Interview mit Uli Beyer
Angeln auf Raubfisch wie Hecht, Zander und Barsch — dafür ist Uli Beyer bekannt
Hallo Uli Beyer, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für unser Interview nimmst. Du bist als einer der „Raubfisch-Gurus“ in Deutschland und Europa bekannt. Wann und wie kamst Du zum Angeln?
Ich angle, so lange ich denken kann. Als 4‑Jähriger erhielt ich die erste Kinderangel von meiner Großmutter geschenkt. Ich blieb viele Jahre mit meiner Leidenschaft allein und wurde wegen meiner Erfolglosigkeit belächelt. Damit wurde es sicher erst so richtig „schlimm“ und später lernte ich einen Franzosen namens Gilber Pitel kennen, der mich in die Angelkünste etwas einweisen konnte. Seit meinem 11. Lebensjahr bin ich auch in Deutschland in einem Angelverein.
Was denkst Du, warum hast Du so viele und auch kapitale Hechte, Zander und Barsche gefangen? Was ist Deine Erfolgsstrategie?
Ich denke, der wichtigste Grund ist einfach: Fleiß! Natürlich habe ich im Laufe der Jahrzehnte auch eine
gute Portion Erfahrung und durch mein Studium zum Maschinenbauingenieur auch wissenschaftlichen „Background“, den ich erfolgsorientiert nutze.
Was sind für Dich die wichtigsten Wetter- und Gewässerfaktoren, um erfolgreich auf Hecht und Co. zu fischen? Wie bereitest Du Dich auf ein unbekanntes Gewässer vor?
Wetter ist einfach: Möglichst eine stabile Wetterlage mit Vollmond (oder Neumondphase) und einem Mix aus Sonne + Wolken entsprechen meiner Idealvorstellung für gutes Angelwetter. Gewässerfaktoren sind schon schwieriger. In der Regel sind besonders große und nährstoffreiche Gewässer die besten Angelgewässer, um kapitale Fische mit guter Regelmäßigkeit zu überlisten. Zur Zeit sind das die Bodden rund um Rügen, der Möhnesee und der Rhein mit seinen Nebengewässern in Holland. In diesen Gewässersystemen habe ich regelmäßig sehr schöne Erfolge.
Ist Angeln noch ein schönes Hobby, oder ist es teilweise auch schon zu Arbeit mutiert?
Bis letztes Jahr hätte ich die Frage zu 100 % mit schönem Hobby beantwortet. Natürlich bin ich ruhiger als vielleicht noch vor 10 oder 20 Jahren. Da gab´s auch noch schlaflose Nächte wegen einer bevorstehenden, vielversprechenden Angeltour. Jetzt schlafe ich tief und gut und auch bei gutem Beißen gönne ich mir jetzt mal eine Ruhepause und genieße mein Butterbrot oder den Mittagsschlaf.
In diesem Jahr am deutschen Rhein lief aber vieles nicht wie erwünscht: Sturm, Starkregen, Niedrigwasser und teils schlecht beißende Fische machten so gar keinen Spaß. Hier habe ich mich dann doch mehr „wie bei der Arbeit“ gefühlt. Unterm Strich brennt aber noch immer und (fast) immer eine tiefe Leidenschaft für die Angelei. Ich hoffe, dass die Knochen das noch lange mitmachen. Der Rücken zwickt schon öfter …
Welche Pläne und Ziele verfolgst Du noch in Zukunft?
So wirklich große Ziele oder Pläne habe ich eigentlich nicht mehr. Ich genieße jeden guten Angeltag und hoffe, davon noch viele erleben zu können. Wenn hier und da neue Erkenntnisse, Erfolgserlebnisse oder sogar noch einmal ein größter Fisch dabei herausspringt, so ist das wunderbar. Ich denke, die Kunst, sich das tolle Hobby interessant zu erhalten liegt auch darin, dass man sich nicht zu hohe Ziele setzt und sich auch über Normales freuen kann. Ansonsten macht es mir inzwischen auch sehr viel Spaß, Neueinsteigern zum ersten Räuber oder „personal best“ zu verhelfen. Das ist genauso, als hätte ich den Fisch selbst gefangen und eine in den letzten 10 Jahren neue, schöne Erfahrung. Davon möchte ich mehr erleben!
