Angeln am Ebro — Spanien
Barsch, Zander, Wels und Schwarzbarsch am Ebro in Mequinenza
Ende April ging es für eine Woche mit Torsten, Olaf und Mike an den Ebro nach Spanien, genauer nach Mequinenza am unteren Ebro Stausee. Die Vorfreude war riesig, da der Ebro bekanntermaßen große Fische wie Wels, Flußbarsch, Zander und Schwarzbarsch beherbergt.
Die Anreise nach Spanien
Die Anreise nach Mequinenza erfolgte mit dem Auto, der große Vorteil ist natürlich, dass man sein gesamtes Tackle transportieren kann und nicht auf andere Parteien wie Fluggesellschaften angewiesen ist und die Ausrüstung gegebenenfalls nur zur Hälfte oder in Bruchteilen ankommt. Sein Tackle schrottet und reduziert man doch am liebsten selber. Nachteil der Anreise mit dem Auto ist natürlich die lange Fahrt. Wir hatten uns ordentlich Puffer für Staus etc. eingeplant und hatten daher teilweise ausgiebige Pausen, weil die Straßen insgesamt sehr frei waren. Auch eine kleine “Sightseeing Tour” von cirka 2 Stunden in Lyon war drin, bei der wir letztendlich vergeblich versuchten, “den besten Gockel der Welt” zu essen, Zitat Ende. Der Versuch scheiterte kläglich, da wir nicht einen Laden fanden, der den begehrten Hahn anbot. Dafür kennen wir uns jetzt im Citybereich Lyon’s ganz gut aus, schöne Stadt.
Auch wenn Torsten gefühlt 99% der Fahrt am Steuer saß und wir so viel Zeit zum Schlafen hatten, waren wir sehr froh als wir nach cirka 24 Stunden Fahrt endlich in Mequinenza ankamen. Wie bereits bei der Abfahrt in Deutschland und der Durchquerung von Luxemburg, Frankreich und Spanien regnete es. Ein massives Tiefdruckgebiet hatte quasi ganz Europa eingenommen. Wir ließen uns davon jedoch nicht die Laune verderben, schließlich waren wir endlich am Ebro und alle richtig heiß aufs Angeln.
Angeln am oberen Ebro Stausee in Mequinenza, Spanien
Da Torsten in Mequinenza quasi zu Hause ist, hörten wir uns erstmal bei den Guides um. Angedacht war zum Beispiel eine Spinntour auf Waller mit Peter Malik, der uns auf Grund der Bedingungen jedoch davon abriet. Der viele Regen hatte kalten Wasser aus den Bergen in den Ebro gespült, weshalb die Wassertemperatur innerhalb einer Woche drastisch fiel. Nach weiteren Gesprächen beschloßen wir unser Boot, ein Carolina Skiff mit 50 PS an den oberen Stausee bringen zu lassen. Währenddessen gingen wir einkaufen, bezogen das Appartement mit Blick auf den Ebro und machten unser Tackle startklar. Der Himmel hatte mittlerweile etwas aufgeklart und so ging es am frühen Nachmittag bei Sonnenschein und starkem Wind das erste mal auf den oberen Stausee.
Zander, Flußbarsch und Schwarzbarsch am ersten Tag — der Ebro ist uns gnädig
Auf Grund des starken Windes und der fortgeschrittenen Tageszeit fuhren wir gar nicht weit auf den Ebro hinaus und fischten quasi um die Ecke. Da auch Torsten, er war bereits cirka 20 Mal am Ebro, die Bucht jedoch auch nicht kannte, hieß es testen und ausprobieren. Wir starteten in cirka 15 Meter Tiefe und ließen uns Richtung Ufer treiben. Was für mich ungewöhnlich war, waren die teilweise extrem steil abfallenden Kanten, so hatte es in 2–3m Distanz zum Ufer durchaus mal 6–7m Tiefe. Zunächst ging gar nichts und wir beschloßen ein wenig mit verschieden tief laufenden Hardbaits zu schleppen um die Tiefenstruktur der Bucht kennenzulernen.
In einer etwas flacheren Ecke der Bucht sahen wir kleine Lauben in Ufernähe vor einer Schilfkante. Hier ankerten wir das erste Mal und fischten den gesamten Bereich intensiv ab. Es dauerte nicht lange bis ich die ersten spanischen Flußbarsche fangen konnte. Kurz darauf legte Mike nach, der einen kampfstarken Fisch am Band hatte. Ein guter Schwarzbarsch hatte sich den kleinen Crankbait einverleibt, könnte sich jedoch leider wieder losschütteln. Keine fünf Minuten später folgte die nächste Attacke. Ein cirka 60er Zander hatte sich den flach laufenden Megabass Baby Griffon in der Farbe Table Rock kurz vorm Boot über cirka 10 Meter tiefen Wasser geschnappt. Ein richtig schöner Fisch, der wie alle anderen Fische, die noch kommen sollten, schnell wieder baden gehen durfte. Als die Bissfrequenz nachließ wechselten wir den Spot und angelten von nun an auf einem Plateau, bei dem es von 12–15 Metern schnell auf 5–6 Meter Tiefe anstieg. Hier konnte ich die ersten Zander bis 60 cm der Tour fangen, während ich es “ganz normal” mit Gummi am Jig probierte, angelte Mike mit dem E‑Rig, was auch gut funktionierte.
