Allen inflationären Unkenrufen zum Trotz ist die Lithium Akku Technik preiswert geworden. Zumindest trifft das für viele LifePO4 Akkus von chinesischen Direktanbietern, wie der Marke Power Queen zu, die mit Macht auf den amerikanischen und europäischen Markt drängen. Auffällig dabei: es wird fast ausschließlich die Lithium Eisen Phosphat Technik (LiFePO4 oder auch LEP oder LFP) präferiert. Natürlich macht das Sinn und ist auch gut so. Dazu gleich mehr.
Was ist nun dran an den Billigheimern auf dem Akkumarkt? Genügen sie den grundlegenden Anforderungen oder ist eher Abstand angezeigt? Das wollten wir genau wissen und haben zwei 12V 100 Ah LiFePO4 Power Queen Akkus vom chinesischen Anbieter Shenzhen Lizu T.T.Co., Ltd unter die Lupe genommen. Besonders günstig ist der Preis von ca. 300€ pro Stück. Akkus dieser Größe sind erste Wahl zur Versorgung von eMotoren am Boot, fühlen sich aber auch in Wohnmobilen oder als Speicher für kleine Solaranlagen wohl.
Warum Lithium Eisen Phosphat Technik (LFP, LEP oder LiFePO4) ?
Klären wir zunächst, warum es die LFP Technik sein sollte, wenn ein neuer Akku her muss. Die Antwort ist einfach:
Es gibt keine vernünftige Alternative in dieser Preisklasse. Bleibatterien sind schwer, ineffizient und haben ihren Preisvorteil längst verspielt. Denn um eine vergleichbare Strommenge eines 12 V 100 Ah LFP Akkus in hochwertiger Bleifassung zu erhalten, ist mindestens ein 150 Ah Modell vonnöten, das nicht nur mehr als 40 kg wiegt, sondern auch noch mit rund 250 € zu Buche schlägt, also kaum noch einen Preisvorteil mitbringt, wenn man die untere Preisklasse der LFP Modelle dagegen hält.
Hinzu kommt, dass Blei Akkus im Zyklen Betrieb nur dann sinnvolle Versorger sind, wenn vergleichbar kleine Strommengen gefordert sind. Nehmen wir einmal einen 55 lbs Minn Kota Endura C 2 Bootsmotor. In der Fahrstufe 5 zieht der Motor ca. 50 A Strom. Unser Lithium Akku mit 100Ah würde eine Vollgas Fahrt rund 1.5 h lang erlauben und dann noch eine Restkapazität von sagen wir 20 % aufweisen. Ein 100 Ah Bleivertreter wäre schon nach rund 50 Minuten leergefegt, wenn er überhaupt so lange durchhält, da ihm bei dieser hohen Stromentnahme nur etwa 50 % seiner nominellen Kapazität bleiben (Peukert Effekt).
Fassen wir in der Kürze einmal alle Vorteile der LiFePo4 Technik stichpunktartig zusammen:
- Hohe Sicherheit
Die LFP Technik ist die sicherste Lithium Technik auf dem Markt
- Gut für die Umwelt
Dieser Lithium Akku Typ verwendet keine Problemstoffe wie Kobald, Nickel, Blei und auch kein flüssiges Lithium
- Hohe Energiedichte, kein Ladeverlust
Die Energiedichte wird in Wh pro kg gemessen. Die liegt bei LFP max. bei 120 Wh/kg, bei Blei AGM max. bei 50 Wh/kg. Wir rechnen bei LFP deshalb mit dem Faktor 2,5 höher. Hinzu kommt, das LFP Akkus praktisch keinen Ladeverlust haben, d.h. die Energie die in den Akku beim Laden fließt, kann man auch wieder entnehmen. Bei Bleiakkus kann der Ladeverlust 20 % und mehr betragen.
- Geringes Gewicht
LFP Akkus sind erheblich leichter als ihre Bleivertreter. Vergleicht man „gleiche Stromkapazitäten sind Gewichtseinsparungen bis zu 80% möglich. Beispiel : Akku MINI 12V/100Ah mit 8,5 kg vs AGM Bleiakku 150 Ah mit 42 kg
- Kein Kapazitätsverlust
Bei LFP Akkus tritt praktisch kein Kapazitätsverlust auf, wenn der Akku mit hohen Strömen entladen wird. Dieser sogen. Peukert Effekt ist für alle Bleiakkus essentiell.
