Lachsangeln in Dänemark
Der erschwingliche Traum vom ersten Lachs
Einen Atlantischen Lachs zu fangen, ist sicherlich der Traum vieler Angler. Diesen majestätischen Salmoniden mit der Angel nachzustellen, wird durchaus als Königsdisziplin des Süßwasser-Fischens bezeichnet. Auch wenn hierbei hauptsächlich vom Lachsangeln mit der Zweihand Fliegenrute gesprochen wird. Lachsfischen kann schon ein recht elitäres Unterfangen sein, für das man in den bekanntesten Flüssen in Norwegen oder Russland das dicke Portemonnaie zücken muss. Wir konnten feststellen, dass man keine tausende von Euros ausgeben muss, um sich einen Anglertraum zu erfüllen. Denn auch in Dänemark kann man eine hervorragende Lachsfischerei erleben!
Warum das Lachsangeln bei vielen ambitionierten Anglern einen so hohen Stellenwert genießt, kann ich absolut nachvollziehen, da wir bereits einige Trips nach Dänemark, an recht unbekannte Auen und Flüsse gemacht haben. Man braucht viel Ausdauer und muss trotzdem immer fokussiert sein. Die bisherige Angelzeit auf einen Angler runtergerechnet, kann man sagen, dass wir bis dato cirka einen Lachskontakt pro Woche hatten.
Einen Lachs zu haken, heißt auch noch nicht ihn zu fangen. Da man in Dänemark ohne bzw. mit angedrückten Widerhaken fischen muss und der Fisch gerade bei einem Spinner einen guten Hebel hat, verliert man eine nicht unerhebliche Prozentzahl im Drill. Was Philip zum Beispiel schon erfahren musste, nachdem ihm ein Fisch locker 50m Schnur von der Rolle zog, kehrt machte und dann ausstieg.
Neben Sascha, der gleich beim ersten gemeinsamen Lachstrip nach Dänemark einen kleineren Fisch fing, konnten mittlerweile auch Rolf und Philip richtig schicke Atlantische Lachse fangen, mussten dafür aber zig Tage am Wasser sein. Ich hatte bei meinen bisherigen 3 Versuchen noch nicht das Glück einen Lachs ans Band zu bekommen und konnte vor einigen Jahren “nur” eine fantastische Meerforelle fangen (geile Story, dessen Geschichte hier im Blog eigentlich auch noch erzählt werden muss).
Lachsangeln an dänischen Flüssen / Auen
Im letzten Herbst folgten wir der Einladung von Visit Denmark und fuhren zum Lachsangeln an die Varde Au. Der in die Nordsee bei Esbjerg mündende Fluss ist cirka 40km lang und nach Renaturierungen wieder sehr naturbelassen. Die Varde Au ist durchaus für gute Lachs- und passable Meerforellenfänge bekannt, hat unter Anglern aber sicherlich (noch) nicht den Stellenwert bzw. Bekanntheitsgrad wie die Skjern Au, die sich durch intensive, kostspielige Renaturierungsmaßnahmen in den den letzten Jahren wieder zu einem sehr guten Lachsfluss gemausert hat.
Der extrem trockene und heiße Sommer in Dänemark sorgte für sehr niedrige Wasserstände und hohe Temperaturen, so dass das Angeln auf Salmoniden in diversen Flüssen aus gutem Grund (Sterblichkeitsrate steigt mit jedem Grad der Wassertemperatur) zwischenzeitlich verboten war. So war zunächst nicht ganz klar, ob unser Lachs-Urlaub überhaupt stattfinden würde. Wir hofften auf kühleres Wetter und vor allem Regen. Es musste regnen! Zu unserem Glück bekamen wir kälteres Wetter, Regen und somit steigende Wasserstände, welche die Lachse zum Aufstieg in die Flüsse brachten.
Mit dabei waren neben mir Dirk, Eric, Lutz, Jules und Martin. Martin ist Fotograf und hat eigentlich so gar nichts mit Angeln am Hut und hatte somit noch nie einen Fisch abgelichtet. Die Vorwarnung, dass Lachsangeln sehr zäh sein kann und er in den 2,5 Angeltagen in Dänemark eventuell nicht einen Fisch sehen wird, gaben wir ihm vorab. Er wollte zu unserem Glück trotzdem mit und sollte mächtig ins Schwitzen kommen.
