Keine Lust auf sperrige Angelruten?
Reiseruten vs. zweiteilige Ruten
Ehrlich gesagt, bin ich bequem geworden. Rutenröhren und lange Rutentaschen, die ich früher auf meinen Flugreisen als Sondergepäck mitgeschleppt habe, gehören der Vergangenheit an. Seit es Reiseruten in fast allen Sparten und Gewichtsklassen gibt, habe ich meine gesamte Ausrüstung auf diesen Rutentyp umgestellt.
Der ein oder andere wird jetzt die Stirne runzeln, weil er ganz sicher nicht auf die wundervolle Aktion seiner zweigeteilten Angel verzichten möchte. Und überhaupt, vier, fünf Teile, die jeweils die geliebte Biegekurve unterbrechen, das kann doch nicht gut gehen, oder?
Reiseruten eine Alternative zu zweigeteilten Ruten?
Nun, man sollte einmal die Probe aufs Exempel machen. Bei mir war es so, dass ich eine Rute für das leichte Pilkfischen suchte, mit der ich einen ganzen Tag beschwerdefrei fischen könnte.
Bei einem großen Händler im Rheinland würde ich fündig, nachdem ich mich dort durch den Rutenwald gekämpft hatte. Es war eine herrliche leichte (195g), 2,40m lange Carbon Rute mit Fuji Sic Ringen, Eva Grip und einem WFG von 60–200g. Genau das, was ich suchte. Mit einer Penn Slammer 360 ergab sich ein ausgewogenes Handling ohne jegliche Kopflastigkeit, das mich sofort begeisterte.
Im Gespräch mit dem Verkäufer stellte sich dann heraus, dass die Rute fünfteilig war, mit einer Transportlänge von gerade einmal 50 cm. Das gleiche Modell gab es in genau dieser Länge auch in einer zweiteiligen Ausführung, Transportmaß 1,22m. Der Versuch, beide Ruten im Laden zu vergleichen, war allerdings schwierig. Auf den ersten Blick und aus dem Bauchgefühl heraus, waren die Unterschiede aber nicht sehr groß. Ich habe beide mitgenommen. Der Händler bot mir an, sie in Ruhe an meinem Hausgewässer zu prüfen und danach ein Exemplar zurückgeben zu können. Im Ergebnis habe ich die zweiteilige Rute zurückgegeben und mich über die Sperrgutkosten der Post (>1,20m) geärgert.
Der Vergleich der Reiserute mit der zweiteiligen Angel am Wasser hat für mich folgende Erkenntnis gebracht:
Bei nüchterner Betrachtungsweise sprechen die Rutenaktion, die optimale Ringverteilung, das Rutengewicht(-10g) und das einfachere Zusammenstecken der Rutenteile für das zweiteilige Exemplar. Doch sind die Unterschiede eher klein. Selbst in der Biegekurve steht das Mehr an Teilen einem guten Aktionsverlauf weit weniger im Wege, als ich zu Beginn gedacht habe. In der Summe muss man abwägen, ob die genannten kleinen Einschränkungen das günstige Transportmaß aufwiegen oder nicht. Ich für meinen Teil habe mich für die Transportlänge entschieden und nach und nach die gesamte Ausrüstung darauf umgestellt. Bereut habe ich es bis heute nicht.
Fassen wir zusammen: Reiseruten unterscheiden sich im Vergleich zu zweiteiligen Exemplaren des gleichen Typs durch:
- Eine nicht ganz so harmonische Aktion
- Nicht ganz so optimale Ringverteilung
- Geringfügig höheres Rutengewicht
- Aufwendigeres Zusammenstecken (Ringflucht)
- Höheres Verschleißpotential( mehr als eine Steckverbindung)
- Etwas höhere Bruchempfindlichkeit (Erfahrungswert).
Trotzdem sind Reiseruten ein Highlight bei jeder Reise durch ihr kleines Transportmaß. Selbst ein dreitägiger Kurztrip mit Handgepäck und Billigflieger ist unproblematisch. Ein Rütchen mit Rolle geht immer.