Sternstunden beim Wolfsbarschangeln in Irland
Dies ist der zweite Teil des Berichts. Hier der erste Part des Irlandurlaubs.
Wir passten die Tide gut ab und waren rechtzeitig zur Primetime am Spot des Vorabends. Zunächst beobachteten wir kurz die Strömungen, um uns richtig zu positionieren. Im Wasser hatten wir alle sofort ein gutes Gefühl und das Adrenalin stieg. Philip fischte den Spot offensichtlich am besten von uns aus: er warf über die intensive Strömung hinweg, lies zunächst den Bügel offen bis der Tide Minnow von DUO noch einige Meter machte, klappte den Bügel um und lies die Köderführung fast ausschließlich von der Strömung übernehmen. Es funktionierte so gut, dass Philip in cirka 30 Minuten drei stattliche Wolfsbarsche bis Mitte 60cm an der gleichen Stelle aus den Fluten zauberte.
Der heiße Strömungsbereich entfernte sich leider step by step immer mehr von uns, so dass wir ihn nicht mehr erreichen konnten. Wir probierten einiges und änderten unter anderem den Winkel, doch die Wolfsbarsche standen offenbar sehr zentriert. Wir machten eine kleine Pause, versuchten wie Wolfsbarsch zu denken und bewegten uns in einen anderen Bereich des Hotspots, der uns in den nächsten 36 Stunden noch viel Freude bringen sollte. Um zu gucken, wo sich die silber glitzernden Bengel zu dieser Tide aufhielten, spielten wir cast and go, sprich zwei, drei Würfe und weiter. Sören konnte die Fangpause mit einem Zielfisch in mittlerer Größe auf einen Hogy Gummifisch beenden.
Tide, Erfahrung und Spot-Kenntnis
Die Tide war mittlerweile nicht mehr so richtig gut und wir daddelten so vor uns her und fingen noch ein, zwei kleine Wolfsbarsche, bis wir einem der wenigen einheimischen Angler über den Weg liefen. Er lief zunächst ein gutes Stück an Sören vorbei und marschierte zu einer anderen Stelle. Es wurde nett gegrüßt und sowohl der Ire als auch Sören warfen einen schnellen Blick auf das Tackle des anderen. Der ältere Herr war mit sehr hochwertigen Tackle unterwegs und ein großer Topwater Bait hing im Einhänger, eher untypisch für die angelnden Locals, die wir bis dahin sahen. Nach gut einer Stunde kam er auf dem Rückweg wieder vorbei, setzte sich zu Sören und die beiden unterhielten sich einige Zeit über alle möglichen Themen rund ums Angeln. Im Anschluss an das Gespräch lud er uns ein, mit ihm zusammen einen Spot in der Nähe zu fischen, der schwer zugänglich war. Da spätestens im Gespräch klar wurde, dass der Mann ein wahrer Fuchs ist und jahrzehntelange Erfahrungen über das Wolfsbarschangeln in Irland hatte, zögerten wir nicht lange.
Am seinem Spot, gab es auch sofort einige Bisse, Aussteiger und ein paar kleinere gelandete Fische. Erstaunlich war, dass der Fuchs, bei jedem Kontakt auf seine Uhr sah. Man konnte nahezu hören, wie er die verschiedenen Information zu Tide, Spot und Bedingungen in Relation setze und sie wohl für immer abspeicherte.
Kurz vorm Tidenwechsel legte uns der Fuchs noch einen anderen Spot ans Herz, an dem wir ab einer bestimmten Uhrzeit für cirka 30 Minuten eine gute Angellei erleben würden. Er verabschiedete sich unterdessen und empfahl uns mit einem Augenzwinkern am nächsten Morgen noch mal wieder zu kommen, um mit ihm zu fischen. Wir vermuteten, dass er tendenziell eher ein Mann ist, der untertreibt und nicht dramatisiert und waren daher äußerst gespannt.
