Steinbuttangeln in Dänemark — Angeltrip und Tipps zu Köder, Montage & Co.
Steinbuttangeln — was fällt einem dazu ein? Für die meisten deutschen Angler ist der Steinbutt ein eher mysterischer Fisch. Dabei ist es gar nicht so schwer gezielt auf Steinbutt in der Nordsee, zum Beispiel in Dänemark, zu angeln.
Gerade an der Ostsee kennen die meisten Angler den Steinbutt wohl eher als seltenen Beifang, auf vergilbten Bildern, die die Schaukästen und Posterwände von Angelshops und Kuttern an der Küste säumen. Beim Meerforellenangeln fing ein Freund von mir, an einem stürmischen Oktobertag, nahe Heiligenhafen, einen guten Steinbutt. In den letzten Jahren tauchten jedoch immer mehr Berichte über das Steinbuttangeln an der dänischen Nordseeküste auf. Nordsee, ich konnte mir darunter immer wenig vorstellen, Nordsee bedeutete für mich immer trocken gefallenes Watt, unendlich weit, gefühlt bis nach England, wenigstens Holland. Aber langsam eröffnete sich für mich eine neue Welt und Möglichkeit, nicht weit von mir weg, in Dänemark.
Als Rolf mir erzählte, dass er unbedingt dieses auf Jahr Steinbutt fischen möchte, auch wegen der Fotos von diesen Charakterköpfen, war ich sofort dabei. Häufig verebbt ein solcher Enthusiasmus mit der Zeit. Der Alltag holt einen ein, aber hier hatte Rolf einen Nerv getroffen. Alleine einen frischen Steinbutt selbst zu zubereiten, begeisterte mich.
Mitten in der Nacht kramte ich sehr zum Leidwesen meiner Nachbarn nach kleinen Pilkern, Mefoblinkern, Weichplastikködern, Perlen und Leuchtkugeln. Nichts macht so viel Spaß, wie Vorfächer vor dem Fernseher zu knüpfen, natürlich Fischen selber, aber bevor die Sonne aufging schickte ich Rolf ein Bild von fünf Vorfächern und zwei Handvoll Pilker und Blinker mit Einzelhaken. „Ich kann los…“ schrieb ich trocken dazu. Und so feuerten wir uns in den nächsten zwei Wochen mit Berichten, Fangbildern und Spots zum Steinbuttangeln über alle möglichen Messenger an.
Ziel: Steinbutt vom Strand in Dänemark fangen
Am bis dahin wärmsten Samstag im Mai fuhr ich endlich Richtung Dänemark. Rolf war schon in Tondern und wartete ungeduldig auf mich. Leider war ich spät dran und wegen ungünstiger Tide lohnte sich wohl erst ein Angriff am nächsten Tag. Aber als ich endlich ankam, schauten wir uns nur kurz an und schon waren Rolfs Angelsachen in meinem Wagen und wir waren auf dem Weg nach zur dänischen Nordseeküste. Wir hatten uns ein paar Spots südlich von Vejers Strand auf Google Earth ausgewählt und kurz vor Ankunft schickte uns mein Navi auf eine unbefestigte Sandpiste. Am Straßenrand tauchten immer mehr Schilder mit „Achtung Explosions Piktogrammen“ auf und nach dem sich die letzten Kiefern gelichtet hatten war klar, dass wir auf einem militärischen Übungsgelände gelandet waren. Schon etwas unheimlich, aber außerhalb der Schießzeiten darf man hier ein paar Wege befahren. Leider sind die Wege zur Küste dauerhaft gesperrt, auch wenn die Tante in meinem Navi, das anders sieht. Jetzt wurden wir doch etwas ungeduldig, viel Zeit hatten wir nicht mehr. Also fuhren wir nach Vejers Strand. Es war immer noch richtig warm und so platzte der kleine Badeort aus allen Nähten. Zum Glück darf man in Vejers mit dem Auto auf den Strand fahren, Parken war also kein Problem. Nach ein paar Minuten gelatschte in südlicher Richtung waren keine störenden Menschen mehr am Baden und schon standen wir in der Nordsee und machten die ersten Würfe.