- Lebensdauer, Zyklenanzahl
Für LFP Akkus kalkuliert man mit einer Lebensdauer von bis zu 10 Jahren und Ladezyklen im Intervall von mehreren tausend Lade- und Entladevorgängen. Das entspricht etwa dem Faktor 5 im Vergleich zur Bleitechnik. Warum LiFePo4 die besten Akkus für uns Angler sind, könnt ihr in unserem umfangreichen LiFePo4 Test nachlesen.
Warum haben wir uns gerade Power Queen Akkus ausgesucht?
Viele von uns kennen das: Bestellungen im Ausland, allen voran in China, sind immer mit gewissen Einschränkungen und Risiken verbunden. Neben langen Lieferzeiten, machen vor allem die Rückgabemöglichkeiten und fehlende Garantie Leistung nach europäischem Rechtsverständnis Kopfschmerzen. An und ab kommt auch schon mal gar keine Ware an.
Gerade bei höherpreisigen Artikeln ist eine Bestellung immer auch eine Risikoabwägung. Das wissen die Chinesen auch und versuchen verstärkt ihre Marktpräsenz dem Sicherheitsbedürfnis des Kunden anzupassen. Bestes Beispiel ist der Anbieter unserer Test Akkus, der sich bis auf den Telefonanschluss sehr gut auf dem deutschen Markt adaptiert hat. Dieser Umstand macht einen Einkauf deutlich entspannter. So sieht die Präsenz von Power Queen aus:
1. Onlineshop mit einem breiten Angebot an LFP Akkus von 12V bis 48V und bis 400Ah Leistung. Alle Angebote sind auch auf den großen Verkaufsplattformen wie Amazon und Ebay zu finden.
2. Alle Artikel werden aus Deutschland in Einzelfällen aus dem ungarischen Lager versandt. Lieferzeit 2–4 Tage. Unsere Order war in zwei Tagen vor Ort. Die Bestellung eines Ladegerätes bei Amazon schon am Folgetag.
3. Serviceanfragen werden prompt beantwortet, bei unseren Versuchen wurde immer auf Deutsch kommuniziert.
4. Die Produkte kommen mit ausführlicher Dokumentation in Deutsch und Englisch sowie wichtigen Sicherheitshinweisen.
5. Eine Telefonnummer gibt es auch, leider mit chinesischer (+86) Ländervorwahl, was darauf hindeutet, dass die organisatorische Abwicklung nach wie vor in China durchgeführt wird.
7. 14-tägiges Rückgaberecht und Gewährleistung sind gegeben.
Was macht einen guten LiFePO4 Akku aus?
Um die Qualitätskriterien etwas einzugrenzen fragen wir uns mal, wo bei der Akku Produktion gespart werden kann. Neben dem Gehäuse haben wir nur zwei Komponenten für die der Rotstift in Frage kommt: die Batteriezellen (vier Stück an der Zahl pro Akku) und die BMS Platine (Battery Management System).
Lithium Zellen sind nie zu 100% gleich, sondern weichen mehr oder weniger im Verhalten (laden und entladen) voneinander ab. Das kann im Akku bei größeren Unterschieden auf die Dauer zum Problem werden und Akku Kapazität kosten, wenn beim Ladevorgang nicht für Abhilfe gesorgt wird (Stichwort: Zellausgleich). Hier kommt dann normalerweise das BMS ins Spiel, das am Ende des Ladeprozesses für die vollständige Ladung der Einzelzellen sorgen soll.
Bei hochwertigen LFP Modellen werden deshalb die Akkuzellen akribisch selektiert, was richtig Geld kostet. Beim BMS wird ebenfalls auf Funktion und Qualität gesetzt. Ein solcher Akku kann dann rund das Dreifache unserer Testmodelle kosten. Bei unseren Testmustern kann man aufgrund des niedrigen Preises davon ausgehen, dass die Einzelzellen ohne Prüfung so eingebaut werden, wie sie vom Band laufen und das verwendete BMS wird gerade einmal die Mindestanforderungen an die Schutzmechanismen erfüllen aber keinen Zellausgleich beim Laden ermöglichen.
