In den letzten Jahren habe ich mir nach manchen Situationen öfter mal die Frage gestellt, ob das ethisch eigentlich in Ordnung warm was ich gemacht habe. Ob es die 40 Plattfische sind, die beim Ostseetrip im Boot gelandet sind oder ob es der 10. Zander am Tag ist, den man zurück gesetzt hat. Manchmal hadere ich schon mit meinem Gewissen. Geht’s euch auch manchmal so? Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, habe ich mich mit dem Lehrer für Philosophie Peter in Dänemark zum Meerforellenangeln getroffen und über Angeln und Ethik gesprochen. Peter ist leidenschaftlicher Fliegenfischer und beschäftigt sich als Sohn eines Jägers schon viele Jahre mit dem Thema Ethik und der Verwertung von Fisch oder Fleisch.
Selbstreflexion und Hinterfragen des Handelns
Ist Catch & Release eigentlich ethisch vertretbar und das Allheilmittel für ein gutes Gewissen? Gibt es außer dem Nahrungserwerb einen Grund, der es rechtfertigt angeln zu gehen? Wieso gehen wir eigentlich immer wieder ans Wasser? Sind Angelteiche mit täglichem Fischbesatz nur zu unserer Belustigung? Wieso angeln manche Menschen auf Fische, die zu 100% zurück gesetzt werden? Steht unser Spaß im Vordergrund und spielen wir mit der Gesundheit und dem Leben der Fische, um uns besser zu fühlen?
Hosen runter!
Im Laufe unseres Gesprächs sind viele Fragezeichen aufgetaucht, von denen auch ein Großteil am Ende stehen bleibt. Uns ging es nicht darum mit dem Finger auf andere zu zeigen und deren Handeln zu bewerten, es ging uns darum, euch als passionierte Angler dazu zu bewegen euch und euer Handeln kritisch zu hinterfragen. Selbstreflexion kann ein guter Schritt sein, um ein Verständnis für mögliche Kritiker zu entwickeln oder das Handeln anderer neu zu bewerten. Peter und ich haben unser eigenes Verhalten am Wasser reflektiert und aus philosophischer Sicht hinterfragt. Dabei sind wir beide ein paar Mal selbst überrascht worden.
An der ein oder anderen Stelle driften wir auch mal in persönliche Meinungen über – denn so ganz ohne Bewertung wäre eine Diskussion auch nicht möglich.
Wichtig ist: Wir wollen niemanden persönlich angreifen oder mit dem Finger auf bestimmte Gruppen im Angelkosmos zeigen. Wenn wir sagen, dass das Anbinden oder das Hältern von Fischen kacke ist, nur um sie bei Tageslicht in die Kamera halten zu können, ist das ethisch sicher fragwürdig. Trotzdem ist weder das Angeln auf Waller falsch, noch ist das Anbinden zum Stabilisieren großer Fische pauschal zu verurteilen.
Am Ende sind wir auf jeden Fall mit einer Menge neuer Ansichten und einer Meerforelle im Bauch auseinander gegangen.
Hier nun der Stream des Podcasts. Bei Spotify, iTunes & Co. findet Ihr ihn auch. Es würde uns freuen, wenn Ihr den Podcast Euren Freunden zeigt und das Thema evtl. auch mal mit den Buddies beim Fischen diskutiert. Viel Spaß.
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Einer der besten Podcast, die ich bisher gehört habe.
Sehr ehrlich, offen und sehr gut vorbereitet. Vielen Dank dafür!
Beste Grüße
Spannendes Thema toll präsentiert! Vielen Dank dafür.
Hi Christoph,
erstmal super das du dich diesem Thema annimmst, der Podcast war mega spannend!
An manchen Punkten fande ich es fast ein bisschen schade, dass ihr nicht noch tiefer eingestiegen seid, bzw. keine richtige Disskussion aufgekommen ist. Ist aber halt auch relativ schwierig, wenn man eigentlich einer Meinung ist 😀
Noch ganz kurz meine Meinung zu einigen Themen die ihr angesprochen bzw. nicht angesprochen habt:
Eure Disskussion verlief hauptsächlich auf der Ebene des Individuums, also Glück Angler vs. Glück Fisch. Mir hätte es sehr gefallen, wenn ihr noch etwas auf die Ebene der Fischpopulation oder sogar des gesamten Ökosystems eingegangen wärt. Das wäre vor allem bei zwei Themen über die ihr gesprochen habt noch sehr spannend geworden.
