Meerforellenangeln im Fluss in SH
Meerforellen-Aufsteiger in Schleswig-Holstein
Moritz und ich hatten einiges zu besprechen und entschlossen uns kurzfristig das Gespräch ans Wasser zu verlegen. Nachdem Moritz mir von seinen letzten Fängen an einer Norddeutschen-Au berichtete, war das Gewässer schnell gewählt. Der Zielfisch war einer meiner Lieblinge, die Meerforelle. Meerforellenangeln in der Ostsee ist schon eine schöne Angelegenheit, doch das Fischen auf Aufsteiger, also Meerforellen, die das Meer verlassen haben, um im Fluss beziehungsweise Bach oder Au dem Laichgeschäft nachzugehen, ist noch einmal deutlich spannender. In jeder Kurve, unter jedem Busch oder jeder Wasserpflanze kann ein guter Fisch stehen, der das Wasser im Drill zum Kochen bringt. Zumindest in der Theorie, in der Praxis ist es eher so, dass man unzählige von Stunden am Fluss verbringen kann ohne auch nur einen Kontakt zu bekommen. Wie so häufig beim Angeln ist das Timing beim Aufsteiger Fischen wohl der entscheidende Faktor. Die Jahreszeit stimmt und zuletzt gab es relativ viel Regen in unserer Region, der den Wasserpegel steigen ließ. Gute Voraussetzungen für Meerforellen, die aufsteigen wollen.
Am ersten Spot angekommen angelten wir uns Stück für Stück die kleine Au hinauf, die teilweise nur so breit war, dass man sie überspringen konnte. Trotz des schmalen Gewässers fischten wir 3m lange Ruten mit ausreichend Rückgrat, um auch einen guten Fisch besser kontrollieren zu können. Des Weiteren muss man mit der längeren Rute nicht so nah ans Wasser, verringert so die Scheuchwirkung. Auf der ersten Strecke scheuchten wir allerdings weder durch unsere Gespräche noch durch die Spinner und Wobbler eine Meerforelle auf, so dass wir nach cirka 1,5 Stunden an eine andere heiße Strecke fahren wollten. Auf dem Weg dorthin machten wir noch einen kurzen Zwischenstopp an einer Stelle, an der Moritz kürzlich eine 50cm + Meerforelle fangen konnte. Das besondere an diesem Fisch war, dass er Bissspuren an der Seite aufwies, die unserer Vermutung nach von einem großen Meerforellen-Bock stammten.
Wir wollten also gucken, ob der Bock es sich an der Stelle gemütlich gemacht hatte. Auf dem Weg zu diesem Spot sahen wir die erste Forelle des Tages. Ein Fisch um die 50cm, der sich zügig flussaufwärts bewegte nachdem er uns gesehen hatte. Da dieser Fisch offensichtlich weg war, ging es an den Spot an dem Moritz den Bok vermutete. Eine kleine Kurve, die bis auf ein kleines freies Stück komplett mit Wasserpflanzen zugewachsen war. Die ersten Würfe brachten keinen Kontakt, doch dann schoss ein gefärbter, großer Milchner von ungefähr 75cm auf den Spinner. Der Haken fasste leider nicht und so konnte sich der sich der Fisch zügig wieder befreien. Weitere Würfe brachten keinen Kontakt und so muss Moritz die Ecke bald wohl noch einmal aufsuchen.
Die nächste Strecke sah aus wie gemalt: umgekippte Bäume, vielversprechende, tiefe Kurven und hin und wieder eine kleine Rausche. Hier konnten wir diverse Barsche und ich eine Bachforellen fangen. Die Meerforellen sollten aber Moritz vorbehalten sein, auch wenn ich die Gelegenheit hatte eine zu fangen. Eine kleinere gefärbte Forelle verfolgte meinen Hardbait in Sichtweite zwar zweimal, packte aber nicht zu. Nachdem ich es erfolglos mit anderen Ködern probierte, kam Moritz vorbei und ließ seinen Wobbler unter einen Baum treiben. Scherzhaft sagte ich in dem Moment, “ich nehme schon mal meine Rute für den Drill aus dem Weg”. Als ich es gerade ausgesprochen hatte, setzte Moritz einen zünftigen Anhieb und das Wasser explodierte direkt vor dem Baum. Eine dicke, mitte 60er Meerforelle hatte sich seinen Wobbler geschnappt und machte ordentlich Radau. Ich griff zum Kescher, stieg ins Wasser und konnte den Fisch nach einigen Fluchten, die Moritz routiniert parierte, landen. Was für ein Fisch und das auf Ansage! Die Freude war riesig und es wurde kurz gejubelt! Nachdem ein paar Fotos gemacht wurden, durfte der Fisch wieder in sein Element.