Blinker-Redakteur, Shop-Betreiber und noch vieles mehr, haben auch andere Hobbies noch Platz im Alltag?
Nein! Ich bin das klassische Beispiel für einen Fachidioten, der sein Leben lang die ganze Zeit und sämtliche Ressourcen für sein Hobby Angeln aufgewendet hat. Unsere Hündin Cindy bekommt ab und zu etwas Zeit und natürlich mache ich öfter auch einmal einen gemütlichen Urlaub (ohne Angelrute) mit meiner Frau. Fotografie interessiert mich zwar sehr, das hängt aber auch schon wieder mit der Angelei zusammen…
Was ist Deine schönste Angelerinnerung?
Das wäre fatal, wenn ich mich auf eine einzige Erinnerung beschränken müsste! Es gibt da sehr viele: der erste Fisch (eine kleine Grundel aus dem Mittelmeer), der erste Karpfen, der erste Hecht (Gott hab´ ihn seelig – er war mit viel Wohlwollen 45 cm lang), der erste Meterhecht, der erste 30 – pfünder und zuletzt in diesem Jahr der Fang von gleich zwei Riesenhechten vor laufender Kamera. Einer von den beiden war mein schwerster Hecht überhaupt. Das war surreal und ist für mich noch immer unglaublich. Viele Angler dürfen das im Oktober-Heft 2011 vom Blinker miterleben. Es wird davon dann eine DVD als Heftzugabe geben!
5 schnelle Fragen und Antworten:
Lieblings-…
…Hechtköder: Schwarz-weißer Slottershad
…Zanderköder: Slottershad Spezial (weiche Ausführung) Flusskönig oder Karausche
…Barschköder: Slottershad Spezial blau-weiß oder Flusskönig
Ein Land/Ort, an dem Du noch mal gerne fischen möchtest?
Da gibt es noch einige. Ich war nur kurz und nicht in erster Linie zum Angeln in Kanada. Da muss ich unbedingt wieder hin! Einen Lachs möchte ich dort in unberührter Natur auch noch fangen. Im Moment klappt das irgendwie nicht…
Eine Weltreise steht an, welchen Köder würdest Du einpacken und warum?
So trivial die Antwort auch klingt: Einen schweren Blinker, vielleicht den EFFZETT von DAM würde ich mitnehmen. So etwas fängt immer zumindest etwas. Mit etwas Orts- und Gewässerkenntnis vor der Reise würde ich aber sicherlich auch Gummifische wie Slottershads einpacken. Das sind in heimischen Gefilden meine Favoriten!
Mehr interessante Infos gibt es in den Büchern von Uli Beyer:
Vielen Dank und weiterhin viel Erfolg und Spaß beim Angeln!
Ich wünsche allen Lesern dieses Interviews viel Erfolg und die Einsicht, dass nicht immer die größten Fische den größten Erfolg beim Angeln bedeuten. Mir ist es eigentlich noch wichtiger, öfter neue Erkenntnisse sammeln zu können und diese dann erfolgsfördernd bei kommenden Touren einzusetzen. So gesehen kann auch ein Schneidertag für mich einen besonders erfolgreichen Tag bedeuten. Wer nur nach größeren Fischen und spektakuläreren Erlebnissen strebt, wird sich häufig und schnell die Angelei kaputt machen. Wer die richtige (und objektiv sinnvolle) Erwartungshaltung für seinen nächsten Angeltag mitbringt, wird auch sicherlich ein sehr erfolgreicher Angler sein. Wer dann auch noch den menschlichen Trieb des „Beute-machens“ im Zaume hält und kapitale Fische auch öfter in ihr Element zurücksetzen kann, der verdient es auch, mit einem Traumfisch belohnt zu werden!
Mehr über Uli Beyer und seinen Angelshop unter www.uli-beyer.de und www.uli-beyer.com