DIY: 12V Strom für den OUTDOOR Einsatz
Bei allen Outdoor-Vorhaben, ob nun zu Wasser oder zu Land, braucht man externen Strom. Also steht das Postulat: Strom muss mitgebracht werden. Der Bootsmotor ruft nach kräftigen Lithium Akkus, das Handy, Tablet und die Kopflampe nach Aufladung und der ggf. der Laptop nach Strom fürs Netzteil. Die Bootslampe braucht Saft im Nachteinsatz, die Biwakleuchte ebenso und beim Anködern muss man den Wurm im Dunkeln finden können. Und wenn am frühen Morgen der Kaffeedurst aufkommt, geht es mit dem Ein-Tass-Automat 12V am schnellsten. Jeder Verrückte ist eben anders.
Zwei Beispiele, um euch in Stimmung zu bringen und danach zeige ich dann an einem mehrfach optimierten Koffer auf, wie man das Stromproblem mit einem einzigen mobilen 12V Kraftwerk lösen kann.
Nachtangeln auf dem Boot ist sicher nicht jedermanns Sache. Die Risiken beim Fahren werden größer und beim Drill sind die Sichtverhältnisse sowieso unzureichend. Trotzdem ist ein solches Szenario spannend und mit der passenden Arbeitsbeleuchtung und einem ordentlichen Scheinwerfer für die Navigation kann man sich behelfen. Um einer eventuellen Scheuchwirkung bei hochstehenden Flossenträgern vorzubeugen, mag man bei den Lichtquellen z.B. auf Rotlicht umsteigen, das sich schon beim Einsatz von Kopflampen bewährt hat. Für das Gesamtpaket ist ein Stromblock, der alle Verbraucher vom e‑Motor über das Echolot bis zum Licht versorgt, hilfreich.
Auf mehr Widerspruch wird allerdings das Szenario stoßen. Ein Laptop in Aktion beim Nachtangeln geht gar nicht. Ich habe bei meinen Touren auch nicht angetroffen, darüber nachzudenken ist aber erlaubt. Die ein oder andere Beitragsidee ist mir nämlich genau in solchen Nachtangelsituationen gekommen und so ganz von der Hand würde ich es nicht weisen, das Schreibgerät auch genutzt zu haben, wenn es vorhanden gewesen wäre. Ansonsten kann ich aber jeden verstehen, der allein die Idee für abwegig hält, schon deshalb, weil es mit wohlfeiler Angelromatik und dem eigentlichen Anliegen, Fische zu fangen, nichts zu tun hat.
Kommen wir aber jetzt zu meinem Anliegen, das schon angeklungen ist. Der Stromblock, den ich hier vorstellen, ist bei mir seit einiger Zeit im Einsatz. Zuletzt war er in Frankreich im Naturschutzgebiet Morvan (Burgund) in Nutzung. Mit einem Haswing Protruar 1.0 E- Motor und einem Garmin Echolot der GPSMAP Serie reichte der Saft für drei Angeltage, bevor wieder geladen werden musste. Auf dem Wasser zwischendurch das Handy laden und bei eintretender Dämmerung auch die USB LED Arbeitsleuchte nutzen rundete das Einsatzspektrum ab. Dass wir dort erfolgreich große Karpfen angeln konnten, ist kein Verdienst unseres Koffers, das dürfen wir uns selbst zuschreiben, allerdings wären wir ohne ihn nur mit Muskelkraft an die Angelstellen gelangt.
Welche Überlegungen zum Aufbau des Koffers tragend waren und wie der Aufbau von Statten ging, beschreibe ich im Folgenden.
Die Strommaschine
Für unseren Stromblock waren einige Vorüberlegungen notwendig, die einerseits die verwendeten Bauteile betreffen, andererseits aber auch die Einsatzszenarien.
Zunächst habe ich einen wasserdichten Einbaukoffer gesucht, der mit dem TOMCASE 400 auch gefunden wurde. Dieser Koffer wird nach oben geöffnet (wichtig!) und ist groß genug, um alle Einbauten einschl. des Akkus aufzunehmen. Beim Akku habe ich mich für einen 12V/100Ah Akku von Power Queen im MINI Format entschieden, der nicht nur kompakt in den Ausmaßen, sondern mit seiner Zellen Konstruktion auch ausgesprochen leistungsstark ist, wie unser Vergleichstest ausweist.
Mit der Entscheidung für diese beiden Komponenten lassen sich der Akku im Koffer mit dem Rasterschaumeinsatz unverrückbar befestigen und die Mehrzahl der Anschlüsse in den unteren Kofferbereich legen, da um den Akku herum genügend Platz vorhanden ist.
