Hechtangeln 2014 – oder „Warum Kleidung wichtiger sein kann als Tackle!“
Für das Jahr 2014 habe ich mir anglerisch vor allem zwei Ziele gesetzt: Schöne, wilde Forellen mit der Fliege fangen und Hechtangeln mit richtigen Ködern. Männerangeln auf richtige Fische.
Hechtangeln in großen Seen
Aus obigen Grund hatte ich mir mehrere Trips an großen Seen im Norden Deutschlands vorgenommen, um dort vom Boot zu Fischen. Es hätte alles so einfach werden können, aber wie so oft wenn ich mir etwas langfristig vornehme, kam natürlich etwas dazwischen, mein Mitangler sagte ab und geplante Angelausflüge fielen ins Wasser. Umso mehr freute es mich als Marko, der nebenbei einer der Menschen ist, die mich zum Hechtfischen motivierten, vorschlug zusammen mit seinem „Tightliners“-Kollegen JD im Norden an einem von ihm gewählten See zusammen auf Hechte zu Fischen. Nach kurzer Absprache und Planung und einer Vorbereitung in Folge derer ich mich ein wenig zum Horst machte, war einige Tage später auch Sören buchstäblich mit im Boot und wir ruderten gemeinsam auf einen von Wind und Wellen aufgewühlten See hinaus, allesamt fokussiert auf den potenziellen Traumfisch. Traumfisch bedeutet in diesem Fall für die Tightliners sicherlich Meterhecht, in meinem Fall ging es einfach darum, erste Erfahrungen mit ungewohnt großen Wobblern und Gummifischen zu sammeln und ich wollte einfach unbedingt erst einmal überhaupt einen Hecht darauf fangen. Eigentlich eine machbare Aufgabe.
Wäre da nicht das norddeutsche Wetter! Die Wetterprognose für unseren Angeltag war eindeutig. Wir wussten lange im Voraus, dass es Regen geben würde, ließen uns davon aber nicht beeindrucken. Wir wollten schließlich Hechtangeln und nicht mit Trockenfliegen auf Plötzen fischen oder mit Miniködern auf Grundeln angeln. Da gehört ein bisschen Schmuddelwetter eigentlich schon dazu, dachte ich mir. Wozu sonst hat man eine leichte Regenjacke und eine Regenhose im Schrank liegen?
Der erste Hecht des Tages
Von Anfang an fischten wir bei recht starker Drift, man machte automatisch ordentlich Strecke. Marko und JD ruderten zunächst gegen den Wind und somit in die uns entgegengesetzte Richtung, während Sören und ich uns eine steile Kante entlang driften ließen. Keine schlechte Entscheidung, denn schon nach kurzer Zeit konnte Sören sich mit einem knappen 80er entschneidern. Etwa 10 Minuten später stieg auch bei mir ein Hecht knallhart auf einen Deps Realiser ein, schüttelte sich aber nur wenige Sekunden nach dem Biss wieder los. Zurück blieb ein leicht zerlöcherter Japanköder. Bass-Köder sind eben nicht für europäische Scharfzähne ausgelegt.
Sörens Fisch war zunächst eine gute Motivation konzentriert weiter zu fischen und so wurde in beiden Booten geworfen was das Zeug hielt. Der Wind frischte immer mehr auf und irgendwann ließen sich selbst kompakte Jerks und Großwobbler nicht mehr anständig gegen den Wind werfen, sodass die effektiv zu beangelnde Strecke der Drift ein wenig eingeschränkt wurde. Wir fischten zwischenzeitlich wieder alle zusammen, bis wir uns wieder aufteilten und unser Glück in verschiedenen Seeabschnitten versuchten. Immer wieder machten Sören und ich auf dem Echolot große Schwärme von potenziellen Futterfischen aus und meistens fanden sich auch mehrere kleinere oder eine große charakteristische Sichel direkt darunter auf der Tiefenanzeige. Fisch war also da. Nur wollten zunächst weder die vermeidlichen Hechte unter den Schwärmen beißen, noch ließen sich andere Fische, z.B. Barsche blicken. Nach dem Driften über etliche Echos von Fischen und interessanten Bodenstrukturen standen mein Bootspartner und ich schon am Rande der Verzweiflung als endlich Leben ins Spiel kam. Nach einem Fehlbiss auf einen dicken Gummilatschen konnte Sören einige Kurbelumdrehungen später mit einem kräftigen Anhieb einen Hecht haken. Sofort ging die Rutenspitze ins Wasser und der Fisch nahm in einer starken Flucht Schnur! Sören freute sich bereits über die „Dicke Sau“ die da gebissen haben müsste. Nach einem kurzen, knackigen Drill kam jedoch ein Hecht an die Oberfläche, der weitaus kleiner war, als wir vermuteten. Ein Haken hatte im Maul gefasst, während der Zweite an der Flanke saß und der fast quer gehakte Fisch sich so im Drill stark in der Rute bemerkbar machen konnte. Wir entschieden uns dazu, ihn noch im Wasser abzuhaken und hofften weiter auf den ersehnten Einschlag eines guten, regulär gehakten Fisches.