Grundsätzlich war unsere Erwartungshaltung auf Grund meiner Erfahrungswerte recht bescheiden. Auch wenn ich auf dem Hinweg eine Wette mit Eric abschloss, dass wir mindestens einen Lachs fangen (@Eric ich warte noch auf die Einlösung).
Nachdem wir am Nachmittag gegen 15 Uhr zwei Hütten des Hodde Kro Hotels bezogen hatten, riggten wir die Ruten, schlüpften in die Wathosen und machten uns auf den cirka 200m langen Weg an die Varde. Wie Ihr bei Google Maps einsehen könnt, liegt die Unterkunft sehr nahe am Fluss, so dass man nur über die Wiese gehen muss. Sehr zu empfehlen!
Am Wasser angekommen teilten wir uns zunächst in zwei Gruppen auf und fischten in unterschiedliche Richtungen. Eric startete seine ersten Gehversuche mit der Zweihandrute, während wir anderen mit der Spinnrute unterwegs waren. Step by step fischten wir nun den recht schmalen, ruhig dahin gleitenden Flussabschnitt ab und hofften auf einen Lachskontakt.
Zunächst tat sich nichts und wir fischten uns langsam den Lauf der Varde Au hinauf. Als wir nah beieinander angelten, rief uns Eric aufgeregt zu sich rüber. Er war sich ziemlich sicher, dass er einen Biss hatte. Etwa der erste Lachsbiss nach nur einer halben Stunde Angeln?
Spinnfischen auf Lachs: Traumhafter Start
Wir fischten die Kurve in der Eric stand kurz gemeinsam ab und waren uns anschließend ziemlich sicher, dass Eric fantasierte und zogen einige Meter weiter. Dirk ging ein Stück voraus und rief kurze Zeit später tatsächlich “Fiiiisch”. Eric und ich guckten uns überrascht an und sprinteten zu Dirk, der tatsächlich gerade drillte. Ich schnappte mir den großen Kescher und stieg neben Dirk ins Wasser. Die Aufregung stieg, als wir den Fisch das erste Mal sahen, es war tatsächlich ein Lachs, der sich Dirks Spinner schnappte und nun in der Strömung stand und immer wieder zu wilden Fluchten ansetzte.
Kurze Zeit später konnte ich den Fisch keschern und gemeinsam mit den Jungs in den “pure Freude Modus” gehen. Wir, beziehungsweise Dirk, hatte es tatsächlich nach kürzester Zeit geschafft, den Trip zu einem Erfolg zu machen und sich nebenbei auch noch einen großen Angeltraum zu erfüllen!
Im Wasser stehend wurden schnell ein Foto gemacht und der Fisch auf dem nassen Maßband vermessen und released. Das die Fotos ohne Martin, der sich einige hundert Meter flussabwärts befand, in der Aufregung etwas daneben gingen, sollte letztendlich nebensächlich sein.
Dieser schicke Rogner gab uns anderen natürlich noch einen Schuss extra Motivation und so ging es weiter den Fluss hinauf, nachdem ich kurz den Spot begutachtete an dem Dirks Lachs stand. Es war keine verheißungsvoll aussehende Kurve, sondern eine recht unspektakulär erscheinende gerade Strecke. Ich nahm mir also vor auch die Geraden intensiv auszufischen.
Ein weiterer Ansatz den ich mir vorgenommen hatte, war möglichst weite Würfe zu machen, wenn es der Flussabschnitt erlaubt, da man durch den (unvorsichtigen) Gang am Ufer sicherlich einige Fische spooked und diese dann nicht mehr zum Biss verleiten kann. An einer Geraden probierte ich gerade einige Spinner durch und wechselte auf ein schweres Modell, um grundnah fischen zu können. Bei einem Wurf über cirka 20 Meter bekam ich aus dem Nichts einen zaghaften Kontakt, den ich im ersten Moment nicht sofort zuordnen konnte.
Fisch on — aber die Schnurspannung war überschaubar, da der Fisch in hohen Sprüngen auf mich zu kam. Ich versuchte irgendwie den Kontakt zu halten und ging während ich kurbelte so schnell wie möglich vom Fisch weg. Es war keine großer Fisch, der sich da immer wieder in der Luft hin und her warf, aber er war silber. Da Lachse im Drill gerne tief in der Wassersäule bleiben, glaubte ich an eine Meerforelle.
