Henner hat einen tollen Jahresrückblick über sein Angeljahr 2015, mit vielen schönen Bilder und einem richtig fetten Video, was Ihr am Ende des Artikels findet, verfasst. Lasst Ihm doch gerne ein Feedback in den Kommentaren da. Viel Spaß dabei!
Wenn man beim Fischen zurück blickt, kann man sich in der Regel nicht genau daran erinnern wie viele Gummifische man in der Elbe versenkt, oder wie oft man als Schneider nach Hause gegangen ist. Aber auf der anderen Seite gibt es auch großartige Erlebnisse, die einem besonders präsent im Gedächtnis geblieben sind und für die man all die Schneidertage und abgerissenen Gummifische gerne in Kauf nimmt. Und genau einige dieser Erlebnisse habe ich in Auszügen hier zusammengefasst.
Januar 2015 — Meerforellenangeln auf der Ostsee
Heute bin ich früh raus, um bei null Grad ans Meer zu düsen. Im Morgengrauen schleppten wir das Schlauchboot samt Motor & Gerödel an die See. “Endlich Leinen los und Ostseesilber jagen!” Wir hatten jedoch die Rechnung ohne den Außenborder gemacht, der sich im tiefsten Winterschlaf befand und komplett seinen Dienst versagte.
“Abrechen?” “Nee, lass uns mal rudern!” Wir legten uns in die Riemen und wurden kurz darauf vom Schlauchboot mit einem erfrischenen Blubbern begrüßt. “Mist, das Boot hat ‘n Loch! Tja das wars dann wohl?” “Na, lass uns mal weiter rudern. Ein bißchen Zeit haben wir ja noch.”
Tatsächlich fingen wir zwei Dorsche, aber irgendwann mussten wir zurück, um den Kahn nicht zu versenken. Zumindest angeltechnisch scheint heute was zu gehen. Also schnell den Strand hoch und die Fusspumpe geholt. Der Motor erwachte inzwischen auch aus seinem Winterschlaf und tat so als ob nichts gewesen wär. Voll motiviert stachen wir wieder in See. Von nun an stimmte alles. Wir fingen Dorsch auf Dorsch und zahlreiche Meerforellen. Wind, Welle und Strömung, das Ködersetup und vor allem zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, bescherte uns einen grandiosen Tag. Auch wenn wir zwischen den Drills immer mal pumpen mussten. Jetzt hieß es aber erst mal Boot flicken und Motor neu einstellen lassen.
Februar 2015 — Hechttrip nach Rügen
Seit Weihnachten standen vier Tage Rügen Entspannungsurlaub mit meiner Freundin auf dem Plan. Da die Boddengewässer wider Erwarten komplett eisfrei waren musste ein Angeltag drin sein. Also fix ein Boot gemietet und Mirco Moll aus Stralsund eingeladen, der coolerweise Zeit hatte und samt seinem Kumpel Björn mitkam. Die Tage vorher hatte ich jedoch einige Bedenken, da ein Tag auf dem Bodden eigentlich zu wenig ist, um die Fische zu finden und deren aktuelle Essgewohnheiten abzuklopfen. Daher wurden im Vorfeld schon fleißig Strömungen, Wassertemperatur usw. studiert. Hilfreich waren natürlich noch die Tipps von Mirco, der sich auch fleißig umgehört hatte.
Als es dann endlich los ging, hatte der Wind auf Nord gedreht und die Außen-Temperatur war auf ‑3 Grad gefallen. Meine Freundin hatte derweil das Wellnessprogramm im Spa gebucht und ich machte mich frühmorgens auf den Weg zu meinem eigenen Wellnessprogramm. An den ersten beiden Spots tat sich jedoch erst Mal gar nichts. Stattdessen fiel ein wilder Schnee- und Graupelmix vom Himmel, der uns und das Boot komplett einschneite.