Alle weiteren Entscheidungen, welche Anschlüsse bzw. Ausgänge und welche Anzeigen als notwendig erachtet wurden, sind meinem persönlichen Bedarf geschuldet und können selbstredend bei anders gesetzten Schwerpunkten individuell abgewandelt werden. Die Entscheidungen, welches Bauteil wo installiert wurde und wie die Kabelverläufe sich gestalten, habe ich in mehreren Bauprojekten nach meinem Dafürhalten optimieren können, sodass ich mit dem hier vorgestellten Koffertyp im Outdooreinsatz zufrieden bin.
Meine Anschluss- und Anzeigeliste sieht so aus:
Anderson Stecker/Buchse 12V/ 50 A für den Motoranschluss Sicherung Automatik 60 A- SAE Buchse 12V/ 25 A für Ladegerät (20 A) oder andere Verbraucher z.B: Echolot Sicherung Automatik 30 A
- KFZ Buchse 12V/10 A für alle Verbraucher, die mit dem üblichen Zigarettenanzünder Anschluss des KFZ kommen, bei mir z.B. Netzteil der Laptops, Luftkompressor etc.
- USB Buchse für Handy, Tablet, USB Lampe etc.
- Voltmeter Anzeige
- Temperaturanzeige (Koffer innen)
- Jeder Anschlussstrang ist eigens abgesichert, entweder durch Automatiksicherungen (30 A und 60 A), oder durch KFZ Minisicherung bzw. eine einfache Glassicherung (USB).
Der Verdrahtungsplan
Der Verdrahtungsplan für den Koffer spiegelt die Wahl der genannten Bauteile und die Entscheidungen wider, was, wo und wie im Koffer platziert wird.
Die vollständige Bauteilübersicht:
- TOMCASE XT 400 OUTDOOR CASE EXTREME
- Powerqueen LFT AKKU 12V/100Ah MINI
- 2x Anderson Stecker mit Abdeckung und Nässeschutz
- 1 x Kombi Instrument 2 x USB (je 4,8 A) + Voltmeter
- 1 x SAE Stecker/Buchse verkabelt 0,60 m AWN 10 (< 6 mm²)
- 1 x SAE Stecker mit Kabel und Kabelsicherung AWN 12(f. Echolotstromanschluss)
- 1x KFZ Buchse 12V mit Kabel, Sicherung und 8mm Ringanschluss
- 1 x Druckschalter ein/aus beleuchtet 15 A, 16 mm Einbau
- 1 x MINI Thermometer Einbau mit 0,5 m Temperaturfühler
- 1 x Druckschalter 10 A mit Abdeckung wasserdicht
- KFZ Kabel hochflexibel 10 mm² schwarz/rot je 0,6 m (Anderson an Akku)
- KFZ Kabel hochflexibel 6 mm² nur rot (SAE von Sicherung)
- KFZ Kabel flexibel 2,5 mm² schwarz/rot je 0,5 m (USB Anschluss)
- 2x Automatiksicherung kompakt 60 A und 30 A
- 1 x Kabelsicherungsgehäuse für Anbau an USB Anschluss
- 6 x Flachstecker Buchse 6,3 mm gelb
- 2 x Flachstecker Buchse 6,3 mm blau
- 2 x Flachstecker Buchsen 4,8 mm gelb, und 2,8 mm rot (Ein/Aus Schalter)
- 2 x Flachstecker 6,3mm blau
- 2 x Flachstecker 6,3mm gelb
- 10 x Kabelendhülsen 10 mm², 6 mm², 2,5 mm²
- 6 x Rohrkabelschuhe 8 mm, je 2 mit 10/6/4 mm Kabeleinlass
- Dichtstoff schwarz Kartusche z.B. Sikaflex
- 2 x Kabeldurchführung 10 mm
- Kabelbefestigung (Kabelbinder, Klebesockel 20x20)
- Schrumpfschlauch schwarz
- 8 x Edelstahlgewindeschrauben 3x20 mm mit Muttern (Sicherungen, SAE Buchse)
- 2 x Edelstahlgewindeschraube 3x 30 mm mit Muttern (Anderson Stecker)
Ein nicht ganz vollständiger Überblick
Bevor wir zu den einzelnen Montagehinweisen kommen, möchte ich mit folgender Abbildung einen Überblick über Lage und Verlauf der Haupt Installationen im TOMcase XT 400 geben. Bei diesem Bild fehlt noch die KFZ Buchse mit dem beleuchteten Schalter, um eine gute Übersicht zum grundsätzlichen Installationsvorhaben geben zu können. Die vollständige Ansicht folgt etwas später.