Nachdem wir es anschließend an ein paar weitere Spots probierten, wechselten wir wieder an die Stelle mit dem Futterfisch in Ufernähe. Hier wurde mittlerweile aktiv geraubt und ließ also ein paar hungrige Räuber vermuten. Wir ankerten wieder in einiger Distanz, so dass wir soeben ans Ufer werfen konnten. Zunächst auf Grund des starken Seitenwindes mit Jigs um die 10 Gramm. Bereits nach den ersten Würfen kamen ein paar mittelgroße Flußbarsche aus den Fluten. Als der Wind etwas nachließ wechselte ich auf einen leichteren Jig und bestückte ihn mit einem 4″ Swing Impact in der Pro Blue/Red Pearl. Ich warf den Köder mitten ins Schilf, in cirka 50cm tiefes Wasser und jiggte den Köder nur leicht an. Bei der zweiten Absinkphase gab es einen unglaublich brachialen Einschlag in der Rute und ein richtig heißer Tanz begann. Der Fisch schoß mit rasanter Geschwindigkeit aus dem Schilf ins tiefere Wasser. Das dies kein Zander sondern ein Barsch war, wurde also sehr schnell klar — nur was für einer? Die Frage wurde nach einer wilden Flucht mit einem Sprung auf dem Wasser beantwortet. Ein richtig großer Schwarzbarsch hatte sich den Köder geschnappt und versuchte nun alles, um den Haken wieder loszuwerden. Der Drill war wirklich der Wahnsinn, immer wieder schoß der Schwarzbarsch nach einer Flucht mit seinem massigen Körper wild schüttelnd durch die Luft. Mein Adrenalinspiegel war am Limit! Zwar nahm ich immer wieder die Rute runter, um den Bass am springen zu hindern, doch ein guter Teil des Drills fand in der Luft statt, ein unglaublich geiles Spektakel, was ich so noch nie erlebt hatte. Ich angelte mit einer selbst aufgebauten 15 Gramm Rute von Kumpel Dennis, einer 1000er Rarenium, STOFT GTP R (4Kg) und STROFT FC1 (3Kg). Die Bremse war beim Anhieb sehr fest eingestellt und wurde im Drill nur wenig gelockert, so dass die Rute teilweise bis ins Handteil gebogen war. Letztendlich konnte Torsten diesen prächtigen Barsch mit der Hand landen und mir für ein paar Fotos übergeben. Die Freude war natürlich riesig! Der Trip an den Ebro hatte sich für mich jetzt schon gelohnt, mein erster Schwarzbarsch und gleich ein richtig guter. Danke Torsten! Nach wir noch ein paar weitere Fische fangen konnten, ließen wir den Abend bei einem Steak und einigen spanischen Kaltgetränken ausklingen.
Zander und Wels am oberen Ebro Stausee
An den folgenden 2–3 Tagen hatte sich das Wetter nochmal verschlechtert und es regnete durchgehend wie aus Eimern. Immerhin hatte der Wind etwas nachgelassenen und wir konnten weiter entfernte Buchten auf dem oberen Ebro Stausee anfahren. Torsten fuhr uns an Plätze, an denen er in den letzten Jahren tolle Zander gefangen hatte und auch regelmäßig ein besserer Wels beim Spinnfischen einstieg. Zunächst war es jedoch recht zäh und wir bekamen wenig Bisse, daher wechselten wir immer wieder die Spots. Irgendwann hatten wir die Zander dann auf 8–10Meter Tiefe gefunden und wir hatten eine tolle Bissfrequenz. Das Angeln hat richtig Spaß gemacht auch wenn die Zander im “nur” zwischen 40 — 65cm groß waren. Torsten riet uns an den meisten Spots dazu härtere Ruten zu fischen, da immer wieder ein Wels einsteigen kann. Dies passierte dann auch am zweiten Tag zweimal innerhalb von recht kurzer Zeit. Beim ersten Wels war ich schon leicht überrascht als ich auf einen am Grund liegenden Gummifisch einen richtig harten Einschlag bekam. Auch wenn der Wels eher klein war, hat der knackige Drill schon Spaß gemacht und ich konnte mich über meinen ersten Ebro Wels freuen.