Norddeutsches Schietwetter
Bis in den frühen Nachmittag tat sich dann jedoch erst einmal nichts mehr. Schlimmer noch: Während wir uns beinahe in Seemitte befanden, nahm der Regen plötzlich explosionsartig an Stärke zu und fast augenblicklich reduzierte sich die Sichtweite auf deutlich unter hundert Meter. Zu allem Überfluss vernahmen wir aus den Wolken ein böses Grollen - Gewitteralarm. Bei Unwetter auf dem Wasser verstehe ich keinen Spaß, Donner bedeutet Angelpause.
Sören legte sich dafür kräftig ins Zeug und ruderte uns ans Ufer wo wir uns unter das Vordach eines Schuppens auf einem der ans Wasser angrenzenden Privatgrundstücke retteten. Man möge uns den unfreiwilligen Landfriedensbruch verzeihen. Völlig durchgeregnet stand ich da nun also und wartete auf eine Besserung der Bedingungen. Sören hatte trotz besserer Regenkleidung auch ordentlich Wasser gezogen und insgesamt war bedingt durch das Dreckswetter die Stimmung nicht mehr unbedingt auf dem Höhepunkt. Bei einer telefonischen Abfrage der Lage auf dem anderen Boot berichtete Marko aber, dass JD und er einige Bisse auf Jerkbaits hatten und auch einen Hecht auf Fliege fangen konnten. Für uns ein Zeichen uns wieder aufs Wasser zu wagen. Langsam schien auch die Sonne wieder einen Versuch zu wagen, hinter den Wolken hervor zu schauen und der Regen ließ langsam nach. An dieser Stelle könnte jetzt eine ganze DinA4 Seite Text kommen, die meinen kläglichen Versuch beschreiben würde, unser Boot gegen den immer noch wehenden, aber abgeschwächten Wind an zu rudern.
Hecht versus St. Croix Premier
Sören übernahm nach einer Weile die Ruder und brachte uns schließlich in den letzten Seeabschnitt, den wir noch befischen wollten, bevor es zurück nach Hause gehen sollte. Um die Kanten zu finden und ein wenig Strecke zu machen, schleppten wir zunächst einige Meter und endlich gab es wieder einen kräftigen Einschlag in meiner Rute. Sofort kam der Fisch an die Oberfläche und hatte gegen meine St. Croix Premier in Hechtstärke keine Chance sich großartig zu wehren. Endlich hatte ich meinen ersten Fisch des Tages gelandet und war überglücklich. Ja, auch über „kleine“ Hechte kann man sich freuen! Dieser Fisch zeigte mir, dass ich definitiv anfangen muss, größere Hechte zu fangen, wenn ich mit meiner Combo bestehend aus besagter St. Croix und Abu Toro NaCl mit einem Abschleppseil von Stroft so etwas wie Drillspaß haben möchte! Ein gutes Gefühl.
Der gefangene Fisch, eine gefundene Kante und ein volles Echolot veranlassten uns dazu, das Gebiet des Sees driftend genauer unter die Lupe zu nehmen und zu werfen. Und schon wenige Würfe nach dem Driftstart schaffte mein aus Sörens Box gemopster Rapala Wobbler es vom Flachwasser gerade so bis zur Kante ins tiefe Wasser, als er heftig von einem Hecht gepackt wurde. Sofort nach dem Anschlag schwamm der Fisch schnell auf mich zu und ich war mir sicher, ihn verloren zu haben, als er kurz vor dem Boot drehte und doch wieder Leben ins Spiel kam. Auch dieser Fisch hatte aber nicht die erforderliche Größe um gegen eine starke Rute viel Radau zu machen, Sören griff zum Kescher und sicherte mir den zweiten Fisch des Tages und meinen größten Hecht des bisherigen Jahres. Danke dafür!
An diesem letzten Spot stießen nun auch Marko und JD wieder zu uns und wir drifteten noch einige male parallel zueinander die Kante ab, bis auf einen starken Nachläufer bei mir tat sich dann aber nichts mehr und wir erklärten den Angeltag für beendet.
Der letzte Absatz müsste jetzt eigentlich wieder meine desaströsen Ruderkünste behandeln. Ich belasse es mal bei der Information, dass unser Boot fast eine Stunde nach Marko und JD am Steg und Parkplatz ankam. Für die routinierten Hechtangler von den Tightliners war das sicherlich ein weniger erfolgreicher Angeltag mit nur einem gelandeten Fisch, für mich war es allerdings eine tolle Erfahrung, zum ersten Mal auf einem Großgewässer mal richtig auf Hechte zu angeln und dabei auch erste Erfolge zu verbuchen. Ich war happy und trat mit komplett nassen Klamotten frierend aber zufrieden die Heimreise an. Für die Zukunft bleibt also festzuhalten: Ich benötige dringend mal ordentliche Outdoorkleidung für die ganz schmuddeligen Wetterkonstellationen! Neue Ruten, Rollen und Köder halten einfach nicht trocken.
Vielen Dank an Marko und JD für Einladung & Gewässerauswahl und an Sören fürs Rudern, ich freue mich schon auf den nächsten Trip ins Hechtrevier.
Gut, dass ihr euch nciht vom Wetter abgehalten habt zu angeln. So sieht richtiges angeln aus.
Bzgl. der Kleidung kann ich Geoff Anderson nur empfehlen 😉