Die Ebbe hatte eingesetzt und die eher kleinen Wellen brachen an der ersten Sandbank, Traumhafte Bedingungen. Ich setzte auf eine klassische Montage zum Steinbuttangeln: Kleiner 40g Pilker mit Einzelhaken, dahinter ein Vorfach mit zwei Owner SSW, ein paar Perlen und ein dünner Gummifisch, richtiger Tannenbaum.
Die Ebbe legte langsam den Priel zwischen der ersten Sandbank und Strand frei. Ich tastete mich immer weiter in Richtung der Sandbank und klopfte den Grund des Priels mit parallelen Würfen ab. Am Strand fuhr ein kleiner Dänen Opa auf einem orgelnden Moppet Richtung Süden, die Angel steckte in einem Plastikrohr am Gepäckträger, für einen Gruß schien die Zeit nicht zu reichen. Mit starrem Blick, rauschte er an uns vorbei, wurde in Richtung Horizont immer kleiner und das monotone Surren des Motors war fast nicht mehr zu hören. Nur die blaue Abgasfahne lag wie ein Band über dem Strand und zeigte uns seinen Weg.
War da hinten vielleicht, der absolute Steinbutt Hotspot, machte unsere Angelstelle überhaupt Sinn? Etwas verunsichert versuchte ich mich mit ausdauernden Würfen abzulenken. Nur der nasse Haken fängt. Kurz darauf hatte ich tatsächlich den ersten Kontakt. Meine Rute war krumm, der Widerstand hart, zu hart. Große Plattfische haben unglaubliche Kraft, aber leider hatte ich doch ganz klar einen Hänger. Vorsichtig tastete ich mich durch die Rinne. Ein Brandungsvorfach, zum Teil schon komplett im Sand vergraben, hatte ich erwischt, was für ein unwahrscheinlicher Zufall. Weitermachen, werfen und nochmals werfen. Da hatte ich schon wieder Kontakt. Knallhart, aber dann nur ein mittlerer Wiederstand, jetzt hoffte ich und tatsächlich Fisch! Ein kreisrunder, sandfarbener Plattfisch, tatsächlich ein kleiner Steinbutt. Rolf hatte schnell sein Macro drauf und so gab es ein schnelles Fotoshooting, bevor wir den Fisch schonend zurücksetzten. Wir freuten uns ausgelassen wie kleine Jungs, die Sandburgen und Actionfiguren mit Böllern sprengen. Fotos hatten wir jetzt und so konnten wir entspannt weiter Angeln.
Ich konzentrierte mich weiter auf die Rinne und fischte mich langsam Richtung erste Sandbank. Das Wasser war hier nun fast nur noch Schienbein tief und so konnte ich von der Sandbank endlich auch ins tiefere Wasser, werfen. Ich lief im flachen Wasser der Sandbank langsam zu Rolf, der mich aufgeregt anstarte und sagte nur: „Man, ich bin gerade auf ‘nen Butt getreten, der war richtig groß. Ich dachte ich steh auf einer Farbmischmaschine, 2 Kilo wenn nicht mehr!“ Rolf ist kein kleiner Mann, um ihn zu beeindrucken muss man schon was auf den Gräten haben. Davon angespornt fischte ich die Sandbank am Spülsaum zum tiefen Wasser ab und hatte kurz darauf einen guten Biss. Diesmal zog der Fisch etwas zur Seite ab und tatsächlich, wieder ein Steinbutt. Diesmal sogar maßig, der sollte jetzt mit.
Am nächsten Tag hatte der Wind aufgefrischt, es war schon fast kalt und die Wellen brachen wütend am Strand, der jetzt eher ausgestorben wirkte, keine Sandburgen, Drachen und Bikinis mehr. Wir wollten es aber trotzdem versuchen und fischten auf der Suche nach Steinbutten wieder die Rinnen und Priele ab. Rolf hatte recht schnell einen schönen Steinbutt am Haken der sich leider kurz vor dem Kescher löste. Der Fisch war sogar noch größer als der vom Vortag und biss im schienbeintiefen Wasser, 1 ½ Rutenlängen vor seinen Füssen. „Der ist mir voll drauf geballert! Wie ein guter Zander man, was ´ne Geile Angelei man, Sucht!“ war sein Kommentar. Zum Abend liefen wir am Strand einen Kilometer weiter südlich und fischten uns langsam zurück zum Auto. Rolf hatte noch mehrere Bisse und konnte auch noch einen kleinen Butt landen, aber beeindruckend war wie viele Fische wir im flachen Wasser aufschreckten. Dazwischen waren auch andere Plattfische, aber doch erstaunlich viele Steinbutte.
