LiTime Smart Outboard Motor LFP Akku 12,8 V/100 Ah im Test
LiTime Smart Outboard Motor LFP Akku im Test. Chinesische Akku Hersteller haben es als Direktvermarkter in der EU nicht ganz leicht. Die durchsetzbaren Preise fallen, die Unkosten mit Lagerhaltung, Werbung, Promotion und Provisionen bei den einschlägigen Plattformen bleiben gleich oder steigen sogar. Da wundert es nicht, wenn sich so mancher auf die ein- oder andere Zielgruppe stützt, um sich dort besonders zu empfehlen. Das trifft z.B. auf Akkus zu, die für elektrische Trolling Motoren oder ganz allgemein für elektrische Outboarder gelabelt werden.
Was an diesen „Varianten“ die spezielle Eignung für die genannten Antriebsarten ausmacht, wollten wir wissen. Wie die Bewährung in der Praxis aussieht, haben wir an einem LiTime SMART OUTBOARD MOTOR AKKU 12,8V/100 Ah in einer Laborsimulation untersucht. Dabei steht letztlich die Frage im Raum, ob hier Unterschiede zur Standardkost bestehen oder lediglich ein wenig neu etikettiert wurde. Um vorab in der Sache auf dem Papier schon Erkenntnisse zu sammeln, haben wir das Testmuster mit einer 12V/100Ah Standard Batterie des gleichen Herstellers verglichen und die speziellen Features dieses Akkus herausgestellt.

Der Hersteller LiTime bewirbt diesen Akku als Spezialist für den e‑Motor Einsatz auf dem Boot und führt als spezielle Eignung folgende Faktoren ins Feld, die ein Standard Akku gleicher Größe nicht mitbringt.
- Schutz bei niedrigen Temperaturen
Abschalten des Ladevorgangs ab 0° C, automatische Wiederaufnahme der Ladung ab +5°C
- Bluetooth 5.0 Modul zur Komplettüberwachung des Akkus via LiTimeAPP
- Stromstoßfestigkeit (z.B. bei plötzlichem Vollgas) bis 500 A (1 s), 300 A (10 s)
- Erfüllt den ABYC E‑13 Standard
Das American Boat and Yacht Council hat strenge Kriterien mit hohen Sicherheitsanforderungen festgelegt, die Lithium Akkus für den Marine Einsatz erfüllen sollen.
- 20 Schutzmechanismen z.B. durch das BMS
Gehen z.T. aus den Forderungen der ABYC E‑13 Norm hervor z.B. bei Überstrom, Überhitzung etc.
- Group 31 Gehäusegröße
2. Das Testkonstrukt bei Akku-Test
Zunächst haben wir den LiTime Akku unseren Standard Testverfahren unterworfen um zu klären wie es um die Leistungsfähigkeit dieses Stromspeichers bestellt ist und ob es Auffälligkeiten gibt.
2.1 Innenwiderstandsmessung
Der Innenwiderstand des LiTime Pedanten liegt je nach Konfiguration des Ladezustands zwischen 3,4 mΩ (entladen auf 12,5 V oder 15 %) und 10,2 mΩ bei Vollladung auf 100%. Beide Werte liegen im üblichen Intervall von 2- 22 mΩ. Für die Messergebnisse haben wir bei diesem Smart Akku (Bluetooth) das kleine Handicap, dass das interne Bluetooth Modul über das BMS direkt auf die Akkuzellen zugreift und dadurch größere oder kleiner Differenzen zwischen unseren Messgeräten und dem internen Abgriff auftreten. So ist z.B. die Ruhespannung der Akkus in der APP nach Vollladung bei 13,4 V, während unser Messgerät nur 12,89 V ausgibt. Der tatsächliche Wert liegt bei den angezeigten 13,4 V, die auch unser Messgerät ausgibt, sobald ein Verbraucher angeschlossen wird.
2.2 Ladevorgang
Wir haben den LiTimeAkku insgesamt drei Mal aufgeladen um verlässige Werte zu erhalten und konnten feststellen, dass die für diesen Akku typische Ladekurve sich fast identisch wiederholt ohne irgendwelche Auffälligkeiten in der Ladeabfolge. Die folgenden Grafiken entsprechen dem typischen Lade Verlauf eines LFP Akkus, den wir in vielen anderen Testverfahren aufgefunden haben. Das trifft auch für die etwas frühe Abschaltung des Ladevorgangs bei 14,3 V durch das BMS zu, das dem Ladegerät (LiTime 14,6 V/20 A, Abschaltung bei 14,6 V) zuvorkommt. Die App meldet übrigens eine Abschaltung wegen Überladens, was impulsartig tatsächlich zutrifft aber meines Erachtens als Abschaltimpuls vom BMS selbst kommt.


