Angeln in Schwedisch Lappland
Fische im Fressrausch - DaF Leserreise nach Schwedisch Lappland
Anfang dieses Jahres kam die Idee auf, eine sogenannte Leserreise zu organisieren. Der Hintergrund war, dass wir ein schönes Erlebnis für Leser und Blogger kreieren wollten. Die Destination war zunächst unklar, doch bei abendlichen Gesprächen mit Carsten von Pukka Destinations kristallisierte sich Lappland schnell als perfektes Reiseziel heraus. Bis dato hatte er lediglich für Fliegenfischer Reisen in den schwedischen Teil Lapplands organisiert, in dem circa 2000 Gewässer auf den Angler warten. Die Hauptzielfische Äsche, Bachforelle, Arktischer Saibling, Hecht, Barsch und Lachs sind aber natürlich auch mit der Spinnrute erfolgreich zu befischen.
Mein persönlicher Fokus der Reise lag darauf möglichst unberührte Natur zu erleben, eine für mich neue Spezies zu fangen und den Geldbeutel zu schonen. In gemeinsamer Absprache mit den weiteren Teilnehmern Dawid, Robert und Dennis, die sich nach der Veröffentlichung der geplanten Reise meldeten, beschlossen wir einen sogenannten Basic Trip zu starten. Sprich es ging mit dem Flugzeug nach Kiruna und anschließend mit dem Helikopter in die – aus der Perspektive eines Stadtmenschen – Wildnis. Von einem festen Camp (Zelt) aus wollten wir zu Fuß die Gegend und die umliegenden Gewässer erkunden. Die oben genannten Zielfische sind nur bedingt miteinander kombinierbar, so muss man zum Saiblingangeln in höher gelegene Regionen und zum Lachsfischen ist ein Guide empfohlen. Wir entschieden unser Hauptaugenmerk auf Äschen, die noch niemand von uns gefangen hatte, und Bachforelle zu legen.
Vorbereitungen zur Lapplandreise
Da keiner von uns vieren bis dahin einen vergleichbaren Trip unternommen hatte, gab es im Vorfeld einiges an Vorbereitungen, bei denen Carsten uns mit vielen Tipps zur Seite stand. Wir organisierten uns zum Beispiel ein Satellitentelefon, um im Notfall Kontakt zur Außenwelt herstellen zu können. Auch wenn man das Telefon im Optimalfall nicht benötigt, sind 60,- Euro sicher gut investiertes Geld, denn mit einem Handynetz sieht es in der schwedischen Tundra eher schlecht aus. Im Vorfeld der Reise hörten wir diverse Geschichte über die Mückenplage, die einem gepflegt auf die Nerven gehen kann. Die in Deutschland handelsüblichen Sprays kann man jedoch getrost in der Drogerie lassen, wirkungsvoll ist hingegen 40%iges Deet Insektenspray, wirklich sehr empfehlenswert. Ich organisierte mir im Vorfeld auch Outdoorkleidung der Marke Craghoppers, die für recht kleines Geld funktionelle und vor allem stichfeste Kleidung anbieten. Wie gut vorbereitet man so einen Trip startet, muss natürlich jeder für sich selber entscheiden, wie sagte ein Verkäufer eines großen Outdoorladens in Hamburg so schön, „Zelt, Schlafsack und ein Messer schaden nicht, der Rest ist Luxus.“
Anreise nach Lappland — mit Flugzeug und Helikopter in die Tundra
Als es endlich los ging waren wir natürlich heiß wie Frittenfett. Mit Rucksäcken und stabilen, selbstgebauten Rutenrohren, in denen diverse Spinnruten, Baitcaster und Fliegenruten Platz fanden ging es Richtung Flughafen. Die Anreise verlief problemlos und nach ein paar Stunden saßen wir bereits mit einem Mitarbeiter der Lodge im Auto, um Vorräte für die Woche zu kaufen. Für einen Zwischenstopp im lokalen Angelladen, bei dem wir noch ein paar fängige Fliegen und Nymphen erwarben, und einem Shop für getrocknetes Rentierfleisch, war allerdings auch noch Zeit. Bei der Einweisung in der Lodge, von der wir mit dem Helikopter starten sollten, kam dann die Ernüchterung: Das Wetter war so schlecht, dass die Helis nicht fliegen konnten. Genauer, wir und weitere Gruppen konnten nicht rausfliegen und wiederum andere saßen irgendwo draußen in der Tundra fest. Bei einem Bierchen wurde daher erstmal in Ruhe besprochen, wo es genau hingehen sollte. Dies wird, wie bereits angesprochen, individuell je nach Zielfisch ausgerichtet. Nun hieß es warten. Das Wetter kann sich in Lappland sehr schnell ändern, daher hielten sich die Verantwortlichen der Lodge mit Infos bedeckt und machten keine Versprechungen zum Abflugtermin. Letztendlich war es so, dass wir bei einem kleinen Whiskey, Angelvideos und Gesprächen mit anderen Anglern den Abend verbrachten und später im Regen unser Zelt neben der Lodge aufbauten. Auch am nächsten Tag brauchten wir noch Geduld bevor wir endlich an der Reihe waren und in den Helikopter steigen konnten. Doch bereits der 25 minütige Flug über die wunderschöne Landschaft entschädigte den kleinen Rückschlag am Start und dabei waren die Schnüre immer noch nicht nass.