Im Ergebnis lässt sich das Billigprodukt, zumindest im neuwertigen Zustand, in der Praxis trotzdem gut einsetzen, wenn die Abweichungen der Einzelzellen im Rahmen bleiben, d.h. die Toleranzbreite in der Produktion nicht allzu groß ist.
Wie lassen sich Aussagen zur Akkuqualität von Power Queen treffen?
Um nun Aussagen über unsere Testkandidaten machen zu können, analysieren wir einmal den Ladeprozess der Power Queen Akkus, darin speziell die Ladekurve und den Verlauf des Zellausgleichs zum Ende des Ladeprozesses. Dazu verwenden wir ein Lade- und Diagnosegerät von Optimate, das u.a. differenzierte Aussagen zum Akkuverhalten zulässt. Danach wird geprüft wie gut der Akku die Leerlaufspannung halten kann.
In einem zweiten Schritt verfolgen wir messtechnisch den Entladeprozess mit einem Verbraucher und vergleichen die praktischen Laufzeiten mit den theoretisch möglichen. Hieran lassen sich ganz gut Leistungskriterien eines Akkus festmachen. In der Summe der Erkenntnisse wird sich danach hoffentlich ein belastbares Bild unserer Testkandidaten ergeben.
Test Duo: Power Queen 12V/100Ah BIG vs. MINI — Gemeinsamkeiten und Unterschiede
Sowohl die Power Queen Big Box, als auch die MINI Version sind 12 V Modelle, die übereinstimmend 100 Ah leisten. Da gibt es keine Unterschiede. Wohl aber in den Gehäusemaßen, dem Gewicht (11 kg vs. 8,5 kg) und der Art der Akkuzellen (Prismazellen vs. Pouchzellen).
Grundsätzlich werden in Akkus drei verschiedene Zelltypen verbaut, die alle ihre Vor- und Nachteile haben: Rund‑, Prismen- und Pouchzellen. Die beste Energiedichte haben Rund- und Pouchzellen. Hier werden aufeinandergelegte Batterieschichten mit Separatoren gewickelt (Rundzelle) oder als Sandwich (Pouchzellen) eingebracht.
Unterschied bei beiden: festes Metallgehäuse bei den Rundzellen, flexiblerer Einband bei den Pouchzellen. Energetisch gesehen ist die Prismazelle in der Energiedichte schlechter aufgestellt, braucht demnach bei gleicher Leistung mehr Raum, ist aber sehr robust und langlebig und lässt sich durch seine Quaderform praktisch ohne Leerraum in ein Gehäuse eintüten.
Pouchzellen sind bauartbedingt das Optimum in einem Akkukonstrukt. Sie füllen den vorhandenen Raum fast verlustfrei aus und erlauben bei hoher Energiedichte den Bau von kleineren und leichteren Systemen. Pouchzellen sind allerdings wegen ihrer flexibleren Hülle weniger robust und neigen bei Fehlbedienung leichter dazu sich aufzublähen, was sich ebenfalls aus dem Hüllenkonstrukt ergibt.
Unsere Testmuster im Überblick:
Auspacken und erste Inaugenscheinnahme von Power Queen MINI und der BIG BOX
Unsere Testkandidaten kamen wohlverpackt per Paketdienst innerhalb von zwei Tagen. Beim Auspacken stößt man zunächst auf das umfangreiche Dokumentation u.a. in Form einer nett gemachten Broschüre (Gebrauchsanweisung), die wertvolle Informationen liefert. Das ist vorbildlich gemacht. Die Akkus selbst sind sauber verarbeitet, sollten nach meinem Verständnis aber auch die gängigsten Sicherheitshinweise als Aufkleber mitbringen, was nicht der Fall ist.
Auffällig bei beiden Akkus ist der Größenunterschied. Das Pouchmodell mit der Zusatzbezeichnung “Mini” wirkt schon fast ein wenig filigran neben dem massiven Akkublock (“Big Box”) des Schwestermodells. Im weiteren Verlauf werde ich zur Unterscheidung diese beiden Bezeichnungen “Big Box” vs. “Mini” verwenden.
Bringt der Ladevorgang der Akkus erste Erkenntnisse?
