Merkmale von Angelhaken
Was einen guten Haken ausmacht
Je mehr Anstrengung man in eine Sache steckt desto erfolgreicher ist man. Ein Satz der auf den ersten Blick abgedroschen klingt. Am Wasser sind es aber meist Kleinigkeiten die den Unterschied ausmachen. Der Haken kann hierbei der entscheidende Faktor sein, ob der Angeltag am Wasser zum Erfolg oder Misserfolg wird.
Ein denkwürdiger Tag am Wasser
Im Sommer vor ein paar Jahren schnappte ich mir meine Ultra-Leicht-Rute und fuhr mit dem Hund an einen für mich neuen Abschnitt eines kleinen Flusses. Am ersten Spot angekommen konnte ich gleich die ersten üblichen Raubfische verhaften. Der Tag entwickelte sich zu einem ausgiebigen Sparziergang mit dem Vierbeiner und vielen teils guten Barschen. Mit Hilfe von Satellitenbildern hatte ich mir vorab einige interessante Strukturen rausgesucht und stand nun an dem Spot der diesen Tag zu einem denkwürdigen machen sollte! Mit einem „Rapala Countdown 05“ in der Farbe „Live Vairon“ bewaffnet, warf ich einen Zulauf am gegenüberliegenden Ufer an. Den Rollenbügel soeben umgelegt, bekam ich diesen Einschlag der ins Rückenmark ging. Der Fisch zog direkt in die Strömung und verlangte der UL-Kombo alles ab. Dann dieser Moment: „Ab? – Nein… – Hängt!“ Plötzlich ging alles ganz schnell und am Ende konnte ich einen Ende 40er Döbel sicher landen. Was war passiert? Der Dickkopf hatte den vorderen Drilling aufgebogen, was den Kontaktverlust erklärte, und blieb letztendlich ganz knapp am hinteren zweiten hängen.
Der Faktor Haken wird unterschätzt
Dieser Fang hat mich wach gerüttelt. Ich hatte die Rolle des Drillings über weite Strecken meiner Angelei unterschätzt oder nur mäßige Beachtung beigemessen. Der Haken, der Drilling ist der Kontaktpunkt zwischen Fisch und Angler, so wie der Reifen zur Straße und dem Auto. Ist der Drilling von minderer Qualität, ist die beste Kombo nichts wert. Magazine und Firmen versuchen uns aber meist weiß zu machen, dass die Farbe und Form des Kunstköders den Fangerfolg ausmachen. Jedoch nützt uns das gänzlich wenig, wenn die Fische nicht kleben bleiben. Stellen wir uns vor, wie viele Fehlbisse auf das Konto von zu stumpfen Haken gingen. Eine Vorstellung die einem nur schwer abgeht. Oftmals sind wir es die sich einreden, dass der Haken noch scharf genug ist und weiter angeln. An Tagen, wo es nur diesen einen Biss gibt und der Fisch nicht hängen bleibt, ist es dann besonders bitter.
Was macht einen guten Drilling aus? Ist man beim Kauf eines 20 Euro Japan Wobbler fein raus aus der Geschichte? So einfach ist die Sache leider nicht. Es gibt Firmen die ihre hochpreisigen Kunstköder mit minderwertigen Harken versehen, um ein paar Cent in der Produktion zu sparen. Aber woran erkennt man nun, ob der mitgelieferte Haken die Qualität besitzt, um womöglich den Fisch seines Lebens sicher zu landen. Ich habe mir die Arbeit gemacht und ganz genau hingeschaut. Die üblichen Verdächtigen im gut sortierten Angelladen sind VMC, Owner und Gamakatsu Haken. Womöglich hat jeder von uns seinen ganz eigenen Favoriten. Ich möchte mich bei meinem Vergleich, auf drei Punkte beschränken: das Grundmaterial, die Beschichtung und die Hakenspitze.
Das Grundmaterial
Bei der Suche nach einem passenden Drillingshaken stößt man unweigerlich auf Schlagworte wie Hight-Carbon, Stainless Steel oder Vanadium Stahl. Grundsätzlich sind alle gängigen Haken aus Stahl. Die Zusammensetzung dessen unterscheidet sich bei den einzelnen Firmen nur marginal, ist für die Schärfe des Hakens aber bedeutsam.