Nach diesem Highlight fischten wir noch einige Stunden weiter. Ich konnte neben weiteren Barschen noch eine Bachforelle verbuchen. Mit einer Meerforelle sollte es aber nicht klappen, obwohl eine schöne Bugwelle gleich dreimal meinen Köder verfolgte, bekam ich keine Attacke. Da Moritz noch eine weitere Meerforelle (Anfang 40) fangen konnte, habe ich definitiv noch eine offene Rechnung. Das Gewässer wird mich auf jeden Fall wieder sehen, ich freue mich schon.
Hier findet Ihr weitere Artikel zum Meerforellenangeln, die grün/orangene DaF Cap gibt es hier.
Vielen Dank für diesen fantastischen Tag Moritz!
Gruß in die Runde, Sören
Hallo an‘s DAF-Team,
ich lese gern und vorbehaltlos eure Storie‘s. Ich bin ebenfalls leidenschaftlicher Angler, der das „catch and release“ praktiziert.
Jetzt aber mal eine Frage zum Kommentar,
„Im Prinzip ist es doch egal, ob man den Fisch einen Monat früher oder später dem Stress aussetzt, bzw. entnimmt.“
Ich verstehe nicht, wie das egal sein kann, ob ich den Fisch vor oder nach dem Laichgeschäft entnehme. Und ich finde auch nicht, dass ein Argument, wie,
„in vielen Ländern hat das eine lange Tradition…“
hier angebracht ist. In solchen Ländern ist der Umfang der Population eine ganz andere, als unsere sieben MeFo‘s in einem Bach in MeckPom oder Schleswig Holstein. (Achtung: bewusst überspitzt!)
Ich bin offen für fundierte Gegenargumente, andernfalls muss ich mich dem Nörgler anschließen,
„widmet euch den MeFo‘s, wenn sie ihr Brautkleid abgelegt haben“.
Ich habe nicht die Absicht, hier zu pöbeln, nur das wollte ich mal zu denken geben.
Bis dahin, „tight lines“!
Leute Leute,
so schön das Forellenangeln auch ist, aber Fische die zum Laichen in die Flüsse abwandern sollte man in Ruhe lassen. Selbst wenn ihr Euch als CnR Fischer auf die Schulter klopft, die Fische haben Stress und nicht jeder Fisch übersteht die Prozedur unbeschadet.
Lasst die Mefos doch im Sommer in Ruhe und kümmert Euch im Frühjahr und Herbst um die Überspringer und Absteiger nachdem sie Ihr Hochzeitskleid abgelegt haben.…
Hey anonymer Nörgler,
bei dem Thema kann man sehr weit Ausholen und für verschiedene Ansichten argumentieren…
Das man nicht (gezielt) auf Absteiger angelt, ist sicher allen Beteiligten klar. Das Aufsteiger-Fischen im Fluss ist nun mal die anspruchsvollste Art und Weise, um Meerforellen (oder Lachse) zu fangen. Nicht umsonst hat es in vielen Ländern eine lange Tradition und hohen Stellenwert. Im Prinzip ist es doch egal, ob man dem Fisch im z.B. einen Monat früher oder später den Stress aussetzt und/oder entnimmt. Im Schnitt ist der Drill mMn im Fluss deutlich kürzer als im Meer, was in Relation weniger Stress bedeutet. Es gibt übrigens auch genug Fische die schon im Frühjahr aufsteigen. Wenn die Fische einen sehr langen Aufstieg haben, passiert dies mehr oder weniger das ganze Jahr über.