Vorab zum besseren Verständnis noch ein wenig (mehr) Theorie. Unsere Power Queen Akkus sind aus vier Zellen mit 3,2 V/100 Ah aufgebaut. Insgesamt hat der Akku also 12,8 V und 100 Ah. Um einen solchen Akku vollständig zu laden, sind höher Ströme als die 12,8 V notwendig. In unserem Fall sprechen wird von der Ladeschlussspannung, die bei 14,6 V liegt. Eine vollgeladener LFP Akku pendelt sich nach Vollladung nach einiger Zeit auf eine stabile Leerlaufspannung (ohne Verbraucher) zwischen 13,3 V und 13,6 V ein. Das entspricht einer Spannung von 3,3 V – 3,4 V bei der Einzelzellen.
Zum Laden eines LiFePO4 Modells verwendet man am besten speziell angepasst Ladegeräte die in zwei Stufen den Akku laden. Zuerst mit konstantem Strom (CC = constant currant), dann mit konstanter Spannung (CV = constant voltage). Die verwendete Ladestromstärke ist abhängig von der Akku Kapazität. Empfohlen wird ein Fünftel der Akkuleistung. Für unsere Modelle also 0,2 x 100 = 20 A. Das ist ein guter Kompromiss zwischen Akku Schonung und Ladezeit. Unsere 100 Ah Modelle werden mit einem solchen Lader in gut 5 h komplett gefüllt.
Für unseren Test standen mir insgesamt vier Ladegeräte zur Verfügung von denen ich zwei, nämlich (Power Queen 14,6 V/20 A und Optimate Lade- und Diagnosegerät 14,4 V/ 10 A, aus Gründen der Vergleichbarkeit, bei beiden Akkus verwendet habe.
Ladedurchgang Power Queen 12 V/100 Ah BIG BOX
Zum Laden wurde das hauseigene Ladegerät Power Queen14,6V/20A angeschlossen. Der Ladevorgang selbst wurde mit PeakTech Messgeräten überwacht und über das PeakTech DMM Tool auf einem Notebook aufgezeichnet.
Der Power Queen Akku selbst hatte beim Ladestart eine Leerlaufspannung von 13,17 V, die keine genauen Rückschlüsse auf die vorhandene Akkukapazität zulässt. Aufgrund der Gesamtladedauer von 2 h 11 Minuten kann man davon ausgehen, dass die vorhandene Kapazität bei ca. 50 % ‑60 % lag, das würde auch der üblichen Einstellung für den Akkuversand entsprechen.
Der Akku wurde innerhalb der erwähnten Frist auf ca. 14,2 Volt hochgeladen, wobei der Ladestrom kontinuierlich ab 13,8 V zügig abnahm. Der Ladevorgang wurde vom Ladegerät (vielleicht auch in Verbindung mit dem BMS) bei 14,3 Volt beendet. Ein Zellausgleich bei Konstantspannung zum Ende des Ladevorgangs war nicht zu erkennen.
Die Leerlaufspannung wurde nach 12 h mit 13,37 V festgestellt, wobei sich dieser Wert in 24 h nicht mehr verändert hat, d.h. die Zellspannung bleibt stabil.
Der Verlauf der Ladekurve ist typisch für einen LFP Akku mit einem schnellen Anstieg anfänglich und einem zügigen Anschluss im 14V Bereich. Dazwischen ändern sich die Spannungswerte nur langsam, da hier nicht vorhandene Speicherkapazität aufgebaut werden muss. Wenn überhaupt etwas auffällig sein soll, so kann man in der Kurve auf leichte Dellen/Buckel verweisen, die aufzeigen, dass der Ladevorgang eine gewisse Zeit bei diesen Spannungswerten stagniert. Das ist nicht außergewöhnlich und auch kein Anzeichen einer Anomalie.
Der ergänzende Ladedurchgang mit dem Optimate Gerät zeigte bis ca. 14,2 V ein vergleichbares Bild (s. unten). Gespannt war ich aber auf den weiteren Verlauf beim Zellausgleich. Da der Lader nicht auf jede einzelne Zelle sondern nur auf das Gesamtpaket zugreifen kann, setzt das Gerät eine sogen. Pulsladen an, das mit Spannungsspitzen ober- und unterhalb des aktuellen Wertes arbeitet. Dabei wird mit kleinen Strömen geladen und mit Nullstrom geprüft, wie stabil der augenblickliche Spannungswert steht. Durch dieses Verfahren wird das Spannungsniveau angeglichen, d.h. der Ladezustand der Einzelzellen besser angepasst.
