Wer zur Zeit im Hamburger Stadtgebiet an der Elbe unterwegs ist sieht unzählige tote Fische im Wasser treiben oder auf den Steinpackungen liegen. Das es im Sommer zu einem Fischsterben in Hamburg kommt, ist nicht neu. Dieses Jahr scheint es allerdings so schlimm wie nie zuvor zu sein. Im folgenden Beitrag halten wir Euch über das Fischsterben in der Elbe rund um Hamburg auf dem Laufenden.
Fischsterben in der Hamburger Elbe in der Vergangenheit
Ich bin an der Elbe aufgewachsen und fische seit meiner Kindheit in diesem großen, eigentlich so lebendigen Fluss, den ich sehr liebe. In den letzten Jahren konnte ich im Sommer immer wieder tote Fische auf Steinpackungen finden. Während ich so etwas in den 90er und 2000er Jahren nicht beobachten konnte, nehmen die toten Fische tendenziell von Jahr zu Jahr zu, auch wenn dies nur eine persönliche Beobachtung und keine empirische Feststellung ist. In den letzten Jahren fand man größtenteils tote Salmoniden, wie Lachse und Meerforellen, die einen höheren Sauerstoffgehalt als andere Fische brauchen.
Medienberichten nach, waren in den letzten Jahren nur kleinere Bereiche rund um den Hamburger Hafen bis Blankenese betroffen. Dieses Jahr ist der Bereich jetzt schon deutlich größer und hat sich mindestens stromaufwärts bis zur Bunthäuser Spitze, Oortkaten ausgebreitet.
Fischsterben Hamburg 2022
Dieses Jahr ist es anders und offensichtlich viele schlimmer als in den vergangenen Jahren. Es sterben nämliche gerade alle möglichen Fischarten in der Elbe: Aale, Lachse, Meerforellen, Brassen, Karpfen, Rapfen, Stinte, Rotaugen, Störe, Zander etc. und dies in einem Ausmaß, wie ich es vorher nicht gesehen habe. Rund um Hamburg findet man überall Kadaver.
Hier ein paar traurige Bilder:
Gründe für das Fischsterben in Hamburg
Die Fische in der Hamburger Elbe brauchen mindestens vier Milligram Sauerstoff pro Liter, damit sie atmen können. Dieser Wert wurde zum ersten Mal am 12. Juni unterschritten. Derzeit liegen wir über den Tag gesehen bei ~1,5g mg/l, bei einer Wassertemperatur von 22–23 Grad.
Wie kommt es zu wenig Sauerstoff in so einem großen Fluss?
Der Sauerstoffgehalt im Wasser wird durch verschiedene Faktoren reduziert. In Hitzeperioden wachsen die Algen nah an der Oberfläche sehr schnell, für die Algen im tieferen Wasserschichten bleibt kein Licht mehr übrig. Sie können keine Photosynthese mehr betreiben und sterben ab. Bei der Zersetzung spielen Mikroorganismen wie Bakterien eine entscheidende Rolle, diese verbrauchen weiteren Sauerstoff und setzen zusätzlich Kohlenstoffdioxid frei. Die Algenblüte wird durch die konventionelle Landwirtschaft verschärft, durch die zusätzliche Nährstoffe ins Wasser gelangen. Ein natürlicher Fluss kann vieles davon auffangen, durch die Elbvertiefung und weiteren Baumaßnamen fehlt es aber an flachen Uferzonen in den sauerstoffreiches Wasser produziert wird.
Sommerstoffgehalt und Wassertemperatur in der Elbe an der Messtation Seemanshöft für den Juni 2022:
Elbvertiefung
Das Thema Fischsterben wurde im medialen Sommerloch immer mal wieder als Randnotiz in den Medien aufgenommen. Größer wird das Thema Fischsterben durch Sauerstoffmangeln in der Elbe nur, wenn mal wieder die nächste Elbvertiefung ansteht. Von diversen Seiten wurde und wird vor den negativen Auswirkungen auf Flora und Fauna durch die Elbvertiefung gewarnt. Zusammenfassend kann man sagen, das Umweltverbände wie BUND und NABU, Städte, Verbände und Privatpersonen regelmäßig gegen weitere Elbvertiefungen klagten, sie aber letztendlich immer durchgewunken wurde. Die Stadt Hamburg erhofft sich höhere Einnahmen durch immer größer werdende Containerschiffe und wirft dafür den Naturschutz über Bord.
Mehr dazu:
- Chronologie der Elbvertiefung in den letzten Jahren beim NDR
- Die Elbvertiefung eine unendliche Geschichte
Sind die Fische noch zu retten?
Vermutlich wird es dieses Jahr hunderte oder tausende Tonnen von toten Fischen geben. Beim Blick auf den Wetterbericht ist keine Besserung in Sicht. Ich befürchte daher, dass das was wir jetzt (Stand 30.06.2022) in der Elbe erleben, erst der Anfang ist. Ob Maßnahmen wie gezielte Sauerstoffeinleitungen in einem großen Strom wie der Elbe etwas bringen, vermag ich nicht zu beurteilen. Daher wäre es schön, wenn man seitens der Politik oder Experten mal etwas zu dem Thema hören würde. Wird es kurzfristige Maßnahmen geben? Gibt es eine mittel- und langfristige Strategie, um dem Fischsterben im Sommer entgegen zu wirken?
Hierfür scheint der mediale Druck aber noch nicht hoch genug zu sein. Fragt daher doch gerne mal bei den entsprechenden Personen, wie Politikern in Eurem Wahlkreis nach. Primär natürlich bei den Parteien, die sich für die Elbvertiefung ausgesprochen haben.
Diesen Beitrag über Social Media zu teilen wäre auch super.
Was können wir Angler tun?
Ich bin der Meinung, dass die Fische derzeit schon genügend Stress in der Hamburger Elbe haben und man sie daher im kritischen Bereich nicht beangeln sollte. Wir werden es jedenfalls nicht tun. Theoretisch kann man natürlich ausweichen und Teile der Elbe befischen, in denen das Fischsterben noch nicht eingesetzt hat. Ob das derzeit sinnvoll ist, muss jeder für sich entscheiden.
Ich habe mit dem BUND gesprochen, die sammeln Fotos und Daten und wollen diese für die Öffentlichkeitsarbeit nutzen. Sendet daher bitte Fotos von toten Fischen mit dem Fundort per Email an: fischsterben@nabu-hamburg.de oder socialmedia@bund-hamburg.de .
Außerdem könnt Ihr uns auch Fotos schicken, damit wir sie z.B. auf unserem Instagram Seite zeigen und so etwas mehr Aufmerksamkeit für das Thema generieren.
Hier weitere Kontaktdaten:
Hamburger Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft
Email: schadensmanagement@bukea.hamburg.de
Telefon: 040 42840–2300
CDU Hamburg
Email: info@cduhamburg.de
Telefon: 040 46854–800
SPD Hamburg
Email: kontakt@spd-hamburg.de
Telefon: (040) 280 848 — 0
Grüne Hamburg
Email: info@gruene-fraktion-hamburg.de
Telefon: 040 – 42831–1397
Die Linke
Email: buero@die-linke-hamburg.de
Telefon: 040 — 3 89 21 64