Lachsangeln ist Teamwork und so waren Dirk und Eric mittlerweile an meiner Seite. Nachdem sich der Fisch an der frischen Luft ausgetobt hatte, landete er sicher im Kescher und wurde genauer begutachtet. Es war keine Meerforelle sondern tatsächlich mein erster Lachs, der dort vor mir lag. Silberblank, 58cm lang, ohne Fettflosse, einem schlecht sitzenden Haken und einem etwas deformierten Kiefer. Meiner Meinung nach der perfekte Fisch, um ihn zu entnehmen. So dass er noch am Abend gebeizt wurde.
Vorgestreckte Lachse, also Fische die durch das lokale Aufzuchtprogramm “ausgebrütet” und dann als Jungtiere in den Fluss entlassen werden, wird zur leichteren Erkennung für Statistiken die für die Fische überflüssige Fettflosse entfernt. Dies geschieht in einem Alter von ca. 6 Monaten. Ob der Lachs eine Fettflosse hat oder nicht, muss bei der tagesaktuellen Meldung an den Verein angegeben werden.
Am ersten Nachmittag des Trips hatten nun sowohl Dirk, als auch ich unseren ersten Lachs gefangen. Was für ein großartiger Start. Imaginär war ich schon beim Anstoßen, um unsere ersten Lachse gebührend zu feiern. Wir hatten jedoch noch etwas Zeit bis die Dämmerung einsetzte und bei den Fischgrößen natürlich auch noch Luft nach oben.
So fischten wir weiter. Es waren offensichtlich eine Menge Lachse im Bach und sie waren beisswillig. Kein wunder also, dass das Adrenalin unseren Körpern nach den Drills nie ganz wich. Jeder Wurf konnte den nächsten Lachskontakt bringen.
Meerforelle aus der Au
Wir standen mittlerweile etwas weiter verteilt an der majestätisch dahin gleitenden Au und ließen Eric mit der Fliegenrute zwischendurch immer wieder jungfräuliche Strecken, die er flussabwärts mit dem Lachs Streamer befischen konnte und hofften, dass auch er den ersten Lachs haken kann.
Es war aber wieder Dirk, der sich wenig später lautstark bemerkbar machte. Wahnsinn, der nächste Fisch war am Band. Ich stand einige hundert Meter entfernt und setzte zum Vollsprint an, wenn man das bei mir so nennen kann. Maximal einige Hundertstel und einem Sturz später stand ich mit Martin neben Dirk und konnte gerade noch beobachten, wie der Fisch in den Kescher glitt. Dieses Mal war es aber tatsächlich eine Meerforelle, die sich den Spinner schnappte und nach einem schnellen Foto über dem Wasser wieder in Ihr Element durfte.
Nach diesem Fisch machten wir noch einige Würfe flussaufwärts. Eric befischte einen vielversprechend aussehenden Bereich und bekam nach kurzer Zeit seinen zweiten Lachskontakt des Nachmittags. Ein guter Fisch hatte sich den Lachsstreamer kurz unter der Oberfläche gepackt und startete eine erste Flucht, bei der ich die stark gebogene Rute beobachten konnte. Leider war kurz darauf die Spannung weg und der Fisch stieg aus. Erics Reaktion hörte man vermutlich noch Kilometer weiter flussabwärts. Ärgerlich!
Kurz danach versammelten wir uns und traten überwältigt von den Eindrücken des Nachmittags den Rückweg zur Unterkunft an. Hier stießen wir auf die ersten Fische an, begaben uns zum Abendessen ins Hodde Kro und machten den Matchplan für die folgenden anderthalb Tage, deren Ereignisse Ihr im nächsten Artikel nachlesen könnt. Das Titelfoto dieses Artikels verrät schon, dass es noch dicker kommen sollte.
Unter diesem Link könnt Ihr den zweiten Teil des Berichts über das Lachsangeln an der Varde Au nachlesen.
Begleiteter DaF Trip an Varde Au
Wenn Ihr Interesse an einer begleiteten DaF Tour an die Varde Au habt, um Euren ersten Lachs zu fangen, dann meldet Euch einfach via Email bei uns: info@dicht-am-fisch.de
Wer lieber auf eigene Faust losziehen möchte, findet hier die wichtigsten Links für einen Angeltrip an die Varde Au:
Fotos: Martin Oelze
Gruß und Petri,
Sören
Bei Interesse begleiten wir Euch an die Varde Au: