Verwendung finden, sind wenig reparatur- und anwenderfreundlich. Im Gegensatz zu den preiswerteren Striker Geräten verfügen alle Kabelverbindungen der Testkandidaten Garmin Echomap 72sv & 52dv über Zugentlastungen. Das hält den Verschleiß in engen Grenzen und gibt Sicherheit im praktischen Betrieb. Bedient werden die Echomap Geräte über ein Tastenfeld. Die Tastatur selbst ist leichtgängig und verfügt über einen deutlichen Druckpunkt, dass erleichtert die Einstellungen im praktischen Betrieb. Wer schon einmal mit einem Garmin Echolot gearbeitet hat, wird im Menüsystem sofort zu Hause sein. Neulinge haben sich schnell eingearbeitet, da die Menüstruktur logisch aufgebaut ist und die Abfolge der einzelnen Schritte praktisch selbsterklärend ist, wenn man die notwendigen Tastenfolgen ein paar Mal durchlaufen hat. Die Echomap Serie ist über NMEA 0183/2000 kommunikationsfähig, Bluetooth oder Wlan Möglichkeiten sind nicht vorgesehen.
Mobilmachung Echomap 72sv & 52dv
Zum transportablen Einsatz der Geräte, die auf Leihbooten zweckmäßig und notwendig ist, haben wir für das Echomap 52dv das Garmin Mobilset verwendet, für das größere Echomap 72sv war eine modifizierte Think Big Echottasche mit passendem Koffer die richtige Wahl. Der Koffer lässt sich auch mit zwei 12V Akkus ausstatten, so dass energiehungrige Kandidaten nicht täglich geladen werden müssen. Zur Stromversorgung haben wir ausschließlich LiFEPO Akkus 12V/8AH verwendet. Sie sind aufgrund ihres geringen Gewichtes auch für Flugreisen geeignet (< 100Watt Handgepäck) und halten im Betrieb deutlich länger durch, als ihre Bleiverwandtschaft.
Montage der Echolote
Der Hardwareaufbau ist in der Praxis schnell erledigt. Beide Echolote verwenden Clip-Halterungen, in die sich die Geräte mit einem Griff einsetzen lassen. Ebenso zügig sind sie auch wieder herausgenommen. Dieses System hat den Vorteil, dass die Echolot Hardware bei einem Festeinbau schnell und einfach mitgenommen werden kann. Das ist nicht nur ein optimaler Diebstahlschutz, sondern öffnet auch die Möglichkeit einer transportablen Zweitverwendung.
Dazu müssten lediglich aus dem Zubehörprogramm eine zweite Halterung, ein Stromkabel und ein weiterer Geber angeschafft werden. Die Garmin CLIP Vorrichtung geht aber noch einen Schritt weiter, der den vielen Mobil Set Anwendern entgegen kommt. Bei dieser Lösung kann der Geber an Bord bleiben und die Echolottasche mitgenommen werden. Das Anschlusskabel des Gebers lässt sich jederzeit einfach lösen. Beim 72sv geschieht das direkt an der Halterung, das kleinere 52dv verwendet einen kurzen Kabeladapter, durch den eine Schraubverbindung zum Geber hergestellt wird. Den Geber selbst montiert man am besten an einer Geberstange mit Verstellmöglichkeiten, um eine optimale Lage des Senders im Fahrbetrieb sicherzustellen.
Tipp: Den Geber mit der üblichen Beladung (z.B. 2 Personen mit Ausrüstung) in der Praxis so einstellen, dass er möglichst nahe an der Bootsmitte und mit dem Gehäuse knapp unter der Wasseroberfläche liegt. Damit ist sichergestellt, dass er dem Außenborder bei Kurvenfahrten nicht ins Gehege kommt. Die Ausrichtung des Gebers parallel zur Wasseroberfläche nimmt man nach Augenmaß vor. Danach steht der Funktionstest bei verschiedenen Geschwindigkeiten an. In unserem Fall war auf beiden Booten kein Nachjustieren notwendig. Beide Geräte (mit verschiedenen Gebern) lieferten auf Anhieb einwandfreie Bilder vom motorlosen Driften bis zur Höchstgeschwindigkeit der Lake Boats von ca. 15km/h, das spricht für sich.
Test: Garmin Echomap 72sv Praxiseinsatz
Auf dem Wasser waren wir von den Möglichkeiten des Echomap 72sv sehr angetan. Den Plotter hatten wir mit den Bluechart G2 Vision VEU 483S (Süd-West Irland) Seekarten bestückt. Mit Hilfe der bathymetrischen Karten, die bei Garmin als ANGELKARTEN bezeichnet werden, war es ein leichtes, die Gewässerstrukturen und Tiefenverhältnisse des Angelgebietes zu erkunden.