Wolfsbarschangeln: Ein unvergesslicher Abend
Wir fanden uns etwas zu früh an dem empfohlenem Spot ein und machten mit der vielversprechenden Ankündigung im Hinterkopf die ersten Würfe. Nach gut fünf Minuten ging es langsam los. Philip bekam den ersten Biss. Sascha einen Wurf später den ersten guten Wolfsbarsch ans Band, der wild in der starken Strömung kämpfte und sich kurz vor der Landung abschüttelte. In der gleichen Sekunde bekam Sören einen heftigen Biss und entsprechende Gegenwehr im Drill. Wolfsbarsche sind in Relation zur Körpergröße sehr kampfstarke Fische und liefern starke Kopfschläge wie ein großer Zander und explosive Fluchten wie Hechte in bester Laune. Die heftige Strömung tat ihr übriges. Auch Sörens Fisch verabschiedete sich irgendwann im Drill, da die Haken, des vorm Trip gekauften Tide Minnow, aufbogen. Von da an wurden nur noch Ködern gefischt, bei denen wir die Haken ausgetauscht hatten und die fast geschlossene Bremse im Drill etwas gelockert.
Bei den nächsten Fischen waren endlich wir der Sieger und wir konnten einige irische Wolfsbarsche zwischen 50cm und 65cm landen. Das Fischen schien mit jeder Minute noch besser zu werden und so gab es auch den einen oder anderen Doppeldrill. Das Highlight war ein Dreifach-Drill: Sören hatte gerade einen Fisch um die 60cm am Band, Sascha gucke sich die Rute kurz an und machte selber den nächsten Wurf. Philip überlegte kurz bei der Landung an der schwer zugänglichen Stelle zu helfen, warf dann aber auch aus, da ja auch Sascha weiter fischte. Noch im Drill hieß es zweimal, “ja, nächster Woba” und wir drillten alle drei gleichzeitig und landeten jeweils unsere Fische.
Die Frequenz ließ dann langsam nach und wir machten uns bei recht weit fortgeschrittener Dunkelheit auf den beschwerlichen Rückweg zum Mietwagen. Am Wagen angekommen, standen wir noch immer völlig unter Strom und waren nicht nur auf Grund des Rückwegs völlig nassgeschwitzt. In diesem Moment, fragten wir uns langsam, was da soeben abging und teilten nicht nur dieses bis dahin einmalige Erlebnis, sondern bei der Heimfahrt auch den Geruch von einem Schweiß und Adrenalin Mix.
Auf der Rückfahrt viel uns auf, dass wir während der gesamten Aktion nicht ein Foto gemacht hatten, da jeder weitere Wurf den nächsten Fisch bringen konnte. Die Fisch-Geilheit hatte gesiegt.
Rolf und Buschi, die an diesem Tag auch ein paar Wolfbarsche fingen, konnten am Abend gar nicht so richtig glauben was wir Ihnen erzählten, aber auch sie wurden am darauffolgenden Morgen eines besseren belehrt.
Der krönende Abschluß der Irlandreise 2016
Die Tide war etwas anders als am Vorabend und so beangelten wir einen einen anderen Spot, denn jetzt hatten wir verstanden, wie der Hase in der Region so läuft. Sören und Philip starteten den Tag sofort mit einem Doppeldrill und zwei mittleren Wolfsbarschen.
Zum Glück war jetzt Rolf dabei, der sich nicht zu schade war, das ein- oder andere schicke Fangfoto zu knipsen, ohne selbst in dem Fangrausch zu verfallen.
So ging es dann erst mal munter weiter und es folgten noch etliche schöne Wolfsbarsche, wovon auch einige über 60cm groß waren, nur bei Sascha lief es irgendwie noch nicht so doll.
Bei den Ködern musste man sich cirka alle 20 Minuten auf die geänderte Strömung einstellen und so wurden diverse Köder von Gummis bis Hardbaits gefischt, einige davon werden wir am Ende des Artikels auflisten. Lediglich Oberflächenköder wurden bis zu diesem Zeitpunkt gänzlich verschmäht.
Als die Frequenz langsam ein wenig schlechter wurde, kam unser neuer irischer Freund vorbei und bot nach einem kurzen “Schnack” an, zwei Leute von uns mit zu einem seiner Topspots zu nehmen, an denen man eine fantastische Topwaterangelei erleben kann. Nach kurzem hin und her fuhren letztendlich Sören und Rolf mit und was da passierte, stellte wirklich alles von uns vorher erlebte in den Schatten, aber dazu gleich mehr.