Ankunft am Fluß‑, Seensystem und erste Fische
Die Landung erfolgte direkt neben einem kleinen Fluss, der zwei Seen miteinander verband, zur Linken eine Stromschnelle und zur rechten zwei vielversprechende Pools mit tieferen Wasser. Ohne einen Fisch gefangen zu haben, wussten wir bereits in diesem Moment, bei der Betrachtung dieses traumhaften Fleckchens Erde, dass wir schon am Ziel unserer Reise waren.
Das Camp wurde in Windeseile aufgebaut, die Vorräte verstaut und endlich hatten wir die Ruten in der Hand. Dennis und ich schnappen uns zunächst kleine Spinnruten und jeweils einen nagelneuen kleinen Hardbait, der für Bachforellen gedacht war, und stellten uns an den Pool vor unserer „Haustür“. Nach dem ersten Auswurf dauerte es gefühlt zehn Sekunden bis wir uns wortlos umdrehten und zurück zum Camp gingen, um unsere Hechtruten zu holen, jeweils um einen geilen Köder ärmer.
Ausgestattet mit Titanvorfach und Swimmbaits brauchten wir beide nur drei Würfe, um die ersten beiden 90+ Hechte der Tour zu landen, unzählige weitere sollten folgen. Der Start, der Spot, die Fische, das Wetter – wie aus dem Bilderbuch. Das Einzige, was sich ändern sollte, war das Wetter.
Das Angeln in Schwedisch Lappland — Äschen, Forellen und Hechte
Nach den ersten Fängen gesellten sich Dawid und Robert schnell zu uns, und auch sie konnten ihre ersten Fische fangen. Roberts erster Esox maß 103cm, wie wir beim zweiten Fang des Fisches einige Tage später feststellten. Nach diversen Hechten in den beiden angesprochenen Pools schnappte ich mir die 10Gramm Rute, montierte einen meiner Lieblingsköder für Bachforellen, den DUO Spearhead Ryuki, und fischte den Bereich der Stromschnelle ohne Stahl oder Titan ab, da ich hier nicht mit Hechten rechnete. Falsch gedacht, nach einem zünftigen Biss und kurzem Drill verabschiedete sich auch dieser Bait. Ich nahm dies zum Anlass das Stroft Fluorocarbon stärker zu wählen, den Spot zu wechseln und erst mal einen 3er Mepps zu fischen, der mir ein paar Würfe später die erste Äsche meines Lebens bescherte. Die Mission mit einer neuen Spezies war also bereits nach kürzester Zeit erfüllt. Dawid fischte nach den ersten Erfahrungen übrigens fortan mit einem feinen Titan Vorfach, was die Fänge keineswegs schmälerte.