Mirco strippte abwechselnd fleißig mit der Fliegenrute oder feuerte Bigbaits raus. Ich hatte alleine vom Spinnfischen schon steife Finger, und versenkte daher erstmal einen meiner Lieblingsbaits. Gegen 12.00 Uhr hatten wir dann endlich riesige Brassenschwärme und erste Hechtkontakte zu verzeichnen. Uns wurde sogleich wieder warm und wir legten uns ins Zeug! Ich leierte meinen Gummifisch, so langsam ein, dass er grade noch lief und ließ ihn immer wieder bis knapp aufs Kraut durchsacken. Beim erneuten Durchsacken gab es einen leichten Schlag in der Rute, aber nach dem Anhieb war klar, dass da was Großes hängt. Der Fisch legte sich anfangs gut ins Zeug und ich musste richtig zittern, da mir kurz zuvor schon ein Fisch nach kurzem Drill ausgestiegen war. Vom Stoffwechsel schon auf Winter eingestellt, ließ der Hecht sich dann doch recht fix ans Boot drillen. Hier kam jedoch noch einmal gut Hektik auf, da unser Kescher sich als zu klein heraus stellte und unser Fang auf einmal doch nicht so recht mit wollte. Mirco griff beherzt ins eiskalte Wasser und landete den Fisch vorsichtig per Hand.
Im Boot wurde dann klar mit was für einem enorm fetten Hecht wir es zu tun hatten. Kurz gemessen. 110cm! Ein paar Fotos und dann fix zurück, da die Hechtdame schon gut im Laich stand und wir sie schon mehr als genug genervt hatten. Als bekennender Nichtraucher musste bei diesem Auftakt erst mal eine Zigarette her. Jeder auf seine Art völlig tiefenentspannt traten meine Freundin und ich den Heimweg nach Hamburg an.
März 2015 — Lachsfischen auf der Ostsee
Zusammen mit zwei Freunden haben wir uns ein eigenes Boot gechartert, um ohne Guide auf Lachs zu fischen.
Tag 1: Im lokalen Supermarkt packten wir uns einen Wagen mit Komplettverpflegung für das Wochenende voll. An der Kasse stellten wir dann fest, dass alle Kassen schon geschlossen hatten und uns auch niemand mehr bedienen wollte. Wir wurden durch den Mitarbeiterausgang raus gelotet und mussten den ersten Tag ohne Verpflegung bestreiten. Immerhin spielte das Wetter mit und wir konnten unsere ersten Lachse fangen. Ein wirklich guter Fisch ist dann noch über das Seil vom Planerbord gesprungen und hatte uns damit gut ins Schwitzen gebracht das Ganze zügig zu enttüddeln. Als wir endlich alles wieder frei hatten, ist er uns dann direkt am Boot ausgestiegen. Am Ende hatte aber jeder seinen Fisch und wir konnten nach diesem gelungenem Auftakt entspannt aber sehr hungrig in den Hafen zurück kehren.
Tag 2: Ein kurzer heftiger Sturm aus Nord Ost hatte eine erneute Ausfahrt unmöglich gemacht. So dümpelten wir im Apartment rum, schauten Fly vs Jerk und stellten den Barschen im Hafen nach.
Tag 3: Der Sturm war weg aber die Wellen waren noch da. Wir brauchten 1,5 Stunden samt ordentlich “Airtime” für das Boot, um überhaupt unsere Spots zu erreichen. Für unseren Kollegen „Fischer“ war das zu viel, so dass er sich den Rest des Tages überwiegend damit vergnügte das Boot zu steuern oder sich zu übergeben. Insbesondere bis zum Nachmittag hatten wir wirklich mit extrem rauen Bedingungen zu kämpfen, so dass unsere kleine Aluschaale gut auf und ab geschüttelt wurde, was das Auslegen der Ruten wirklich schwierig machte. Dann beruhigte sich das Wetter wieder und die Lachse kamen auch in Beißlaune. Nachdem wir einen 80er Lachs gefangen hatten, kreischten auf einmal zwei Rollen gleichzeitig. Double Hook! Für uns relativ unerfahrene Troller war das natürlich umso spannender. Fischer war auf einmal auch wieder voll da und drillte mir souveränen einen 1,05m Lachs an den Kescher. Gabriel ließ sich Zeit und drillte mir im Anschluss den zweiten Fisch an den Kescher. Nachdem wir uns vor Freude in den Armen lagen musste ich mich auch erst mal übergeben. Zuviel Stress für so eine kleine Landratte. Nachdem uns zum Abschluss noch ein weiterer Lachs vergönnt war, waren wir uns einig, dass wir sowas auch nicht jedes Wochenende brauchen.