Philip und Sascha machten sich auf dem Weg zu der Stelle, an der wir am Vortag auf eigener Faust starteten und Philip seinen schicken Mitte 60er Woba fing. Zunächst ging rein gar nix, bis auf einmal bei Sascha endlich ein richtig guter Wolfsbarsch, der in Dampf machte, einstieg. Die Landung glückte und das Messen ergab 66cm, da war die Durststrecke vom Morgen wieder schnell vergessen. Danach tat sich leider nichts mehr an der Stelle, also ging es zurück zu Buschi, der weiter den Spot vom Morgen beackerte.
Irisches Wolfsbarsch-Topwater-Spektakel
Rolf und Sören machten sich zügig gemeinsam mit dem Fuchs auf dem Weg zum Topwaterangeln und lauschten gespannt den Geschichten unseres “Gastgebers”. Rolf wollte sich aufs Fotografieren konzentrieren und hatte nicht mal eine Rute dabei. Unsere gesamte Ausrüstung bestand aus ein paar Ködern einer Kamera und einer Rute.
Am Spot angekommen, gab es eine kurzen Austausch, wer den ersten Wurf machen durfte. Sören setzte sich durch und so war es unser irischer Freund, der seinen Stickbait als erstes so weit wie möglich rausfeuerte. Zu Dritt verfolgten wir gespannt dem Lauf des Köders. Der Bait hatte gerade cirka 5m Strecke hinter sich gebracht, als es die erste Attacke gab. Das Wasser hinter dem Köder setzte sich langsam in Bewegung, spritze und schäumte dann plötzlich auf, doch der Fisch verfehlte den Bait. Es brauchte zwei weitere, sichtbare Attacken bis der Wolfsbarsch den Köder traf. Der Anhieb saß und so gab es beim ersten Wurf den ersten Fisch. Zufall?
Sören wartete bis der Fisch ausgedrillt war und machte dann 10m abseits auch seinen ersten Wurf und brachte den Duo Pencil 110 aufs Wasser. Umgehend begann mindestens ein Fisch den Bait zu verfolgen, wir konnte beobachten wie die erste Attacke ins leere ging, es aber parallel einen guten Biss gab. Sören hatte den Fisch kurz im Drill doch er verabschiedete sich wieder, was nicht schlimm wer, da es sofort die nächste Fehlattacke gab. Am Ende kurbelte Sören schnell ein um den Bait mit dem nächsten Wurf wieder in den heißen Bereich zu bringen. Dieses mal gab es quasi direkt nach dem Reinwerfen einen Splash an der Oberfläche. Der Haken saß und der Fisch lieferte einen guten Drill ab. Der Woba maß cirka 60cm und durfte ohne “Hero-Shot” wieder zu seinen hier offensichtlich zahlreichen Kumpels zurück.
Wer schon mal einen Schwarm raubende, durchdrehende Flußbarsche in einem See Topwater befischt hat, kann sich ansatzweise vorstellen, was da los war. Allerdings halt mit deutlich größeren und kampfstärkeren Barschen. Der Fuchs hatte angekündigt, dass wir cirka eine halbe Stunde lang richtig Spaß haben werden, aber es sollte deutlich länger gehen. Rolf kam mit seiner Kamera ins rotieren und wusste nicht wo er zuerst hingucken sollte oder fotografieren sollte.
Die Größe der Wolfsbarsche variierte stark. Häufig schienen die kleinen Wobas zielsicherer oder einfach nur aggressiver und schneller zu sein. So gab es zum Beispiel massive Fehlattacken, die man auch auf die recht große Distanz sogar hören konnte und man hakte dann aber “nur” einen 40cm Barsch. Der Schnitt lag jedoch cirka bei 50–55cm. Beim betrachten der Bilder im Nachhinein, haben wir festgestellt, dass sowohl der Fuchs als auch Sören jeweils einen Fisch jenseits der 70cm Marke hatten. Die Größe der Fische war in diesen Stunden allerdings nebensächlich.
Da der Fuchs mit einem Biologischem Institut zusammen arbeitet, wurden viele Fische vermessen, markiert und auch einige Schuppenproben genommen. Er übernahm in diesen Momenten das Markieren und Sören brachte ihm die Fische. Irgendwann war die “Markierungspistole” ( oder wie das Ding heißt ) allerdings leer, so dass er sich wieder voll und ganz aufs Fischen konzentrieren konnte.