Der vorliegende Graph zeigt deutlich, dass die verwendete Amplitude (max/min Wert) der Spannungsspitzen bei gut einem Volt liegt. Das ist nicht gerade niedrig und lässt vermuten, dass der Akku einen deutlichen Zellausgleichsbedarf hat, den der Lader aber innerhalb einer längeren Frist befriedigen kann. Das sieht man daran, dass er diesen Optimierungsvorgang nur einmal durchführt und das Gerät nicht mehr in den Lademodus zurückkehrt.
Interessant ist aber noch ein anderer Wert, der sich aus der Leerlaufspannung ergibt. Waren wird nach dem Ladedurchgang mit dem Power Queen Ladegerät nach 12 h bei einer Leerlaufspannung von 13,37 V, so steht der 12 Stunden Wert jetzt bei 13,69 V also deutlich höher, was auf einen effektiveren Ladezustand schließen lässt. Ich wollte dann wissen, ob bei der Ladeoptimierung noch mehr drin ist und habe manuell einen zweiten Optimierungslauf durchgeführt mit dem erstaunlichen Ergebnis, dass ich danach eine stabile Leerlaufspannung von 13,81 V hatte. Mit einem geeigneten Ladegerät lässt sich demnach ein besserer Ladezustand und damit auch eine längere Lebensdauer des Akkus erreichen.
Wie sieht der Zellausgleich bei teuren Marken Akkus aus?
Um den Unterschied zu einem teuren Markenakku einmal zu dokumentieren, habe ich mit dem Optimate Lader einen Stromspeicher vom deutschen Anbieter Jubatech zum direkten Vergleich geladen. Die Grafik zeigt hier, dass die Zellen weitaus besser angepasst sind, da der Lader mit einer kleinen Amplitude > 0,3 V arbeitet und die Anpassung relativ schnell erfolgt, wie man an den wachsenden Zwischenräumen zwischen den Stromspitzen (0,2 V) sehen kann.
Ladedurchgang Power Queen 12V/100Ah MINI
Bei diesem Akku bin ich analog vorgegangen. Zuerst eine Vollladung mit dem Power Queen Lader und anschließend ergänzend der Zellausgleich mit dem Optimate Gerät. Der Blick auf den Lade Graphen zeigt hier einen Bilderbuchverlauf, schön gleichmäßig ansteigend ohne Dellen und Buckel. Besser habe ich einen Ladeverlauf auch bei Markenprodukten noch nicht gesehen.
Beim Zellausgleichsladen zeigt sich dann ein vergleichbares Bild zum Vorgänger. Die Impulsladung arbeitet ebenfalls mit einer 1V großen Amplitude, d.h. der Zellzustand ist auch bei diesem Akku ähnlich gelagert. Ein Unterschied besteht allerdings, den die Grafik sichtbar ausweist. Das Ladegerät setzt die Impulse in einem größeren Abstand. Hier kann man vermuten, dass die Stabilitätsprüfung bei den Pouch Zellen besser ausfällt, als es bei den Prisma Typen des Schwestermodells.
Interessant auch hier die Leerlaufspannungen. Bei ersten Ladevorgang mit dem hauseigenen Lader waren wir nach 12 h bei 13,4 V. Einen Optimierungslauf habe ich hier auch durchgeführt mit dem Ergebnis 13,7 V nach 12 h.
Bei zweiten Optimierungslauf hätte ich sicher einen ähnlichen Wert erzielen können wie beim Vorgänger, habe aber den Leerlaufwert nach 12 h aus Zeitgründen nicht mehr dokumentieren können, da ich nach dem Ladevorgang, in geringem zeitlichen Abstand (30 Minuten), den Entladeprozess eingeleitet habe, der dann bei 13,97 V startete.
Entladevorgang mit höheren Stromstärken
Im letzten Kapitel schauen wir uns an, wie der Entladevorgang verläuft und welche Erkenntnisse sich daraus ableiten lassen.