Hight-Carbon Stahlhaken haben die Eigenschaft mehr Kohlenstoff (eng. Carbon) in sich zu tragen. Dieser zusätzlich zugesetzte Kohlenstoff macht den Haken härter, aber zugleich auch spröder. Jeder der über eine längere Zeit die Jigköpfe von VMC fischte hat womöglich das eine oder andere Mal erlebt, dass dieser Haken bei einem Hänger bricht, anstatt auf zu biegen. Positiv bei diesen Hight-Carbon Haken ist die aufgrund der Härte länger scharf bleibende Hakenspitze.
Eine Alternative zu den Hight-Carbon Haken ist der Stainless Steel Haken. Dieser hat die Eigenschaft, wie der Name es schon sagt, rostfrei zu sein. Im Zusammenhang mit der Schärfe von Stainless Steel muss man wissen, dass rostender Stahl schärfer geschliffen werden kann, als rostfreier Stahl. Bedingt durch Zusätze die dem Stahl beigesetzt werden, um diesen rostträge zu machen, vergrößert sich die Korngröße im Stahl. Dies wiederum beeinträchtigt die Schleifbarkeit des Haken und letztlich die Schärfe.
Vanadium Stahl zeichnet sich durch seine erhöhte Widerstandsfähigkeit und Glätte aus. Der Zusatz des Übergangsmetalles steigert schon in kleinen Mengen in Stählen die Festigkeit und Zähigkeit. Dadurch ist es möglich, die Haken um ¼ dünndrähtiger zu schmieden als vergleichbare Stahlhaken.
Wie bereits am Anfang schon erwähnt, ist das Ausgangsmaterial bei allen Haken gleich, unterscheidet sich jedoch durch die spezifische Zusammensetzung. Für die unterschiedlichsten Bedingungen am Wasser gibt es immer einen bestimmten Stahlhaken der von Vorteile ist.
Die Beschichtung
Der beste Stahlhaken hält nicht lange ohne eine gute Beschichtung. Stahl rostet und wird von ihm zersetzt. Um dies zu verhindern, gibt es unzählige Möglichkeiten einen Korrosionsschutz aufzutragen. Die Schicht schützt den Haken vor Umwelteinflüssen und verleiht ihm eine längere Schärfe. Woraus besteht diese Schutzschicht und worin liegen ihre Vorteile?
Der einfachste Weg einen Haken vor Korrosion zu schützen, ist ihn zu lackieren. Eine Lackierung die den Stahl schützt ist vergleichsweise günstig und kann in nahezu allen Farben abgebildet werden. Schaut man sich die Besichtung genauer an, fällt auf wie dünn diese aufgetragen ist. Die Hakenspitze wird nur minimal durch die Schicht abgerundet und bleibt im Gegensatz zu dickeren Oberflächenveredelungen verhältnismäßig spitz. Nachteilig ist vor allem die mangelnde Haltbarkeit der Beschichtung auf dem Grundmaterial. Was zur Folge hat, dass der Lack schnell an Reibungspunkten wie der Öse aufplatzt und der Haken anfällig wird für Rost. Langlebiger sind chemische Beschichtungen. Eine Oberflächenveredelung mit Nickel zum Bespiel erfolgt als amorphe Legierung ohne Poren und Risse. Diese Veredelung bietet einen hervorragenden Korrosionsschutz, hohe Abnutzungsfestigkeit und eine glatte Oberfläche. Owner und Gamakatsu veredelt ihre Hakenmodelle nicht nur durch Erhitzen und Abschrecken des Stahls, sondern auch durch chemische Bäder. Das steigert die Festigkeit bei gleichzeitiger Flexibilität. Ein Brechen oder Aufbiegen wird zuverlässig verhindert. Eine weitere chemische Beschichtung, welche wir aus unserem täglichen Gebrauch kennen, ist PTFE oder besser bekannt als Teflon. In Pfannen als Antihaftbeschichtung eingesetzt wird sie auch von einigen Herstellern von Angelhaken verwendet. Die PTFE zeichnet sich durch seine geringe Reibung und den geringen Kraftaufwand beim schneiden aus. Der Widerstand beim Eindringen des Hakens in harte Fischmäuler wird so erheblich reduziert.
Die Hakenspitze
Der härteste Stahl und die aufwendigste Beschichtung helfen nichts, wenn die Spitze stumpf ist. Wie bereits beschrieben, hat die Auswahl und Zusammensetzung des Stahls Auswirkung auf die Schärfe des Hakens. Auch eine zu dick aufgetragene Beschichtung, kann das Eindringen des Hakens beim Anschlag negativ beeinflussen.
