Zusammen mit ein paar Freunden haben wir uns nach Rügen aufgemacht, um dem Ostseelachs nachzustellen. Auf der Hinfahrt haben wir uns schon fleißig ein paar Fangstrategien zurecht gelegt und uns bei Kollegen umgehört, was grade so geht. (Danke Jens!) Hier hörten wir aber von mehreren Seiten, dass das Lachsangeln vorherige Woche mehr als bescheiden lief und viele Boote als Schneider heim fuhren. Darüber hinaus verdüsterte sich die Windprognose je näher wir der Insel kamen. Endlich auf Rügen angelangt, begrüßte uns dann auch der Hafenmeister mit einem: „Morgen braucht ihr nicht raus fahren. Viel zu windig!“ Naja also erst mal Quartier beziehen und die Ausrüstung klar machen.
Ausfalltag — Kein Trolling
Bedingt durch das Wetter war an diesem Tag kein Lachsangeln vom Boot möglich. Doch zum Glück hatten wir unsere Wathosen mit eingepackt und somit einen Plan B. Nach einem gemütlichen Frühstück entschieden wir es südlich von Kap Arkona auf Meerforelle zu versuchen. Als wir endlich im Wasser standen, umrahmt von der wunderschönen Steilküste Rügens, fühlten wir uns pudelwohl und alle düsteren Windprognosen waren vergessen. Nachdem an einem großen Blasentang-Feld nichts ging, suchten wir uns eine andere Stelle mit tieferem Wasser und großen Steinen. Mein Kumpel stand noch am Strand und ging es gemütlich an, während ich schon mal ein paar Würfe machte, um meine neue MeFo Peitsche einzufischen. Kurz darauf schnappte sich auch schon eine Meerforelle meinen Wobbler und machte ordentlich Rabatz. Das ging ja fix. Am frühen Nachmittag mussten wir leider auch schon wieder los, da wir noch einiges vorzubereiten hatten.
Ab auf die See zum Lachsangeln
Abends wieder zurück im Hafen hatte sich die Windvorhersage nur wenig verbessert, aber der Hafenmeister gab uns grünes Licht und machte mit uns die Bootsübergabe. Am nächsten Morgen stachen wir hoch motiviert in See. Leider spielte der Wind auch an diesem Tag nicht richtig mit und wir hatten mit ungemütlichen Wellengang zu kämpfen, so dass wir relativ dicht unter Land bleiben mussten. Da wir das Trolling auf Lachs eigentlich nur einmal pro Jahr machen und daher die Handgriffe alles andere als einstudiert sind, machten uns die hohen Wellen doppelt zu schaffen.
Nachdem wir uns zum Spot vorgekämpft hatten und alle Ruten ausgelegt waren, kehrte erst mal ein wenig Ruhe ein und wir ließen uns durchschaukeln. Wir fragten uns noch, ob denn die Blinker bei dem Wellengang überhaupt noch vernünftig laufen als plötzlich die Downriggerrute abzog. Bevor wir uns die Rute greifen konnten war der Fisch auch schon wieder ausgestiegen. „Mist!“ Wir hatten uns noch nicht wieder hingesetzt da kreischte auf einmal die Bremse der Sideplaner Rute. Dieses Mal war mein Kumpel Fischer sofort zur Stelle und drillte den ersten Lachs des Trips souverän aus. Für mich war der ganze Stress zu viel und ich musste mich nach dem Drill erst mal über die Rehling hängen, um die Fische zu füttern. Meinem Beispiel folgend nutzte mein Kumpel die Ruhepause, um sich auch zu übergeben. Leider wurde er danach nicht wieder fit und so war er den ganzen Tag mehr oder weniger außer Gefecht gesetzt. Also legten wir zu zweit alles neu aus und hofften das Beste.
Irgendwann am frühen Nachmittag surrte die Bremse der Downriggerrute los. Leider erwies sich der vermeintliche Endgegner lediglich als das Downriggerblei, welches durch den starke Seegang abgerissen war und direkt zum Grund sauste. „Na toll, wo kriegen wir jetzt ein neues 7,5kg Blei her?!“ Glücklicherweise war ein anderer Kumpel (Henrik) gerade auf der Autobahn auf dem Weg zu uns und besorgte kurz vor Ladenschluss noch ein neues Blei samt Gummizug. Völlig geplättet liefen wir wieder in den Hafen ein und begrüßten Henrik, der uns die nächsten zwei Tage begleiten sollte.
Endlich passt alles und die Lachse beißen
Während am nächsten Morgen die anderen Boote schon ablegten, mussten wir erst mal wieder alles zusammen tüddeln. Dieses Mal hatten wir endlich einen super entspannten Tag mit Sonne und wenig Welle erwischt. Eigentlich jetzt nicht unbedingt die besten Fangbedingungen aber dafür bestens, um gemütlich fischen zu können. So konnten wir dem ausgewiesenen Barschspezi Henrik in Ruhe zeigen, wie das mit dem Trolling funktioniert. Kurz nach der Frühstückspause bekamen wir auch urplötzlich einen Biss am Sideplaner´. Henrik schnappte sich die Rute, um den ersten Lachs seines Lebens zu drillen. Parallel dazu kreischte auf einmal die nächste Bremse los. „Yes, Doppeldrill!“ Ich schnappte mir meine Illex Rute (die einzige nicht Trolling Rute an Bord) und merkte sogleich, dass hier ein richtig guter Lachs gebissen hatte. Während Henrik und ich drillten, räumte Gabriel die anderen Ruten aus dem Weg und kescherte souverän beide Lachse. Gegen Mittag war dann Gabriel dran und fing einen richtig schönen Lachs von 95cm. Als wir am Nachmittag sogar noch einen vierten Lachs im Boot hatten waren wir natürlich richtig happy, dass es trotz der schlechten Fangmeldungen und des Wetters so gut geklappt hatte.
Kein Sprit — kein Fisch
Leider hatten wir am vorherigen Tag sehr viel Sprit verfahren und konnten das Boot abends nicht auftanken, weil der Hafenmeister auf einem Geburtstags war und erst am nächsten Tag mittags wieder kommen wollte. So mussten wir relativ nah unter Land unser Glück versuchen, um noch mit dem letzten Restsprit sicher in den Hafen zurück kehren zu können. Gefangen hatten wir an dem Tag erwartungsgemäß nichts mehr. Rückblickend war der ganze Trip wieder eine spannende Erfahrung da das Offshore Trolling völlig andere Aspekte des Angels in den Vordergrund rückt. Es geht nicht wie sonst um blitzschnelle Anhiebe und elegante Wurfskills. Es angelt nicht jeder für sich, sondern es geht vielmehr um das gemeinsame Ausarbeiten einer Strategie. „Welche Farben bieten wir auf welcher Tiefe an?“ „Wie weit staggern wir die Downrigger?“ „Wie tief und wie weit auseinander setzen wir die Sideplaner?“ Und entscheidend ist am Ende das gemeinsame Zusammenspiel beim Drill, weshalb in meinen Augen der gefangen Fisch auch nie dem Mann an der Rute zugeordnet wird sondern immer der ganzen Mannschaft. Da Trolling jedoch leider auch sehr anstrengend und nicht ganz billig ist, reicht das auch wieder für ein Jahr. So dass ich mich sehr auf die nächste Barschsession in der Hamburger City oder eine Wathosen-Tour an der Küste freue.
Henner