Nachdem Sören schon über 10–15 Fische gelandet und Rolf einige “action shots” im Kasten hatte, wurden Rute und Kamera getauscht. Auch von Außen betrachtet, machte das Angeln richtig Spaß: Zwei Erwachsene Männer zu beobachten, die bei jeder Fehlattacke schreien, fiebern und letztendlich feiern, wenn er Fisch gehakt ist, hat schon was. Nachdem Rolf auch ein paar Fische gefangen hatte, wechselten wir uns mit dem Werfen ab. Der Deal war, dass nach jedem Fisch gewechselt wird, was teilweise nur ein Wurf war. Die Stimmung war natürlich äußerst ausgelassen, bei den diversen Doppeldrills wurde auch schon mal die Faust geballt. Definitiv ein Erlebnis, das keiner von uns jemals vergessen wird!
Das ganze Schauspiel dauert cirka dreieinhalb Stunden, in denen Sören alleine mindestens 35 Topwater-Wolfsbarsche landete. Wie viele es insgesamt genau waren, wissen wir nicht, aber schon so einige. Auch unser irischer Freund war von der Dauer überrascht, er hatte vermutet, dass diese Frequenz nur eine halbe Stunde anhält. So etwas hatte er in seinen ganzen Angeljahren auch eher selten erlebt.
Philip, Sascha und Buschi hatten in der Zwischenzeit am anderen Spot auch ein paar Fische gefangen, waren vom Ausmaß der Topwater-Session aber ziemlich überrascht. Wir hatten jetzt noch einige Stunden Angelzeit in denen wir es gemeinsam etwas ruhiger angehen ließen, konnten dabei allerdings noch weitere Fische bis Ende 60cm fangen. Irgendwann beschlossenen wir dann den Heimweg anzutreten, um diesen fantastischen Angeltrip bei einem leckeren Wolfsbarschfilet und einem kühlen Bierchen ausklingen zu lassen.
Fazit
Nachdem wir uns in den ersten Tagen jeden einzelnen Biss und Fisch schwerst erarbeiten mussten, viele Spots ausprobierten und weite Wege fuhren, wurden wir am Ende unheimlich reich beschenkt. Die Fische haben wir zwar alleine gefunden und am Ende gut gefangen, aber ohne den irischen Fuchs, wären es deutlich weniger Wolfsbarsche gewesen. Vor allem die “kranke” Topwater-Session hätten wir so vermutlich nicht erlebt. Daher auch an dieser Stelle noch mal vielen Dank für das diese unvergessliche Erinnerung, von denen wir noch unseren Enkeln erzählen werden! Wir schulden dir mindestens noch ein Bier.
Tackle, das wir zum Wolfsbarschangeln empfehlen können:
- Zanderruten mit cirka 50gr. Wurfgewicht
- 4000er Stationärrollen, wenn es etwas hochwertiges fürs Salzwasser sein soll, dann z.B. die Shimano Biomaster
- Baits: Gummifische, die man weit werfen kann, wie den Fat Swing Impact, schlanke Wobbler mit einer überschaubaren Aktion, Topwater Köder in 10cm oder größer
- 2015 waren große Hogy Softbaits am beschwerten Offset Haken der beste Köder
- Geflochtene Schnur mit ca. 10kg Tragkraft
Links:
Wolfsbarsch Angelurlaub 2018
Erster Teil des Berichts vom Wolfsbarschangeln 2016
Unser erster Irland Trip 2015
Viele nützliche Tipps zum Wolfsbarschangeln findet Ihr im Buch von Robert Staigis, welches wir Euch ans Herz legen möchten.: Wolfsbarsch — Erfolgreiche Angeltechniken & Plätze
Update: Mittlerweile waren wir einige Male in der Region zum Wolfsbarschangeln und hatten jedes Mal eine großartige Zeit. Wer uns beim nächsten Mal begleiten möchte, der findet hier den passenden Link zur Irlandreise.
Hey Man, Nice report, & pics… Your hard work was rewarded, many people think Ireland is easy fishing, it’s not, you still have to put in the work for success … You can get me a beer for sure if you come again. Good luck, & good bye for now…Fox.