Namhafte Hersteller pfeilen ständig an ausgeklügelten Methoden die Hakenspitze noch schärfer zu gestalten. Dem Detaillierungsgrad sind augenscheinlich keine Grenzen gesetzt. Owner hat in diesem Zusammenhang eine Spitze entwickelt, die nicht rund ist und konisch zuläuft sondern drei einzelne Klingen besitzt. Diese verringern beim Eindringen des Hakens in das Fischmaul die Reibung und lässt ihn ohne Ausreißen halt finden. Im Zusammenspiel mit dem Ausgangsstahl und der Beschichtung entstehen in der Serienproduktion jedoch oftmals erhebliche Diskrepanzen zwischen dem was auf der Verpackung abgebildet ist und dem was sich in der Packung befindet. Die Abbildungen beschreiben immer nur den Idealzustand. Schaut man genauer hin, vermisst man oft die kleinen Details.
Die Schärfe der einzelnen Haken in einer Verpackung kann schwanken. Sieht man, dass 10 Haken lose in der Verpackung herumfliegen und aneinander reiben, kann man sich vorstellen wie sehr sich die Spitze schon vor dem Öffnen abgenutzt hat. Beim Kauf von hochpreisigen Haken, die einzeln in der Verpackung aufgereiht sind, kommt dieses Problem mit stumpfen Spitzen nur selten vor. Das Nachschleifen von Haken ist aufwendig und meist wenig erfolgversprechend. Geschliffene Haken neigen dazu schneller zu rosten, weil dessen Beschichtung beim schleifen mit abgetragen wird. Jedes Schleifen nimmt Material vom der Spitze und verringert seinen Durchmesser. Gerade bei kleinen Drillingen mit einer Größe von 6–12 ist ein Nachschleifen nicht zu empfehlen.
Empfehlungen: Der richtige Haken am Wasser
Jeder von euch mag seinen ganz eigenen Haken Favoriten haben. Sei es weil der ansässige Angelladen nur die eine Marke führt oder ihr seit Jahren vertrauen in das Produkt habt. Meiner Meinung nach haben sich über die Jahre aber spezielle Modelle verschiedener Marken bewährt.
Wer beim Zanderangeln nicht auf einen Zusatzdrilling am Stinger verzichten will, hat mit dem VMC „8540 – Vanadium“ aus Vanadiumstahl einen zuverlässigen Zusatzhaken. Der Haken kann aufgrund der Stahlzusammensetzung dünndrähtiger ausgeführt werden und ist zugleich widerstandsfähiger. Das hat den Vorteil, dass man einen kleineren Zusatzdrilling verwenden kann der wiederum deutlich robuster ist als ein gleichgroßer Hight-Carbon Haken.
Stainless Steel Haken der Firma Gamakatsu kommen bei mir zum Hechtangeln zum Einsatz. Das Modell „4x Strong“ ist sehr robust und gleichermaßen scharf. Der Haken ist bei guter Pflege eine ganze Saison zu fischen und übersteht unzählige Hechtattacken. Wer es mag, kann auch feiner fischen und den Klassiker „Treble 13“ von Gamakatsu nehmen.
Beim Kauf von hochpreisigen Wobblern bis 6cm tausche ich bei nahe zu jedem Modell die Haken aus. Ersetzen tue ich diese durch den Hight-Carbon Stahlhaken „ST-26-TN“ von Owner. Der Haken ist messerscharf und mit einer sehr dünnen aber auch porösen Zinnbeschichtung ausgestattet. Dies hat den Nachteil, dass der Haken nach einigen intensiven Monaten am Wasser ausgewechselt werden muss. Bei sehr kleinen und dünndrähtigen Haken ist dies nach ein paar Monaten aber immer ratsam. Sind die Wobbler größer nehme ich den stabileren „ST-36-BC“. Das „BC“ steht für eine schwarze Chrombeschichtung.
Die Haken sind nur ein Anhaltspunkt meinerseits an euch. Deutet die beschriebenen Unterschiede und nehmt ein wenig Geld in die Hand. Am Ende werdet ihr den Haken finden dem ihr am Wasser vertrauen könnt.
Wer lieber scharfe Einzelhaken fischt, der sollte sich mal folgenden Artikel ansehen: Ein Jahr Einzelhaken bei Wobblern
Tight Lines und beste Grüße
Basti
Moin Lui!
Wenn es an den Bach auf Forelle geht ist ein Einzelhaken immer die bessere Wahl. Schont den Fisch und fängt genau so gut. Schau doch mal in den Bericht “Ein Jahr Einzelhaken bei Wobblern”
Bei den ganzen kleinen Wobblern die ich angle tausche ich die Haken sowieso zu 90% gegen Einzelhaken aus. Von denen ist mir noch nie einer aufgebogen!