1. Forellenpuff: Auf der Ebene des Individuums, vor allem im Vergleich mit der freien Meerforelle kommt man ja zu einem relativ vernichtenden Ergebnis. Auf Ebene der Fischpopulation, könnte das Resume jedoch anders ausfallen. Forelle ist ja ein beliebter Speisefisch und kommt zum größten Teil aus der Zucht. Ob der Fisch vom Fischwirt aus dem Teich gekeschert und abgeschlagen wird oder von einem Angler mit der Rute rausgezogen wird ist für mich kaum ein entscheidener Unterschied, in beiden Fällen wird der Fisch ausschließlich zu meinem Verzehr, im Fall des Forellenpuffs aber zusätzlich noch zu meinem Vergnügen, aufgezogen. Im Endeffekt sehe ich das hier also sogar positiver als den Fisch aus der Tiefkühltheke zu kaufen, falls man für sich die ethische Entscheidung getroffen hat tierische Produkte zu konsumieren. Außerdem sehe ich hier auf Ebene des Ökosystems den Vorteil, dass Kochtopfangler erfolgreich ihrem Hobby nachgehen können ohne den Bestand natürlicher Gewässer zu gefährden. Zusätzlich ist der Forellenpuff (natürlich nur je nach Führung) ein geschützter Raum um das Angeln und den Umgang bzw. das Töten von Fischen zu lernen. Besser am Forellenteich, wo dir jemand helfen kann, den ersten Fisch abschlagen, als alleine komplett überfordert im Urlaub in Schweden mit dem Hecht am Wasser zu stehen.
2. Salmonidenangeln in Flüssen: Ihr habt ja darüber gesprochen, dass einerseits die Meerforellen noch ihm Meer möglichst schonend behandelt werden, wenn Sie sich auf das Laichgeschäft vorbereiten, in den Flüssen aber direkt dabei dann gezielt beangelt werden. Für mich hängt das Schützen der Fische in der Laichzeit ja mit einem Schutz der Fischpopulation zusammen. Da diese Phase eine entscheidende Auswirkung auf das Wohlergehen der Population hat, muss der Fisch in dieser Zeit besonders vorsichtig behandelt werden. Das Salmonidenangeln in Flüssen stellt für mich also solange kein ethisches Problem dar (also zumindest im Vergleich zum Angeln generell), wie durch andere Maßnahmen (Entnahmequoten, Populationsbeochtung, Besatz mit heimischen Fischen) sichergestellt werden kann, dass die Population davon nicht gefährdet wird.
Ich freue mich auf die nächsten Folgen!
LG Linus
Super Diskussion, sehr wichtig meiner Meinung nach! Kann mich total in Euren Gedankengängne wiederfinden.
Hallo Christoph,
Respekt zu Deiner / Eurer interessanten und weitsichtigen Podcastreihe. Bisher haben mich alle Themen “angefasst” und gar schlauer gemacht. Es ist sehr angenehm und spannend, Dir und Deinen Gesprächsgästen zu zuhören.
Ich wünsche Dir viel Inspirationen, Anregungen und Energien, um die Podcastreihe fortzsetzen. Letzteres wünsche ich mir auch.
Petri Heil !
Hej Hoffi,
vielen Dank für die Blumen! Ich versuche das Level zu halten und gerade solche Kommentare helfen dabei sich Mühe zu geben 🙂
LG Christoph
Dank für diesen Beitrag.
Mike
Hej Mike, danke für das Feedback! Da kommt noch mehr in nächster Zeit 🙂
Ein wichtiges Thema und ich wünsche mir schon lange, dass es aufgegriffen wird.
Aus der Praxis: vor einigen Jahren gab es die große Diskussion wie viel Strecke eines Fließgewässers wir Angler aktiv befischen dürfen, da es Naturschutzgebiet ist. Da ging es genau um solche Fragen und es war sehr wichtig dass mindestens der Vorstand in diesem Bereich eine reflektierte Meinung hatte.
Weiter so!
Habe den Mut dich deines Verstandes zu bedienen!
Auch gegen den Strom der Angelindustrie schwimmen. Mich habt ihr als Leser und Hörer gewonnen.
Hej Erwa, freut mich, wenn es dir gefallen hat.
Gegen den Strom schwimmen ja auch die großen Fische 😉
Damit machen wir weiter!
LG Christoph