Äschen auf unterschiedlichste Spinnköder
Die ersten Äschen waren für uns alle etwas besonders und jeder einzelne wird seinen ersten „Greyling“ sicherlich nicht vergessen. In den folgenden Stunden beziehungsweise Tagen stellten wir allerdings fest, dass es an der Stelle, an der wir uns befanden, keine Kunst war mal schnell 15–20 Äschen zu fangen. Es gibt nur eine kurze Zeit im Jahr, in der die Fische in Lappland Nahrung im Überfluss finden und diese müssen sie nutzen. Es war Primetime. Wir fingen zusammen hunderte von Äschen auf alle erdenklichen Köder wie Spinner, Wobbler bis 7cm, 5“ Gummis, Trockenfliegen und Nymphen. An der Spinnrute fischte ich ab dem zweiten Tag nur noch kleine Popper, wie den Illex Chubby 42 UL in der Farbe Kanabun. Die Bissverwertung zwar nicht sonderlich gut, was aber durch teilweise komplett aus dem Wasser springende Äschen bestens egalisiert wurde.
Angeln mit der Fliege (inkl. Hecht auf Trockenfliege)
Während Dawid und Dennis häufiger mit Hardbaits versuchten selektiert größere Äschen zu fangen, hatten Robert und ich großen Spaß daran unsere bescheidenen Wurffähigkeiten mit der Fliegenrute zu verbessern. Das Fischen mit der Trockenfliege ist hier besonders hervorzuheben, die größeren Äschen bis gute 50cm bevorzugten allerdings Nymphen. An vielen Stellen reichte ein simpler Rollwurf aus, um interessante Ecken zu befischen, wenn dann eine 45cm+ Äsche in knackiger Strömung die angebotene Nymphe wegschlürfte, erlebte man einen fantastischen Drill an der Fliegenrute der Klasse 4 oder 5.
Gerne hätte ich auch mit der Fliegenrute auf Hecht gefischt, doch leider hatten wir keine passende Ausrüstung dabei. In Lappland geht es allerdings auch ohne passendes Tackle: Am ersten Tag, an dem ich mit der Fusselrute rumwedelte, fischte ich in einem ruhigeren Bereich des Flusses hauptsächlich mit Trockenfliegen und fing viele Äschen zwischen 25 und 35cm. Irgendwann wurde meine Fliege dann von einem besseren Fahnenträger weggenascht. Die Äsche zog kurz in die Strömung, bevor ich sie wieder Richtung Pool dirigieren konnte, hier gab es komischerweise plötzlich einen heftigen Ruck in der Rute, den ich zunächst nicht zuordnen konnte und vermutete eine Äsche jenseits der 50cm Marke, die nochmal richtig Gas gab. Der folgende Anblick versetzte mich kurz in Ekstase: Meine Trockenfliege im Maul einer guten Äsche und diese wiederum zwischen den Zähnen eines schönen Hechtes. Ein sehr geiler Anblick. Da ich natürlich beide Fische landen wollte, rief ich schnell die Jungs, damit sie einen Kescher vorbeibringen. Da der Esox seinen Griff nicht lockerte gelang die Landung und ich konnte zwei schöne Fische auf eine Klinkhammer-Fliege verbuchen. Jeder von uns hat sicher seine persönlichen Highlights der Angelreise, obiges gehört für mich definitiv genauso dazu wie zwei Hechte mit einer Gesamtlänge von zwei Metern, die in zwei Würfen auf einen Buster Jerk einstiegen.
Bachforellen
Im Gegensatz zu den extrem zahlreich vertretenen Äschen und Hechten mussten wir die Bachforellen schon intensiver suchen. Dawid zeigte uns glücklicherweise schon am ersten Tag, dass welche vorhanden sind und fing, im Vergleich zu den folgenden Forellen, eine erstaunlich silberne 48er Bafo auf einen uralten Rapalla Wobbler (am Titanvorfach), den er in einem ruhigeren Bereich hinter einem großen Stein präsentierte. Ein wunderschöner Fisch! In den folgenden Tagen konnten wir einige schöne Forellen überlisten, Dennis war hier ganz vorne dabei und fing zum Beispiel zwei Bachforellen in kürzester Zeit an der gleichen Stelle.