Juni 2015 — Barsch
Ein Bekannter hatte mir eine Rolle verkauft und so haben wir uns zur Übergabe getroffen, um bei der Gelegenheit noch einen halben Tag zusammen zu Fischen. Im Vorfeld hatte ich ihm von ganz passablen Fängen erzählt. Wettertechnisch hatten wir jedoch leider einen richtig heißen Tag ohne Wolken und Wind erwischt. Wir machten uns zwar motiviert ans Werk, aber es war klar, dass es schwierig werden würde. Jigs, Crankbaits, Minnows & Co. wurden abwechselnd in den Snap gehängt, aber bis auf einen Entenschnabel, der drei Mal in Folge auf Sicht unsere Köder attackierte, tat sich gar nichts.
Statt Fische zu fangen hatten wir also viel Zeit zum Klönen. Da wurde beispielsweise erörtert, ob sich denn die Daiwa Steez Machine Gun Cast 3 wirklich noch zum Barsche angeln eignet, oder ob sie nicht doch als Zanderjigge eine bessere Figur macht. Zwischendurch tauschten wir immer mal das Tackle durch und hatten einen wirklich entspannten Tag auf dem Wasser.
Unser locker dahin plätscherndes Fischen wurde jedoch jäh unterbrochen als wir gegen Abend auf einmal etwas an der Oberfläche rauben sahen. Erst dachten wir an Rapfen und somit montierte ich meinen Lieblingsrapfen-Minnow und bekam nach dem zweiten Wurf auch gleich einen ordentlich Einschlag. Der Fisch ging rapfentypisch gut in die Bremse aber irgendwas war an dem Rapfen komisch. An der Vigore ML waren dann auch auf einmal die typischen Kopfstöße zu vernehmen. Als wir dann noch die dicken schwarzen Streifen an der Flanke sahen, hieß es schnell den Kescher klar machen um die Murmel zu landen. Das Messen ergab 42cm und ich dachte nur was für ein geiler Abschluss. Aber da war ja noch der Kollege. Er wählte seinen der Situation angemessenen Lieblingsbait und erstaunte mich mit drei guten Fischen in kurzer Abfolge, die jedes Mal knapp die 40cm Marke verfehlten.
In Erinnerung geblieben ist mir dieser Tag jedoch vor allem, da ich mit Henrik einen äußerst angenehmen neuen Angelkumpel hinzu gewonnen habe.
Juli 2015 — Wels
In letzter Zeit standen Arbeit und andere Interessen im Fokus und so war ich trotz 30 Grad im Schatten so richtig heiß mal wieder fischen zu gehen. Unter diesem klassischen Fall von Übermotivation musste auch mein Kollege leiden, da ich das Boot mit zahlreichen Ruten und Tackleboxen vollmüllte, damit wir möglichst viel Zielfisch abdecken können. Er dagegen hatte sich in den Kopf gesetzt einen Rapfen auf Fliege zu fangen und präsentierte mir seine bis spät in die Nacht gebundene Rapfenfliege. “Also ab geht‘s, aber warte mal was riecht denn da so komisch?“
Beim Abnehmen der Persenning mussten wir zum Erschrecken feststellen, dass der Benzinkanister im Boot aufgrund der Hitze geplatzt war und der halbe Tank ausgelaufen war. Das Benzin hatte einen Teil des Teppichklebers aufgelöst und den Teppich dick aufquellen lassen. Bevor wir also gemeinsam an allen Fronten angreifen konnten, mussten wir den Teppich, der die Form einer welligen Hügellandschaft angenommen hatte, erst mal wieder zurück zur niedersächsischen Tiefebene bügeln. Der Rest wird später gefixt (zusammen mit einer langen Liste die immer länger wird).