Bei Rolf angekommen schoben wir noch mitten in der Nacht den Butt vom Vortag in den Ofen. Es ist wirklich kein Wunder, dass der Steinbutt bei Top-Köchen so beliebt ist, wirklich vorzüglich. Am dritten Tag hatte sich der Wind zwar gelegt, aber die Dünung lies immer noch recht große Wellen die Küste attackieren. Ich versuchte trotzig mit der Fliegenrute auf Butt zu fischen, aber kam auf keinen grünen Zweig. Die brechenden Wellen zerrten und wühlten an meiner Schnur, wodurch mir jegliche Köderkontrolle fehlte. Einen maßigen Fisch gab es dann noch für Rolf. Den nächsten Tag verbrachten wir dann doch auf dem Sofa, Rolf war etwas erkältet und auch ich spürte die zwei Tage in der harten Brandung. Eine wirklich spannende und süchtig machende Fischerei lag hinter uns, die sicherlich ab jetzt zum jährlichen Angelprogramm gehört.
Steinbuttangeln: Ausrüstung, Montage, Köder, Vorfach, Rute, Rolle und Schnur zum Steinbuttangeln
Für alle die es jetzt selbst ans Wasser zieht, im Folgenden ein paar Tipps zur Ausrüstung beim Steinbuttangeln. Zu empfehlen ist eine straffe Spinnrute von 2,7 bis 3 Meter mit einem Wurfgewicht bis 60, oder 80g. Dabei es besteht immer die Chance richtig große Steinbutte zu fangen, deswegen sollte die Rute ein ordentliches Rückgrat haben, um den Fisch auch vom Grund zu lösen. Als Rolle reicht eine 3000er Größe vollkommen aus. Bei der Schnur kommt es weniger auf Tragkraft, als auf Salzwasserfestigkeit und gute Windschnittigkeit an, wie z.B. STROFT GTP E oder S.
- Hersteller: Waku
- Produkt: Stroft GTP Typ E
- Tragkraft: 12,00 kg
Stichwort Salzwasser, da das Nordseewasser um einiges reicher an Salz ist, als die Ostsee, sollte das Gerät wirklich immer gut abgespült werden. Das gleiche gilt auch für die Schnur, deswegen sollte man die Spule entweder eine Weile in warmes Wasser legen, oder unter fließendes Wasser stellen. Dadurch verhindert man, dass sich feine Salzkristalle im Geflecht bilden.
Montage, Köder und Vorfach zum Steinbuttangeln
Bei den Ködern gibt es beim Steinbuttangeln viele Möglichkeiten zum Experimentieren, vor allem weil es auf dem reinen Sandgrund so gut wie keine Hänger gibt. Die klassische Methode, mit denen die auch die meisten Dänen fischen, ist eine Art Nachläufer Montage. Hinter einem kleinen Pilker oder Blinker schaltet man eine Vorfachschnur aus 0,4mm Fluoro mit einem oder zwei Einzelhaken, Owner SSW. Wie bei Plattfischen üblich kann man das Ganze noch mit ein paar bunten Perlen und Propellern optisch reizvoller machen.
Als Köder kommen vor allem Natürköder in Frage, Heringsfetzen, Tintenfisch und am besten frischer Sandaal. Man kann auch auf Gulp oder weiche Gummiköder zurückgreifen, aber dann würde ich auf eher Jighaken oder Texas/Carolina-Montagen setzten.
- Berkley Saltwater Gulp Alive Sandeel 5 Sapphire Shine
- Produkttyp: Sandalen
- Marke: Berkley
Gerade die Zander und Barschangler können sich hier mit der unüberschaubaren Fülle an Gummiködern austoben. Rolf hat seine Fische mit dem kleinen Savage Gear Reel Eel gefangen. Gerade dieses sehr weiche Savage Gear Gummi spielt wunderbar im Wasser. 12–14g Kopfgewichte reichten sogar an den Tagen mit eineinhalb Meter Brandung.