Kanten, Strömungsrinnen, Barschberge, Gumpen und Löcher waren schnell gefunden, in die Schlepptracks eingebunden und abgespeichert. Das hochempfindliche GPS Modul des Gerätes ist nach kurzer Zeit auch innerhalb eines Gebäudes betriebsbereit und erlaubt damit eine schnelle und effiziente Vorbereitung der Angeltouren im Trockenen.
Beste Voraussetzungen, um mit dem Boot fischverdächtige Routen zielgenau abzufahren und jederzeit wiederholen zu können. Im praktischen Einsatz funktionierte das Garmin Echomap 72sv unseren Wünschen entsprechend. Die Positionsabfragefrequenz unserer Geräte erlaubte eine stabile Anzeige auf dem Display, auch bei sehr langsamer Driftgeschwindigkeit. Die Genauigkeit der aktuellen Positionsbestimmungen und Tiefenangaben der Seekarte kontrollierten wir über die Messungen des Echolotes und waren mit den Ergebnissen zufrieden. Bei Anfahrten in gefährliche Flachgebiete war die Auto Guidance Funktion des Plotters (nur in Verbindung mit G2 Vision Seekarten) hilfreich, dass einen sicheren Kurs in das Gebiet vorgab. Das erleichterte die Navigation erheblich und gab Sicherheit in unbekanntem Terrain. Natürlich sind bei 72sv Plotter alle Grundfunktionen zum Anlegen und Sichern von Tracks und Wegepunkten vorhanden, ebenso die Aufzeichnungsmöglichkeiten und Anzeigen der zurückgelegten Wegstrecken. Schlepprouten lassen sich so generalstabsmäßig planen und ausführen und größere Gebiete damit systematisch abfischen.
Garmin Echomap 72sv Display
Das im 72sv verbaute Display der 7´Größe hat eine Auflösung von 800x480 Pixel, das stellt eine Darstellung auch kleinster Details auf dem Bildschirm sicher. Die Display Helligkeit und der Regelumfang decken alle Anforderungen von hellem Sonnenschein bis zur Dämmerung problemlos ab. Einschränkungen bei der Blickwinkelstabilität und der Displayspiegelung gibt es keine, die über das übliche Maß hinausgehen, so dass man beim Anzeigegerät keine Einschränkungen hinnehmen muss. Das Bild ist klar, scharf und kontrastreich, wichtige Details werden auch in einem größeren Betrachtungstand sicher erfasst.
Mit drei Scanverfahren in Chirptechnik wird das Echomap 72sv auch anspruchsvollen Anglern gerecht. Mit dem Sidescan Echolot ist eine genauere Positionsbestimmung von gescannten Objekten zur aktuellen Bootsposition möglich. Das CHIRP Downvü schaut fotoähnlich unter das Boot und analysiert sehr genau die vorhandenen Gewässerstrukturen, und das 2‑D Chirpsonar bildet Fische so differenziert als Fischsicheln ab, dass man Größe und Spezies annähernd bestimmen kann.
Zumindest war es bei unseren Versuchen durchaus wahrscheinlich, dass das jeweilige Echobild Anhaltspunkte auf Barsch, Rotaugen und Brassenschwärme liefern konnte.
Die Klarheit der Darstellung und die Sauberkeit der Zieltrennung einzelner Objekte in einem Fischschwarm haben uns immer wieder begeistert. Die Bilder waren sehr scharf, gut aufgelöst und durchgängig störungsfrei. Alle gewünschten Informationen waren ohne Rätselraten zu erschließen. Der eingesetzte GT52HW-TM Geber, schon beim Striker Topgerät im Einsatz, hatte daran einen großen Anteil. Um alle notwendigen Informationen zu erhalten, bietet es sich an, die drei zur Verfügung stehenden Scantechniken parallel einzusetzen. Das macht die Dreiteilung des Bildschirms notwendig, wobei der Löwenanteil des zur Verfügung stehenden Anzeigenformates vom Sidescan Bild eingenommen wird. Für diese Art der Darstellung ist der 7´Bildschirm gerade noch ausreichende groß. Besser wäre hier schon ein 9´ Format. Auf unseren Testfahrten hatten wir in den vorausgewählten Gebieten Köderfischschwärme im allen Tiefenbereichen (meist 5–8 m) schnell gefunden.