Zunächst einmal das Testszenario: Ich verwende als Verbraucher einen Heizstrahler, der gemessen 414 W leistet. Das entspricht einem Minn Kota Endura C2 40 lbs. Verbrauch nahe einer Vollgasfahrt (ca. 87 %) und ist somit ein guter Praxiswert. Den Strahler habe ich über einen Inverter (12 V auf 230 V) an unsere Akkus angeschlossen und den Entladevorgang über die bereits erwähnte APP auf dem Laptop aufgezeichnet.
Um nun einen theoretischen Laufzeitwert zu erhalten, habe ich die Peukert Formel mit einem Peukert Koeffizienten für LFP von 1,02 (Mittelwert der von den Herstellern genannt wird) eingesetzt. Mit der abgefragten Leistung von 414 W zieht der Strahler rund 34,5 A Strom (gemessen 34 ‑38,85 A). Darin ist der kleine Leistungsverlust des Konverters bereits berücksichtigt.
Mit den genannten Werten kommt man bei 15% Restkapazität, die nicht genutzt werden soll, auf eine Laufzeit von 2,30h, also 2 h und 20 Minuten. Das rechnet sich so. Mit dem 1,02 LFP Koeffizienten und 34,5 A Stromfluss stehen akkuseits rund 95 Ah Leistung zur Verfügung. Nach Abzug von 15% Restkapazität sind das rund 80 Ah. 80 Ah : 34,5 Ah =2,30 h
Für die praktische Durchführung des Entladeprozesses wird nun der vollgeladene Akku bis auf einen Spannungswert von 12,5 V entladen. Das sollte der Forderung nach einer 15 % Restkapazität in etwa entsprechen. Diese Überlegung entstammt anderen Akkutests, wurde aber messtechnisch schlussendlich überprüft und konnte bestätigt werden (s. Restkapazität unten).
Entladevorgang Power Queen 12V/100Ah BIG BOX
Der Betrieb des Heizstrahlers verlief planmäßig. Die Entladekurve ist LFP typisch mit einem sehr flach abfallenden Bereich ab 12,95V, der nur zum Schluss etwas stärker beschleunigt. Der grafische Verlauf eines solchen Prozesses ist bei LFP Akkus unabhängig von der Entladeleistung immer gleich, da LiFePo4 Akkus für alle Entladevorgänge in etwa die gleiche Kapazität zur Verfügung stellen.
Wie beim Ladeprozess haben wir auch bei dieser Grafik lineare Passagen (z.B. bei 12,91 V, 12,9 V, 12,89 V), bei der der Entladeprozess über einen gewissen Zeitraum keine Spannungsänderungen bewirkt. Das ist völlig normal und natürlich erwünscht und tritt je nach Akku mehr oder weniger häufig auf. Ab ca. 12,8 V beschleunigt sich der Abwärtstrend etwas, nach 12,5 V wird sich dieser Effekt noch etwas steigern.
Erfreulich: die BIG Box hat die errechnete Laufzeit um rund 7% überschritten, das spricht für eine gute Stabilität des Akkus und der einzelnen Zellen sowie einem den Leistungsangaben konformen Verhaltens. Hier können wir von einer leicht höheren Kapazität als angegeben ausgehen.
Insgesamt keinerlei Auffälligkeiten im Entladevorgang mit einem Laufzeitplus im praktischen Einsatz.
Interessante Werte für diesen Entladevorgang:
Start Leerlauspannung 13,81 V
Start Spannung unter Last: 13,45 V
Ende Spannung unter Last: 12,5 V
Laufzeit : 2 h 30 Minuten, bei 34,5 A Stromfluss im Schnitt
Ende Leerlaufspannung : 12,90 V
Restkapazität : knapp 16 Ah (16 %)
Entladevorgang Power Queen 12V/100Ah MINI
Der Entladevorgang bei diesem Akku ist dem Schwestermodell vergleichbar, nur das Mini Modell kann alles noch ein wenig besser.
So wünscht man sich den Verlauf eines Entladevorgangs. Möglichst flach, gleichmäßig und ausdauernd. Dieser Graph könnte aus dem LFP Handbuch zur Demonstration eines nahezu idealen Entladevorgangs dienen.
Im Wesentlichen sind die Zellen stabiler, was die Grafik in einem flacheren Verlauf dokumentiert. Zudem ist die Kurve sehr schön gleichmäßig wie wir es im Ladeverlauf auch schon gesehen haben. Und was letztlich zählt, dieser Akku läuft auch länger. Fast eine viertel Stunde mehr an Laufzeit gegenüber der Big Box und 23 Minuten an Plus im Vergleich zum errechneten Wert, das sind rund 16,5 %.