Nachdem es bei mir an den ersten beiden Tagen richtig gut lief, kamen an den nächsten Tagen Mike, Olaf und Torsten immer besser in Anfahrt und konnten tolle Fische fangen. Neben zig Zandern konnten auch noch kleinere Schwarzbarsche und Welse gefangen werden.
Bei Olaf rechneten wir kurzfristig mit einem besseren Wels. Zum Vorschein kam dann jedoch ein gehakter Schuppenkarpfen der sich an der Zanderrute austoben durfte. Besonders an den letzten Tagen des Trips kamen die Karpfen immer mehr in Fahrt und begannen mit Ihrem Laichgeschäft. Ein wirklich tolles Spektakel wenn man Trupps von großen Karpfen beobachten kann, beziehungsweise sie in den Schilfgürteln stundenlang ohne Pause eine laute, wilde Orgie feiern. Wir versuchten aus dem Spektakel einen Nutzen zu schlagen und versuchten es in flacheren Bereichen mit großen Ködern auf bessere Welse, leider ohne Erfolg. Wie Waller waren entweder nicht vor Ort oder ignorierten unsere Köder gänzlich. Dies sollte dann bei einem Welsansitz mit geändert werden, schließlich wollten wir mindestens einen dicken Waller drillen.
Welsangeln mit Tom Grabitz
Nachdem wir beim Spinnangeln vergeblich versuchten einen großen Wels an den Haken zu bekommen, verabredeten wir uns mit dem erfahrenen Welsguide Tom Grabitz zum Ansitzangeln. Die Auslosung am Abend zuvor ergab, dass ich den ersten Biss übernehme. Natürlich ein super Los, da ich mir sicher war, das mindestens ein 2 Meter + Wels einsteigt. Wir angelten schließlich mit 8 Ruten an einer wirklich sehr gut aussehenden Stelle. Das Welsangeln gestaltete sich zunächst schwierig, da unglaublich viel Dreck den Ebro hinab trieb. Das Highlight war ein selbstgebautes Floß, welches Torsten aus der Schnur wirren durfte. Nachdem wir die Schnüre mit Gewichten absenkten, hatten wir endlich unsere Ruhe und wir konnten uns die Wartezeit auf den ersten Biss versüßen. Das Warten klappte hervorragend, wir hatten jede Menge Spaß und genossen das endlich gute Wetter. Tom, ein waschechter Berliner, erzählte uns viel wissenswertes über das Welsangeln und war auch für andere Anekdoten abseits des Angels gut, ein Guide, den ich definitiv weiter empfehlen kann. Insgesamt war es ein sehr amüsanter Tag, einen Biss bekamen wir an diesem Tag jedoch nicht. Da der 2 Meter Waller also immer noch auf der “to do” Liste steht, war es sicherlich nicht mein letzter Trip an den Ebro.
Spinnfischen vom Boot auf dem unteren und oberen Ebro Stausee
An den letzten Tagen befischten wir auch den unteren Stausee vom Boot aus. Ziel war es immer noch einen dicken Wels ans Band zu bekommen. Gefangen haben wir jedoch nur kleinere Kandidaten. Dafür gingen ein paar bessere Barsche und auch Zander an den Haken. Torsten erwischte dann auch noch den besten Zander der Tour, erstaunlicherweise auf ein Wurmbündel an der toten Rute. Grundsätzlich gilt zu beachten, dass man mit gut gefüllten Köderboxen an den Ebro fahren sollte. Ich hatte mich im Vorfeld ordentlich im Anglershop Brüggen eingedeckt. Einiges davon habe ich an alten Olivenbäumen unter Wasser hängen lassen. Der Ebro ist definitiv ein sehr händlerfreundliches Gewässer. Wer keine Lust auf eine Köderschlacht hat, der sollte verstärkt auf Finesse Rigs setzen und den Haken leicht das Gummi stechen, so kann man seine Abrisse deutlich reduzieren.
Auch wenn bei dem Ebro Trip nicht alle Wünsche in Erfüllung gegangen sind, war es eine super Tour mit den 3 Jungs, die ich so schnell nicht vergessen werde. Wir konnten schöne Fische fangen, haben aber auch noch Luft nach oben gelassen. Der 2m+ Wels kommt dann sicher bei der nächsten Tour, bei der ich sicher auch mehr auf Schwarzbarsch angeln werde, da diese Fische es mir wirklich angetan haben. Vielen Dank nochmal an Mike, Olaf und vor allem Torsten für diese super Tour, wir sehen uns am Wasser.
Der Schwarzbarsch war definitiv einer meiner schönsten Fische bis dato. Was ist bis jetzt EUER bester Fang?
Gruß in die Runde,
Sören
Klar Steffen Smettan! War der Wahnsinn, werd sicher nochmal fahren und viel intensiver auf die Jungs angeln. Unglaublich geile Fische, jetzt kann ich so einiges nachvollziehen…
Danke Yusuf
ein schöne Angelnabendteuer von DAF.… ich drück daun.…