Tagestrips durch die schwedische “Wildnis” — genug Essen
Zu Fuß starteten wir Tages- oder Halbtagestrips, um die Gegend der schwedischen Tundra und neue Gewässerabschnitte zu erkunden. Bis dato von uns unbefischte Gebiete waren in Bezug auf Hecht und Äsche immer extrem erfolgreich. Der Weg dorthin war teilweise allerdings sehr mühselig. Durch viel Regen vor und während unseres Trips, gutes Wetter hatten wir nur am ersten Tag, war die Uferlandschaft extrem schwer zu begehen, auch wenn man einem Rentierpfad folgte. Das Waten durch den Fluß bei stetig steigendem Wasserpegel und stärker werdender Strömung tat das Übrige. Nach einem langen Angeltag fielen wir meistens totmüde in den Schlafsack. Um nicht zu entkräften, achteten wir darauf immer gut zu essen. Wir zehrten einerseits von unseren Einkäufen vom ersten Tag, grillten aber auch mal ein Barsch- oder Forellenfilet über dem Feuer beziehungsweise Campingkocher. An zwei Tagen bekamen wir trotz intensiver Bemühungen und diverser Hilfsmittel, wie Birkenrinde und Alkohol, kein Lagerfeuer angezündet, da durch den pausenlosen Regen an diesen Tagen einfach alles komplett nass war. In solchen Momenten waren froh über den Campingkocher und konnten einen Becher heißen Tee und Bachforellenfilet von einem gespaltenem Birkenstück noch bewusster genießen.
Hier noch zwei kurze Anekdoten zur Gefräßigkeit der Fische:
— Wir fanden jeweils eine Bachforelle, eine Äsche und einen kleinen Hecht, die sich wohl etwas übernommen hatten und an einem halb verschlungenen Lemming verendet sind.
— Ein Barsch klaute mir meinen frisch montierten 5“ Easy Shiner vom Jig, den Dennis später im Magen des Fisches wieder fand. An dem Spot hatten wir zu zweit circa 20 Minuten geangelt.
Die Bissfrequenz nahm über die Tage an den am meisten befischten Stellen allerdings ab. Ob dies am steigenden Wasserpegel, anderen Einflüssen lag oder sich ein Lerneffekt einstellte ist schwer zu sagen. Wenn wir die Strecke vorm Camp noch ein bis zwei Wochen länger befischt hätten, wären wir vermutlich irgendwann bei deutschen Verhältnissen angelangt.
Für uns als Einsteiger war dieser Trip definitiv perfekt gewählt. Nächstes Mal, werden wir allerdings ein Kayak oder Belly Boat mitnehmen, um noch etwas flexibler zu sein und die Seen besser befischen zu können, in denen es Bachforellen bis fünf Kilo geben soll.
Ein großes Dankeschön an Carsten von Pukka-Destinations.com, der uns im Vorfeld der Reise tatkräftig unterstütze und uns mit diversen Tipps und Informationen versorgt hat.
Wenn Ihr selber eine Reise nach Lappland plant, Fragen habt, Tipps benötigt oder eventuell bei unserer nächsten Reise dabei sein wollt, dann kontaktiert uns einfach bei Facebook oder schreibt uns eine Mail.
UPDATE: Auch 2017 wird es wieder eine Reise nach Lappland geben
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Hallo Sören
Vielen Dank für deinen super Bericht! Ich plane im nächsten Jahr auch nach Kiruna zu gehen. Kannst du mir sagen, wo ihr genau wart? An welchem Datum wart ihr? Ich habe schon Breichte von da gefunden, die fanden, es sei viel zu warm gewesen.
Danke! Moritz
Moin Moritz,
wir wurden damals ja mit dem Heli ausgeflogen. Ich könnte es auf Maps mit viel Aufwand reproduzieren, ist aber relativ egal wo wir genau waren. Einer der Teilnehmer hat letztes Jahr nochmal den gleichen Trip gemacht und wurde zufällig wieder an exakt den Spot geflogen. Mittlerweile ist der wohl etwas ausgelutscht…
Wir sind im Juli gereist. Das Wetter ist da oben nicht vorhersehbar. Im Juli kannst du 5 oder 25 Grad haben.
Wenn du eine Reisebegleitung für die Ecke suchst, dann schau dir das mal an: https://dicht-am-fisch.de/shop/fliegenfischer-reise-lappland
Gruß, Sören
Moin Andreas, melde dich gerne mal per PN oder Email. Wenn du einen genauen Betrag möchtest, dann müssen wir eh mal mit Carsten von pukka-destinations schnacken, da der Preis durch verschiedene Faktoren variiert (Dauer, Zielfische, Länge des Helikopterflugs etc.)
hallo, könnt ihr mal sagen was die reise gekostet hat? danke
Gerne Marco!Ist wirklich ein Traum da oben, wenn du die Gelegenheit hast, dann schau es dir mal selber an.