Montagehinweise
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Anderson Stecker
Die Kabel rot und schwarz (10 mm²) werden an die Anderson Kontaktstifte angelötet. Das geht ganz simpel ohne Lötkolben nach YouTube Video. Der Stecker (hier als Buchse) wird unter die Tragegurtaufnahme des Koffers links platziert (s. Abbildung weiter unten). Für den Kabeldurchlass werden 10 mm Löcher gebohrt, für die Schraubbefestigung solche mit 3 mm. Die Durchlässe werden mit zwei Gummitüllen versehen und dann ringsherum mit Sikaflex abgedichtet. Der weitere Kabelverlauf wird durch den Verdrahtungsplan und die Aufnahme des Kofferinneren beschrieben. Für das Anbringen der Automatiksicherung im Kabelverlauf sollte man so vorgehen wie in der folgenden Abbildung gezeigt.
Für den Anschluss an den Akku muss am Kabelende ein Rohrkabelschuh mit 10 mm Aufnahme und 8 mm Ring aufgebracht werden. Das Kabel wird an der Kofferwand mit Klebesockel und Kabelbindern befestigt. Die Sicherung wird mit zwei Edelstahl Gewindeschrauben befestigt.
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KFZ Buchse 12 V mit Schalter
Rechts neben dem Anderson Anschluss wird jetzt die KFZ Buchse (Zigarettenanzünder) 12V mit einem beleuchteten Schalter montiert. Dazu werden zwei Löcher 30 mm für die Buchse und 19 mm für den Einbauschalter gebohrt. Der Einbauschalter hat nur wenig Überhang, hier sollte man genau arbeiten. Die KFZ Buchse ist komplett verkabelt mit Sicherung und Ringanschlüssen 8 mm. Das rote Kabel muss bis zur Buchse vom schwarzen getrennt werden. Hier wird in das rote Kabel der EIN/AUS Schalter eingebunden. Dazu schneidet man das rote Kabel ca. 20 cm vom Buchsen Eingang entfernt durch. Dann fertigt man zwei zusätzliche Kabel mit 1 mm² Durchmesser: rot von ca. 5 cm Länge und schwarz mit rund 25 cm Länge. Auf beide Kabel setzt man Flachstecker-Buchsen rot von 2,8 mm auf. Auf das schwarze Kabel kommt am losen Ende eine Ringbuchse für den Akkuanschluss. Das lose Ende des roten Kabels verdrillt man mit den kurzen roten Kabelstück der KFZ-Buchse. Nun werden auf den beiden Schnittenden des roten Kabels der KFZ-Buchse Flachstecker 4,8mm gelb aufgebracht. Jetzt kann alles angeschlossen werden. Die vier Flachstecker 4,8 mm und 2,8 mm werden auf den EIN/AUS Schalter gesetzt. Das schwarze Kabel vom Schalter und das von der KFZ Buchse (wird um den Akku rumgeführt) werden am Minuspol des Akkus gelagert (noch nicht montiert).
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Die Deckeleinbauten
Im Kofferdeckel bauen wir zunächst die SAE Buchse ein, die fertig verkabelt ist mit einem passenden Stecker Gegenstück. Den Stecker trennen wir mit einem 15 cm langen Kabelstück ab und fertigen daraus durch das Aufsetzen von zwei Flachstecker Buchsen 6,3 mm gelb einen Adapter an, der zum Anschluss vom Ladegerät oder Echolot eingesetzt wird. Die Buchse mit dem Restkabel bauen wir in den Deckel auf der rechten Seite ein. Dazu bohren wir ein 20 mm großes Loch und vier 3 mm große Öffnungen für die Befestigungsschrauben. Ein kleines Stück des Steges auf dem Deckel muss vorher entfernt werden (Tapetenmesser mit Vorsicht), um eine ebene Auflagefläche zu erreichen. Den Kabelverlauf rot und schwarz, sowie die Lage der Sicherung 30 A, kann man aus der Aufnahme oben entnehmen. Das rote Kabel wird unter der Sicherung durchgeführt und dann erst im Sicherungsgehäuse angeschlossen.
Für die drei weiteren noch anstehenden Einbauten werden zunächst Löcher in den Deckel hergestellt. Für die USB/Volt Dose sind das 30 mm, für den Druckschalter 10 mm und für die Temperaturanzeige eine rechteckige Öffnung von 27x 21 mm (Tapetenmesser mit Vorsicht). Nun setzt man alle Bauteile in die Aussparungen, befestigt sie und dichtet die Nahtstellen ab. Danach folgt man dem Verdrahtungsplan und der Übersicht zum Kabelverlauf für die Verbindungen. Zum Anschluss des USB Steckers habe ich Flachstecker Hülsen gelb verwendet, in denen auch die Kabel der Temperaturanzeige eingebunden sind, damit nur zwei Kabel nach unten geführt werden müssen. Beide Anschlusskabel rot und schwarz laufen in das untere Koffergehäuse zu den Akkuanschlüssen. Hier ist darauf zu achten, dass sich die Kabel bei Schließen des Deckels problemlos und spannungsfrei verlegen. In das spannungsführende rote Kabel wird vor der Montage ein Sicherungsgehäuse eingebracht und eine 10 A Glassicherung eingelegt. Bei ausreichender Kabellänge kann man auch ein fertig montiertes Kabelstück mit eingelegtem Sicherungsgehäuse verwenden. Das spart einiges an Montageaufwand.
