Meerforellenangeln in Boltenhagen — Mecklenburg Vorpommern
Sternstunden beim Mefofischen an der Ostsee
Hier ein Nachtrag vom Meerforellenangeln an der schönen Ostseeküste Mecklenburg-Vorpommerns aus dem April.
Mein Onkel Gerd fragte mich kurzfristig, ob in nicht Lust hätte mit ihm an die Küste zu fahren, um den Meerforellen an der Ostsee nachzustellen. Bei solchen Anfragen lasse ich mich natürlich nicht zweimal bitten. Kurz die Bedingungen wie Wassertemperatur, Strömungen und Wind gecheckt und am nächsten Tag ging es dann um 4:15 Uhr Richtung Ostseeküste, genauer gesagt nach Boltenhagen. Bis dato war ich in diesem Jahr zweimal am besagten Spot, ohne jedoch großartigen Erfolg zu haben. Die eine Tour blieb mir eher auf Grund des Muskelkaters länger in Erinnerung, da ich mit Angelkollege Philip am beziehungsweise im Wasser richtig Meter gen Westen machte und alleine der Rückweg in der Dunkelheit über eine Stunde dauerte.
Am Parkplatz angekommen war ich wiedermal der erste, der umgezogen war. Mein Onkel der mittlerweile mindestens 60 Jahre Angelerfahrung hat, brauchte noch ein paar Minuten und jeder kennt sicherlich diese langen Minuten des Wartens, wenn man eigentlich schon anfangen könnte zu fischen. So sagte er, dass ich ruhig schon mal losgehen könnte. Im Nachhinein betrachtet wollte der alte Fuchs eventuell aber auch nur detaillierter mit dem einheimischen Angler sprechen, der gerade am Parkplatz hielt. Mir war es wurscht, ich wusste wo ich hin wollte und zog, das erste Riff im Hinterkopf, los. Das Riff war jedoch schon besetzt, da ich lieber alleine fischen wollte ging ich weiter, wohlwissend, das noch ein paar interessante Ecken kommen.
Bereits beim ersten Schritt ins Wasser ahnte ich böses, die Bestätigung folgte schnell: Wathose kaputt! Nicht nur ein leicht benetzter großer Zeh, nein, kompletter Wassereinbruch. Das gute Stück hatte mir über Jahre treue Dienste erwiesen aber nun hatte sie ihren Zenit erreicht, äußerst ärgerlich. Aber egal, weiterangeln. Das Wasser war schließlich mit fünf bis sechs Grad nicht allzu kalt. Sobald ich aus dem Wasser trat, sank der „interne Wasserstand“ immerhin auf das Ende der Gummistiefel, was das Ganze nur begrenzt vereinfachte. Mittlerweile hatte ich schon ein paar Spots getestet, hatte jedoch die ganze Zeit eine bestimmte Bucht im Kopf, also weiter. Als ich schließlich beim anvisierten Spot ankam, war meine Laune aufgrund der komplett nassen Unterbekleidung und des langen Weges absolut im Keller. Bei einem kleinen Snack schaute ich mir den Spot nochmal genauer an und beschloss hier nun zu verweilen und die Stelle komplett auszufischen.
Bereits nach kurzer Angelzeit hatten sich die Mühen gelohnt, denn ich bekam einen knallharten Biss auf einen meiner lieblings Meerforellenblinker, den Möre Silda in grün/weiss. Der Anhieb saß und der Tanz begann. Die kräftige Meerforelle machte diverse Fluchten und Sprünge, ein Drill wie aus dem Bilderbuch. Immer wieder geil wie viel Adrenalin man in solchen Momenten im Körper hat. Die Landung klappte und so konnte ich die gut genährte Meerforelle schnell am Ufer versorgen. An eine Pause ist in solchen Momenten natürlich nicht zu denken, da die Trutten bekanntermaßen gerne in Trupps unterwegs sind. Der Beweis folgte keine drei Minuten später, als ich die nächste Forelle am Band hatte. Auch hier bewegte ich mich im Drill wieder etwas von den Steinen im Wasser weg und konnte den Fisch im nur leicht angetrübten Wasser über dem Sand im Drill beobachten. Wieder einer schöner Fisch, doch mit mitte 40cm etwas zu klein und dürfte daher wieder schwimmen. Ich machte noch ein paar Würfe doch der Trupp war offensichtlich weitergezogen. Daher ging es ans Ufer, um mich kurz aufzuwärmen und um den Moment zu genießen. Mein Onkel, der deutlich weiter vorne fischte, hatte in der Zwischenzeit angerufen. Auch er hatte zwei Forellen gelandet, allerdings sind ihm noch zwei 70+ Fische vor den Füßen im Sprung ausgestiegen und er hatte noch weitere Kontakte. Nach so einer Information bleibt man natürlich nicht lange sitzen. Ich fischte in „meiner Bucht“ noch eine weitere gute halbe Stunde, ohne einen weiteren Kontakt zu haben und machte mich schließlich auf den knapp 30 minütigen Rückweg, nachdem ich die Wathose komplett vom Wasser entleerte.