Unsere Annahmen damit auch auf begleitende Hechte zu stoßen, wurden allerdings nicht bestätigt. Die fanden wir wegen des schönen Herbstwetters und mäßiger Wellennildung eher in Grundnähe, z. T. bis 20m tief. Das machte es ohne das notwendige Equipment schier unmöglich (downrigger etc.) an sie heranzukommen. Die flachen Schilfbereiche bis zur steil abfallenden Kante waren praktisch hechtleer, was im Oktober nicht weiter verwundert. Einige kleinere Grashechte bis ca. 5 Pfund konnten wir an der Kante allerdings erbeuten.
Nachdem wir einige Hechtstandorte in einer sehr langen 10–15m tiefen Rinne gefunden hatten, entschlossen wir uns diesen Bereich systematisch abzuschleppen. Hierzu verwendeten wir tieftauchende Wobbler, die Tiefen bis zu 8m erreichen konnten. Leider ist das Erreichen der Tiefe mit diesen Ködern von der Schleppgeschwindigkeit abhängig und sie kann schnell zu hoch sein, um faule Großhechte zum Anbiss zu reizen. Trotzdem hatten wir zweimal Glück, einen ausgewachsenen Räuber am Haken zu haben und genau zweimal Pech, beide Großhechte wieder zu verlieren. Große Wobblern bergen immer die Gefahr, dass sich die Fische im Drill loshebeln. Trotzdem war es ein einmaliges Erlebnis, einen solchen Fisch am Haken zu haben.
Test: Echomap 52 dv in der Praxis
Das Echomap 52dv auf unserem zweiten Boot konnte im Test in Anbetracht seines deutlichen geringeren Anschaffungspreises ebenso überzeugen. Der 5´Zoll Bildschirm weist ein fast quadratisches Format auf. Das lässt eine gleichgute Bildschirmteilung horizontal wie vertikal zu. Mit 480x480 Pixel erlaubt das Display eine scharfe und kontrastreiche Darstellung, Spiegelung und Betrachtungswinkel sind auch hier kein Problem.
Die Bildschirmhelligkeit und Auflösung fallen gegenüber dem 7´Bildschirm des 7sv zwar etwas ab, im praktischen Betrieb ist das aber nur im direkten Vergleich sichtbar. Die GPS und Plottereigenschaften des 52dv sind mit dem großen Bruder identisch, so dass alle Möglichkeiten, wie beschrieben, auch bei diesem Gerät vorhanden sind. Deutliche Unterschiede im Echolotbereich beschränken sich auf das Fehlen der Sidescanmöglichkeit, das dem Gerät einige Nachteile in der Informationsbeschaffung einbringt.
Die eingesetzte Chirp Technik im konventionellen und Downvü Bereich entspricht im wesentlichen der des Echomap 7sv, der Anschluss eines Panoptix Gebers ist allerdings nur dem 7sv vorbehalten. Angesichts des Preises eines Panoptix Senders würde das auch in keiner Relation zum Anschaffungspreis des 52dv liegen.
Der eingesetzte GT22HW-TM Chirp Geber aus dem Garmin Programm macht einen ausgezeichneten Job und steht dem GT52 des 7sv im direkten Vergleich nicht nach. Wir haben das im Parallelbetrieb beurteilt und hätten den Gt22 auch gerne am 7sv eingesetzt, um Detailunterschiede, die ausschließlich auf die Darstellungsqualität des Bildschirm zurückzuführen sind, auszuschließen. Leider ist dazu ein Adapterkabel von 8pin(Gt22) auf 12pin(Anschluss 7sv) notwendig, das wir nicht zur Verfügung hatten.
Fazit des Echomap 72sv & 52dv im Praxistests
Auf dem Lough Derg konnten wir uns eine Woche lang von der Leistungsfähigkeit beider Echomap CHIRP Geräte überzeugen. Die wegweisenden Plotter- und Seekartenfunktionen mit allen Darstellungs- und Analysemöglicheiten modernster GPS Technik haben uns Möglichkeiten eröffnet, ein unbekanntes Gewässer in kürzester Zeit zu erschließen und unsere Angelmethoden erfolgversprechend einzusetzen. Begeistert waren wir von den Scanfunktionen der eingesetzten Chirptechnik, mit der wir in der Lage waren, den Zielfisch auch in einem sehr großen Gewässer zu finden und gezielt zu beangeln. Die Objekttrennung und die Klarheit der Darstellung bei durchgängig störungsfreiem Betrieb haben die Möglichkeiten eines Sonars mit modernsten Scanmethoden aufgezeigt. Überzeugende Argumente, bei Neuanschaffungen über eines dieser beiden Geräte nachzudenken. Dabei sind das Echomap 7sv als „ALL-IN“ und das 52dv als „Low Cost“ der gleichen Gattung schon fast ein „Must Have“. Welches von beiden dann letztlich in die engere Wahl kommt, wird in erster Linie von den finanziellen Möglichkeiten des Einzelnen abhängen.
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