Im Ladeprozess gibt es keinerlei Auffälligkeiten, der Ladevorgang verläuft ordnungsgemäß. Bei zwei aufgezeichneten Werten pro Sekunde werden auch kleine Unebenheiten dargestellt (Schwankungen zwischen zwei Werten), die ebenso im Entladeverfahren auftreten. Die Abschaltung bei 14,3 V durch das BMS dürfte auf die Gesamtkapazität des Akkus keinen Einfluss haben, da der steile Kurvenverlauf ab 13,7 V aufzeigt, dass die danach aufgenommene Ladung eher im Minimalbereich liegt.
In dieser Phase zeigt das BMS des LiTime Akkus bei sinkender Stromstärke eine Zellausgleich an, der die möglichst gleichmäßige Ladung der einzelnen Zellen sicherstellen soll. Inwieweit diese Zellanpassung effektiv ist und mögliches Zelldriften unterbindet, können wir nicht beantworten, da wir auf die einzelnen Zellen so keinen Zugriff haben. Immerhin hat das BMS Zellausgleich im Programm. Im ABYC E‑13 Standard wird die Zellausgleichsfunktion ausdrücklich als ein Muss gefordert.
2.3 Der Entladevorgang
Wir haben auch bei diesem Akku das Standard-Entlade-Verfahren mit unserem Heizstrahler gewählt, da hier genügend Vergleichswerte aus anderen Tests vorliegen und die Kapazitätsbestimmung aus unseren bisherigen Überlegungen sehr einfach zu realisieren ist. Der Heizstrahler wird mit einem Spannungswandler über den Akku betrieben, leistet rund 400 Watt mit einer Röhre und sollte für einen 100 Ah Akku wie diesen für eine Laufzeit von 2 h und 38 Minuten gut sein. Die Messwerte (zwei/Sekunde) wurden mit einem Laptop via Peaktech APP aufgezeichnet. Parallel dazu überwachten wir den Akku über das Smartphone auf der LiTimeApp. Den Entladevorgang haben wir zweifach durchgeführt um auch hier verlässliche Angaben zu erhalten.
Der Heizstrahler wird über einen Konverter mit dem Akku verbunden. Dieses Zwischen Station mit der Spannungskonvertierung auf 230 V schluckt ca. 0,4 A für den Betrieb. Dieser Wert ist bei den Berechnungen für die Laufzeit bereits berücksichtigt. Wir entladen unseren Akku wie in allen anderen Tests auch bis 12,5 V wobei wir den in der LiTime APP angezeigten Wert zu Grunde legen, der vom Messgerät und dem am Konverter angezeigten Wert abweicht aber nach unseren Erfahrungen dem tatsächlichen Wert entspricht, wie oben bereits ausgeführt.
Unsere beiden Verlaufsgrafiken zeigen praktisch identische Verläufe, die sich in einer kleinen Laufzeitdifferenz von 2 Minuten zugunsten des ersten Durchgangs unterscheiden, der direkt nach dem Auflade Vorgang gestartet wurde. Der zweite Durchgang fand erst 18 Stunden nach dem zweiten Ladevorgang statt, so dass hier die Erklärung liegen dürfte.