Endlich am neuen Spot ankommen, blieb keine Zeit zum Verschnaufen. Was in den nächsten Stunden folgte war die absolute Muppetshow. Bereits beim ersten Wurf hatte ich den ersten Zupfer. Zwei Würfe später stieg dann eine Meerforelle so brachial ein, dass ich zunächst dachte eine richtig gute am Band zu haben. Beim ersten Sprung zeigte sich jedoch „nur“ ein silbernes Körperkleid von mitte 40cm, also wurde der Fisch direkt im Wasser enthakt. Keine 5 Minuten konnte ich die nächste Meerforelle landen, nachdem ich zwischendurch noch einen Aussteiger hatte. So ging es eine gute Stunde weiter, es war schlichtweg unglaublich wie viel Fisch vor Ort war. Dies war wirklich Meerforellenangeln wie man es selten erlebt. Natürlich fing nicht nur ich, auch Gerd war ständig am Drillen. Zwei oder drei Mal gab es sogar Doppeldrills! Wir standen dicht beieinander und konnten so fast durchgehend im klaren Wasser, über dem hellen Sandgrund, Meerforellen an uns vorbei rasen oder vor uns Springen sehen. Es war einfach nur fantastisch! Als die Frequenz etwas weniger wurde ging es ans Ufer. Mit dem weichenden Adrenalin realisierte ich eine leichte Unterkühlung und bekam die ersten Wadenkrämpfe, daher legte ich eine längere Pause ein.
Zurück am Spot ging es fast so gut weiter wie vor der Pause. Wir hatten unzählige Bisse, einige Aussteiger und bekamen auch Mefos in den Kescher. Manche kleineren Fische lösten sich vor den Füßen an der losen Schnur und die eine oder andere maßige, wohlgenährte Trutte sprang auf wundersame Weise wieder aus dem Netz. Über den Nachmittag ging die Bissfrequenz runter, was mir durchaus gelegen kam, denn ich musste auf Grund der Kälte regelmäßig für mindestens 20 Minuten aus dem Wasser. Um cirka 17 Uhr beendeten wir eine längere Pause und wateten nochmal ins Wasser. Zunächst tat sich bei allen Anglern, mittlerweile waren über ein halbes Dutzend Meerforellenangler in Wurfweite verteilt, rein gar nichts. Um cirka 17.45 ging es dann wieder los. Ein weiteres absolutes Highlight des Tages war, das ich drei Trutten in fünf Würfen fangen konnte, was die räumliche Distanz zu den anderen Anglern schnell schrumpfen ließ. Ich entnahm meine dritte Meerforelle, genoss noch ein paar Minuten den Moment und machte mich dann langsam auf den Heimweg.
Das einzige Manko dieses traumhaften Tages ist, dass es keine guten Fotos gibt, daher müsst Ihr Euch leider mit den obigen Handyfotos begnügen.
Zur Ausrüstung: Gefischt wurde ganz simpel nur mit Blech ohne Springerfliege, die besten Köder des Tages waren Möre Silda, Snaps und Salty’s in Herings- und Kupferfarben, die nur mit einem Daiwa Tournament D‑Snap am STROFT FC1 in 0,28mm gefolgt von STROFT GTP R Typ 3 hingen.
Dies ist sicherlich einer der detailliertesten Berichte, die wir hier je veröffentlicht haben, was daran liegt, dass ich diesen Tag wohl nie vergessen werde. Ich würde mich freuen, wenn Ihr Euer Feedback da lasst und vielleicht von Eurem schönsten Angelerlebnis in jüngster Zeit in den Kommentaren berichtet.
Demnächst kommt übrigens ein neuer Angelführer für die schönen Strände in Mecklenburg-Vorpommern von North-Guiding raus: zur Übersicht. Nächste Woche folgt ein weiterer detaillierter Bericht vom Angeln am Ebro.
Tight lines und eine schöne Raubfischsaison wünscht,
Sören
Nicht immer den Fischen auf den Kopf hauen.…..
Ganz sicher nicht immer, aber wenn die Größe und Kondition passt, kann man das mal machen.