Texas- und Carolina-Rigs stelle ich mir auch sehr erfolgversprechend vor. Bei den Ködern sollte man sich vor allem an Sandaalen orientieren, also schön dünn, dürfen aber schon 10–12 cm Länge haben. Hier könnten Berkley Gulp Produkte auch eine interessante Variante darstellen. Bei den Farben kann man experimentieren, auf dänischen Fangbildern sieht man recht oft Fluo Farben, Gelb und Orange, aber auch natürliche Farben sollte man auf alle Fälle einsetzten.
Die Hartbaitfans sollten ihre Köder nicht zu Hause lassen. Wegen der sehr geringen Hängergefahr kann man auch mit schlanken Wobblern und Stickbaits experimentieren. Savage Gears neuer 3D Line Thru Sandeel ist auch ein Köder ‚mit dem experimentierfreudige Angler vielleicht einen Treffer landen können. Immerhin gibt es auch Meerforellen in der Nordsee.
Wen das Wasser schon etwas wärmer ist, gibt es über dem trostlosen Sandgrund viele große Garnelen, deswegen lohnt sich sicher auch eine Springerfliege, Sandfarbene Garnelenmuster sind dabei sicher erste Wahl.
Angelstellen und beste Tide zum Steinbuttangeln in der Nordsee
Die Nordseeküste wirkt recht eintönig, aber trotzdem gibt es in der Nordsee Strukturen, auf die man beim Steinbuttangeln achten sollte. Meistens gibt es eine ausgeprägte Rinne parallel zum Strand, darauf folgt eine Sandbank vor dem tiefen Wasser. Die Sandbank wird durch tiefere Priele unterbrochen, durch die das Wasser der Wellen wieder zurück in Meer fließt. Bei Flut erkennt man diese Priele dadurch, dass das zurückfließende Wasser eine Lücke in der Brandung bildet. Als beste Zeit gelten zwei Stunden vor Hochwasser. Ich persönlich fand es aber angenehmer bei Ebbe dem Wasser hinterher zu fischen.
Dabei erkennt man sehr gut, wie sich die Strukturen auf die Strömungen auswirken. Fängt man bei Hochwasser an, konzentriert man sich zuerst auf die erste Rinne und arbeitet diese systematisch, zu meist parallel, ab. Die langsam flachfallende Sandbank lässt man natürlich nicht außer Acht. Vor allem Priele mit ablaufendem Wasser sollte man intensiv befischen. Die Fische können tatsächlich überall sein. Deswegen unbedingt vorsichtig waten und nicht gleich die Sandbank stürmen, sondern ausgiebig abfischen. Sobald man die Sandbank erreicht, kann man auch das tiefere Wasser abfischen, aber auch jetzt die Sandbank nicht auslassen, auch wenn das Wasser nur noch knöcheltief ist. Gerade zum tiefen Wasser bildet sich meistens eine scharfe Kante, an denen sich die Wellen brechen und hier ist immer mit Fisch zu rechnen. Hat man mehrere Tage zur Verfügung sollte man sich unbedingt die Strukturen genauer einprägen und mit Landmarken verknüpfen.
Wenn bei Euch auch ein Trip nach DK zum Steinbuttangeln ansteht, dann solltet Ihr frühzeitig nach Ferienhäusern in Dänemark Ausschau halten, da die Unterkünfte nah an den Hotspots gerne schon frühzeitig ausgebucht sind.
Tipps zur Basisausrüstung:
- Eine Spinnrute z.B. eine gute Zanderrute
- Eine Stationärrolle, die auch im Salzwasser taugt
- Schlanke Gummis mit ein guten Aktion wie z.B. den Keitech FSI
- Zuverlässige Schnur und Vorfach
Was passiert (oder auch nicht), wenn der Köder nicht passt:
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Herzlichen Dank für diesen Artikel!!!
Zu welcher Jahreszeit würdest du einen Besuch empfehlen?
Tight Lines
Andreas
…Gerne Andreas. Die besten Chancen auf einen Steinbutt hast du im Mai/Juni und dann wieder im September/Oktober, je nach Wassertemperatur.