2.4 Ein Zwischen Fazit
In allen Messbereichen, der Innenwiderstandsmessung, dem Ladevorgang und dem Entladeverfahren gibt es keinerlei Auffälligkeiten. Alle Messwerte und Abläufe zeichnen des Bild eines soliden Stromspeichers, der die Herstellerangaben durchgängig bestätigen kann. Das BMS macht einen guten Job, die Überwachung via Bluetooth funktioniert bestens und angesichts der tadellosen Verarbeitung und Dokumentation gibt es auch hier nichts auszusetzen.
3. Die Praxissimulation
Wir hatten für einen Test auf dem Wasser schon alles im Auto eingeladen und wollten an unser Hausgewässer, eine kleinere Talsperre, aufbrechen, als uns telefonisch mitgeteilt wurde, dass die Boote aus technischen Gründen auf den See nicht mehr einsetzbar waren. Also haben wir uns schweren Herzens entschieden, den Praxiseinsatz im Labor zu simulieren um festzustellen, ob der Akku uns einen Tag lang auf dem Wasser bewegen kann. Natürlich wollten wir auch wissen, wie er sich in extremen Situationen verhält.

Um das praktisch umsetzen zu können, haben wir das Testfeld in für uns typische Abläufe eingeteilt, die von der Anfahrt zur Angelstelle mit mehreren Stellungswechseln, langen Schlepphasen und schließlich der Rückfahrt zum Steg berichten können.
Den jeweiligen Stromverbrauch für die einzelnen Abschnitte haben wir aus der Verbrauchskurve unseres Motors berechnet und im Testablauf eingesetzt. In der technischen Umsetzung kam ein neues Testgerät von Heltec zum Einsatz, dass alle Voraussetzungen mitbringt, unsere Ausgangs Parameter in den Ablaufplan einbeziehen zu können.
3.1 Jetzt geht es los
Wir stellen im Testverfahren am Heltec Gerät den Stromverbrauch der jeweiligen Phase und den Zeitfaktor ein, so dass vom Gerät genau diese Strommenge im angegebenen Zeitfaktor dem Akku entnommen wird. Den Vorgang zeichnen wir mit Messgerät und Laptop App auf und fertigen gleichzeitig einen Screenshot von der Litime App und unserem Heltec Gerät am Phasenende. Beide, den Graphen und den Screenshot sind in der jeweiligen Phasenbeschreibung zu sehen.
Phase 1 : Anfahrt zur Angelstelle ca. 10 Minuten **mittlere Geschwindigkeit: 25 A/h

Phase 2: Schleppstrecke eins, 50 Minuten**niedrige Schleppgeschwindigkeit ruhiges Wasser: 6A/h
Wir fahren vom Bootsanleger zu einer unserer Schleppstrecken, die 3 m – 4 m tiefen Kanten entlangführt und sich über ca. 500 m Länge erstreckt. Zunächst schleppen wir in Richtung Staudamm auf der 3 m Kante, dann in entgegengesetzter Richtung etwas tiefer über der vier Meter Kante. Dauer pro Schleppstrecke: 12 Minuten, Geschwindigkeit.: 2–3 km/h. Insgesamt fahren wir die Strecke zweifach hin und zurück ab. Gesamtdauer 50 Minuten.

Phase 3 : Anfahrt zum nächsten Hotspot ca. 5 Minuten**nahezu Vollgas: 40 A/h

Phase 4: Schleppstrecke zwei 120 Minuten ** niedrige Schleppgeschwindigkeit 8 A/h
Länge 3 km in beiden Richtungen (= 6 km) jeweils 10–15 m vom linken bzw. rechten Ufer entfernt. Niedrige Schleppgeschwindigkeit 3 km/h, Einsatz von drei Ruten 8 A/h. Gesamtdauer : 2 h

Phase 5: 3 x Anfahrt zu verschiedenen Buchten gesamt: 10 Minuten** mittlere Geschwindigkeit: 25 A/h

Phase 6: Blinkern ohne Antrieb 30 Minuten ** ohne Antrieb
Blinkern auf Hecht vom treibenden Boot aus, kein Antrieb, Dauer 30 Minuten
Phase 7: Rückfahrt zum Steg 15 Minuten** mittlere Geschwindigkeit: 25 A/h

3.2 Zusammenfassung des LiTime Smart Outboard Motor LFP Akku Tests
Die aufgezeichneten Werte unserer dargestellten Phasen fassen wir jetzt übersichtlich in einer Tabelle zusammen.