Zurück zum Thema: Erste Station sollten die Barsche sein. Mein Kollege der alles immer mit Fliege fangen will, angelte mit der Fliege. Ich für meinen Teil beginne langsam mit meiner neuen Barschkombi aus Megabass Eiger Northwall und Shimano Aldebaran BFS Ltd, um richtig warm zu werden und freute mich über den ersten Fisch der Tour, der sich einen schnell gejiggten FSI schmecken ließ.
Nach kurzem Barschgezuppel ging es direkt zu den Rapfenspots, wo uns ein richtig starker Wind empfing. Mein Kumpel gab sein bestes mit der Fliege, aber das Werfen war wirklich nicht einfach. Ich hatte erst einen sauberen Fehlbiss und konnte kurz darauf einen soliden Elbrapfen in der Strömung ausdrillen. Leider tat sich Rapfentechnisch gar nix mehr, also weiter zur Frühstückspause am Zanderspot. Den Zandern schien das heiße Wetter erwartungsgemäß nicht recht zu bekommen, also beließen wir es bei ein paar halbherzigen Versuchen, um uns dem eigentlichen Zielfisch zuzuwenden.
Seit ich erste Gerüchte um Hamburger Welsfänge gehört hatte, wollte ich unbedingt auch mal einen Wels in der Hansestadt fangen. Vorletztes Jahr hatte ich es zwei Mal ohne Erfolg probiert und letztes Jahr bin ich auch zwei Mal gescheitert und hatte dann schnell die Lust verloren. Dieses Jahr sollte es aber besser werden. Das Wetter passte und die Motivation stimmte auch und so wurden zahlreiche Ködergrößen und vor allem Ködertypen an der Bigbaitrute auf Tiefgang geschickt. Da ich natürlich keinerlei Erfahrung im Welse fangen habe, musste ich mich an Ködertyp, Köderfarbe, Lauftiefe, Einholgeschwindigkeit sowie Köderführung erst mal ran tasten. Ein, zwei heiße Tipps hatte ich aber zum Glück im Vorfeld bekommen und so war ich motiviert, dass es schon irgendwie klappen wird. Leider half alles nix (auch nicht die heißen Tipps) und kein Wels wollte bei uns beißen. Ich hatte schon einen Haufen Baits durchgeangelt und ein wenig ernüchtert nahm ich wieder meine 40 Gramm Rocke, um zumindest noch ein bisschen Zander zu angeln. Vorher hing ich aber noch was Neues in den Snap, was ich noch gar nicht probiert hatte und nach dem nicht mal zehnten Wurf, begann urplötzlich der Tanz. Blöderweise jedoch an der leichten Rocke samt dünnem FC. Ich kam also noch mehr ins Schwitzen als ich eh schon schwitzte und versuchte den Schleimer vom Schwimmen ins Ankerseil und anderen Dummheiten abzuhalten. Einen Landehandschuh hatten wir natürlich auch nicht dabei und so versuchten wir mit dem Kescher unser Glück. Ich wusste aber gar nicht wie das Ding es schaffte sich jedes Mal mühelos aus unserem kleinen Kescher raus zu schleimen. Irgendwann hatten wir die Katze im Sack und ich war wirklich überglücklich. Der Fisch wäre für süddeutsche Verhältnisse sicherlich nicht groß erwähnenswert aber ich fühlte mich heute fast wie beim ersten Hecht.
Zum Ausklang legten wir mit dem Boot an der neuen Hafenbar an und gönnten uns Eiskaffee, Limonade und einen lütten Snack um dann im Anschluss in der Eistonne zu versinken.
Nachwort: Alles in allem war 2015 ein spannendes Angeljahr, in dem ich viel Neues gelernt und neue Freunde gewonnen habe und eigentlich blieb von 2015 noch viel mehr hängen. So zum Beispiel als ich offiziell in den Flitterwochen auf Island war, inoffiziell jedoch auch unbedingt ein paar Artic Char (Seesaiblinge) fangen wollte. Aber ich will nicht wieder abschweifen also danke für die Aufmerksamkeit und verliert nicht den Spaß am Fischen!
Hier noch ein richtig fettes Video, das einige von Euch vielleicht schon von Facebook kennen.
Bis dennsen
Henner