Auch hier einige Werte für die Statistik:
Start Leerlaufspannung : 13,9 V
Start Spannung unter Last: 13,6 V
Ende Spannung unter Last: 12,5 V
Laufzeit : 2 h 43 Minuten
Ende Leerlaufspannung : 12,95 V
Restkapazität : 15,8 Ah
Das Fazit zu den Power Queen Akkus
Im Vergleich der Power Queen Akkus fällt die Wahl leicht. Der bessere Deal für einen Kauf ist das Power Queen MINI Modell. Es ist etwas leistungsfähiger, zeigt schöne, regelmäßige Verläufe im Lade- und Entladeprozess und hat mit 8,5 kg Fliegengewicht und sehr kompakten Maßen auch im Handling die Nase vorn.
Zurück zur Eingangsfrage, was an den „Billigheimern“ letztlich dran ist, muss der Augenmerk auf die verbauten Zellen und dem BMS liegen. Der Ladeprozess hat gezeigt, dass die einzelnen Zellen sichtbare Unterschiede im Ladeverhalten aufweisen, die man mit einem Zellausgleich weiter anpassen könnte, der aber vom eingebauten BMS und dem hauseigenen Lader offensichtlich nicht durchgeführt wird.
Im Neuzustand des Akkus ist das vielleicht weniger gravierend, wenn die Vollladung anfänglich weniger als 100% hat. Es bleibt allerdings die Frage, wie sich ungleiche Ladezustände der einzelnen Zellen langfristig auf die Kapazität des Akkus auswirken. Dem kann man nur entgegenwirken, indem man ein passendes Ladegerät nutzt, was auch den Zellausgleich durch Impulsladung, wie bei unserem Optimate Model, im Visier hat. Das hilft, das Akkuleben zu verlängern, hardwareseits beheben kann man die mangelnde Zellabstimmung damit aber nicht.
Leider sind Ladegeräte mit Impulsladung nicht gerade billig. Im Vergleich zum hauseigenen 20 A Ladegerät, das zwischen 109,00 und 129,90 € gehandelt wird, sind es aber zum Optimate nur 40 € bis 20 € Differenz, die es aufzufangen gilt. Allerdings hat das Optimate Gerät nur 10 A Ladeleistung, dementsprechend verlängert sich die Ladezeit gegenüber dem 20 A Modell.
Mit einem Impulslader gerüstet, gibt es in Anbetracht des Schnäppchenpreises dieser Stromspeicher kaum noch gewichtige Argumente, die gegen eine Anschaffung sprechen, zumal der Anbieter seine Produkte gut dokumentiert, einen ausreichend Service und einen risikoarmen Einkauf verspricht. Erste Wahl dürfte dann aber das MINI Modell sein.
Die getesteten Akkus inkl. der aktuellen Preise könnt Ihr Euch auf der Webseite von Power Queen genauer ansehen. Mit dem Code “dichtamfisch” bekommt ihr die Akkus 5% günstiger:
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Gerd, der Autor dieses Artikels, bietet eine unabhängige, ehrliche, nicht verkaufsorientierte individuelle Beratung rund um das Thema Technik für Angler (Echolote, Plotter, E‑Motoren, Energieversorgung etc.):
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Hallo Gerd,
super. Vielen Dank für Deinen sehr informative Vergleich und Test der beiden Akku-Modelle. Frage: Kannst Du mir sagen, ob mein Victron 12V 17A Smart Ladegerät die beiden Akkus vernünftig läd bzw. dieses Impulsladen beherrscht? Ich bin nicht so tief in der Materie wie Du und daher hoffe ich, Du kannst es mir vermutlich sagen.
Viele Grüße
Marius
Hallo Marius,
vielen Dank für deine Anfrage.
Das angesprochene Ladegerät ist, soweit ich das gelesen habe, für Bleibatterien geeignet kann aber auch den zweistufigen Ladeprozess für LFP Akkus durchführen.
Eine Impulsladen zum Schluss kann ich mir da nicht vorstellen.
Gruss
Gerd
Hallo Gerd,
vielen Dank für Deine Antwort!!!