Zum guten Schluss werden alle Anschlusskabel, soweit nötig, gekürzt und mit einem 8 mm (Ringdurchmesser) Rohrkabelschuh versehen. Wichtig hier, dass der Rohrschuh dem Kabeldurchmesser angepasst ist, um eine feste Verbindung beim Crimpen herzustellen. Dazu ist ein spezielles Werkzeug mit einem längeren Hebel notwendig. Die Verbindungsstellen sollten immer mit Schrumpfschlauch überzogen werden, um die Nahtstellen gegen Verdrehen und Feuchtigkeit zu sichern (s. Abbildung Koffer innen). Alle Kabel werden so verlegt, dass keine Zugspannungen auftreten können.
Nun kann die Kontrolle beginnen. Sind alle Einbau Umgebungen mit Dichtstoff gegen eindringende Feuchtigkeit versorgt worden? Laufen alle Verbindungen spannungsfrei und sind mit Kabelbindern, wo es notwendig scheint, befestigt? Sind alle aufgebrachten Stecker und Ringschuhe ordnungsgemäß aufgebracht und stellen eine sichere und feste Verbindung her? Lässt sich der Deckel problemlos schließen und werden die überschüssigen Kabelstücke beim Schließen ordentlich verlegt?
Wenn alle Fragen mit „ja“ beantwortet werden können, sollte ein Probelauf beginnen. Der Akku erhält jetzt alle Anschlüsse (erst rot, dann schwarz), die Ringschuhe des Anderson Steckers zuerst. Alle Automatiksicherungen sind dabei auf AUS. Bei geschlossenem Deckel schalte ich zuerst die Anzeigen mit dem Druckschalter ein, danach einen USB Verbraucher. Im nächsten Schritt werden die SAE Buchse, die KFZ Buchse und der Anderson Stecker geprüft.
Die beste Nachricht zum Schluss: Unser TOMcase XT 400 Power Koffer wiegt in der beschriebenen Fassung ganz 12,5 Kilogramm und ist mit dem Deckelgriff prima zu transportieren. Eine leistungsmäßig vergleichbare Bleibatterie von 150 Ah wiegt nackt, d.h. ohne Koffer, mehr als das Dreifache (41.5 kg).
Mein Fazit:
Der Power Queen Akku 12.8V/100Ah MINI ist stoßgeschützt und elektrisch sicher in einem nahezu unverwüstlichen und wasserdichten Koffer XT 400 von TOMCase untergebracht, der auch hochgesteckte Erwartungen erfüllt. Alle für den täglichen Gebrauch notwendigen Anschlüsse und Anzeigen sind vorhanden. Mit einem guten, leichten und kompakten LFT Akku von Power Queen steht hiermit eine leistungsfähige Power Box zur Verfügung, die hart im Nehmen und vielfältig einsetzbar ist. Einen durchschnittlich starken E‑Motor und weitere Geräte, wie z.B. ein Echolot, kann die Box in der Praxis mehr als einen Angel Tag lang versorgen. Das Schöne an der Sache: Im Vergleich zu ansonsten käuflich zu erwerbenden artgleichen Produkten kommt man mit weniger als der Hälfte der Kosten aus, ohne im Einzelnen zu wissen, ob eine qualitativ vergleichbare Installation gegeben ist.
Die Kostenübersicht (z. Zeitpunkt):
TOMCASE KOFFER XT 400 mit Schaumstoff Inlett : 96,00 €
Power Queen LFT Akku 12,8V/100 Ah MINI : 210,00 €
Einbau‑, Anbau‑, Kleinteile gut gerechnet : 110,00 €
SUMME : 416,00
Den getesteten Akku inkl. der aktuellen Preise könnt Ihr Euch auf der Webseite von Power Queen genauer ansehen. Mit dem Code “dichtamfisch” bekommt ihr die Akkus 5% günstiger:
Wichtige Hinweise:
Dieser Beitrag ist eine Beschreibung eines von mir durchgeführten Projektes zum Bau einer 100 Ah Power Box, das ich nach bestem Wissen und Gewissen durchgeführt habe. Wer immer meine Projektbeschreibung zu einem solchen oder ähnlichen Projekt nutzt, tut dies auf eigene Gefahr und unter Ausschluss jeglicher Haftung meinerseits.
Im Übrigen sollten alle Arbeiten mit, um und an einen 12 V Akku nur von befähigten Personen ausgeführt werden, die über die notwendigen Fach-/Sachkenntnisse für diese Arbeiten verfügen.