Gesamtdauer der Angeltour: 4 h. Das werten wir einmal als einen halben Angel Tag. Rein rechnerisch sollten wir einen Verbrauch von 38,8 Ah haben. Dann verbliebe eine Restkapazität von rund 61,2 %, d.h. wir hätten mehr als ein Drittel des Stromvorrats verbraucht. Hochgerechnet auf einen Angel Tag von 8 h (bei einer einstündigen Phase ohne Motorbeteiligung) wären wir mit einer Restkapazität von 22,4 % wieder zu Hause. Praktisch haben wir aber bei 62 % in unserer Simulation bei mehr als 39 Ah Verbrauch tatsächlich etwas mehr als 100 Ah an Akku Ladung zur Verfügung, das würde unserer Einschätzung von einem leichten Mehr an Kapazität bei unserem ersten Ladevorgang stützen.
3.3 Erkenntnisse aus der Simulation
Insgesamt lässt sich folgendes feststellen:
- Die Kapazität des LiTime OUTBOARD MOTOR SMART Akkus reicht locker für einen Angeltag bei einem E‑Motor der Größenordnung 55–65 lbs (den wir zugrunde gelegt haben) mit stufenloser Steuerung. Insbesondere bei langsamer Fortbewegung ist eine stufenlose Steuerung erheblich effizienter im Strombedarf.
- Der Akku steckt hohe Stromaufnahme wie sie z.B. bei plötzlichem Vollgas aus dem Stand auftreten problemlos weg, d.h. der Akku ist jederzeit in der Lage plötzlich angeforderten hohen Strombedarf ansatzlos zu decken.
- Auch bei hohen Stromanforderungen kommt der Akku bei Lastwechsel sehr schnell und stabil wieder in Spannungsbereiche größer 13 V zurück, selbst wenn die Kapazität bereits um mehr als einem Drittel abgenommen hat.
- Die Litime APP gestattet einen genauen Überblick zum Akku Zustand und das in Echtzeit, lediglich die Akkuspannung mit nur einer Stelle hinter dem Komma ist etwas ungenau an den Übergängen. Die Kapazitätsanzeige in % deckt sich mit unserem Rechenergebnis, ist also verlässlich.
- Der Akku folgt der ABYC E‑13 Norm und erfüllt damit einen hohen Sicherheitsstandard.
3.4 LiTime Smart Outboard Motor Akku im Test - Fazit
Der LiTime Smart Outboard Motor Akku 12,8V/100 Ah ist für einen Einsatz zur E‑Motor Versorgung bestens geeignet. Das ergibt sich einmal aus seiner Verlässlichkeit beim Lade- und Entladevorgang, der kompletten Überwachungsmöglichkeit via Bluetooth mit der LiTime APP, seiner Hochstromfestigkeit, seiner sehr guten Stabilität und der Qualitätssicherung durch die Anlehnung an die ABYC E‑13 Norm.
Was die Versorgungsdauer eines E‑Motors anlangt, unterscheidet sich dieser AKKU allerdings nicht von seinen Verwandten gleicher Leistung aus dem LiTime Hause, z.B. von einem LiTime H190 Modell, das wegen der geringen Bauhöhe von 190 mm bevorzugt in Wohnmobilen Verwendung findet aber genauso gut für einen E‑Motor eingesetzt werden könnte und ebenfalls über eine Bluetooth Anbindung verfügt.
In dieser Hinsicht haben wir dann auch unsere eingangs gestellte Frage ob Unterschiede zu einem Standard Akku gleicher Größe bestehen, beantwortet. Kapazitätsmäßig heißt die Antwort „nein“, ausstattungsmäßig, im Anforderungsprofil und sicherheitstechnisch muss sie voll umfänglich bejaht werden, wobei letztere Feststellungen für eine E‑Motor Anbindung durchaus von Bedeutung sind.






