Weltreise mit der Angel — Part III
Forellenangeln mit der Fliegenrute in Neuseeland
Nachdem ich Perth verlassen hatte, ging es für einen kurzen Zwischen-Stop nach Sydney. Zum Fischen war leider keine Zeit, aber das konnte ich verkraften, denn mein nächstes Ziel war das Land aus dem Anglerträume gemacht sind — Neuseeland!
Neuseeland ist eines der Traumziele für Fliegenfischer aus der ganzen Welt, aber auch die Salzwasserangler kommen hier nicht zu kurz. Riesige Kingfish, Snapper und andere große Salzwasserräuber sind keine seltene Fänge.
Als ich in Auckland ankam, ging es erstmal auf Autosuche. Eine super Plattform für eigentlich alle möglichen Gegenstände — gebraucht oder neu — oder aber auch Jobs usw. ist „trademe“. (www.trademe.co.nz)
Das richtige Auto war relativ schnell gefunden. Endlich flexibel und ein eigenes Dach über dem Kopf. Ich fuhr in den Baumarkt und kaufte mir eine Holzplatte und ein paar Balken, die ich mir passgenau zuschneiden ließ. Damit baute ich mir ein Bett in die Karre. Ich holte mir eine Matratze, einen Schlafsack, einen Gaskocher und diverse Camping-Utensilien und los ging es. Ich beschloss erstmal an den nördlichsten Punkt der Nordinsel zu fahren, dem Cape Reinga, wo Pazifischer Ozean und Tasmanische See sichtbar aufeinander treffen. Ein echt magischer Ort.
Auf dem Weg zum Cape machte ich immer wieder Halt an wunderschönen Orten, ging wandern, fischen und campen. Ganz ohne Zeitdruck, ohne irgendwas im Hinterkopf zu haben und ich war einfach nur geflasht von der facettenreichen Landschaft. Ein Gefühl von absoluter Freiheit kam auf.
Doch viel geangelt hatte ich bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht wirklich. Ich fing lediglich ein paar Snapper, die ich mir ab und zu zum Abendessen zubereitete. Man kann echt schlechter essen!
Angelscheine für das Fliegenfischen in Neuseeland
Zurück in Auckland ging ich erstmal in den guten, alten Angelladen, um mir ein paar Infos über das Fliegenfischen in Neuseeland zu holen. Normalerweise gibt es NZ eine Süßwasser-Angelsaison die von Oktober bis April gültig ist. Mit der „Sports Fishing License“ könnt ihr so wohl auf der Nord‑, als auch auf der Südinsel fischen. Es gibt jedoch eine Ausnahme: die Region rund um Lake Taupo, wo man das ganze Jahr über fischen darf. Das war mir neu und von Euphorie gepackt wollte ich nun alles über die Winterfischerei rund um Lake Taupo wissen. David von „Hunting und Fishing“ in Auckland stattete mich mit den nötigsten Infos aus, um erfolgreich zu fischen und klärte mich über die Regeln auf. Man braucht eine besondere Lizenz für den Raum rund um Lake Taupo.
Die non „Residance-License“ ist für Touristen und beantragt man im Internet. Bezahlt wird mit Kreditkarte, alles funktioniert reibungslos und man kann eigentlich direkt mit dem Fischen loslegen. Infos zur License findet ihr hier.
Davids Empfehlungen und Geschichten über die Winterangelei auf Forellen hatten mich regelrecht heiß gemacht und ich kaufte mir aus dem Stand Wathose, Kescher, Vorfachmaterial und ein paar Fliegen und entschloss, mich direkt auf den Weg dorthin zu machen.
Die Fahrt von Auckland nach Taupo dauerte ca. 3 1/2 Stunden und ich suchte mir mit der Hilfe von „Campermate“ (einer App die ich absolute empfehlen kann) einen Campingplatz, der so nah wie möglich am Fluss lag, um am nächsten Tag direkt durchzustarten.
Traumhaftes Forellenangeln in NZ
Nach einem deftigen Frühstück ging es direkt ans Wasser und was mich da erwartete war einfach unfassbar. Es ist schwer in Worte zufassen. Mein Herz schlug ziemlich heftig beim ersten näheren Blick in den Fluss, als ich ca. 10 — 15 kapitale Regenbogenforellen direkt vor meinen Füßen sah. Ich glaube, ich war nie zuvor so aufgeregt beim Angeln! Ich ging einige Meter Fluss ab, um die Fische von unterhalb anzuwerfen. Ich zitterte förmlich beim ersten Wurf und als der Bissanzeiger stehen blieb und abtauchte, hatte ich einen krassen Adrenalinschub. Und der Fisch hing auf Anhieb.
Der Fisch stellte sich direkt in die harte Strömung und schoss stromabwärts, ich hinterher, doch er stieg aus. Ich kraxelte wieder stromaufwärts und nach dem zweiten Wurf hing schon die nächste Forelle.
Auch dieser Fisch nutzte die harte Strömung und schwamm stromab. Ich hinterher, schlitterte nur so über die glitschigen Steine in der heftigen Strömung, stolperte und ging erstmal baden. Doch ich rappelte mich sofort wieder auf und konnte ca. 150m Stromab meine erste Neuseeland-Forelle landen. Und was für ein Klopper. Ein unbeschreibliches Gefühl!
Ich fing viele und verlor einige Fische. Die Weibchen waren einfach nur prall gefüllt mit Laich und die Männchen waren dunkel gezeichnet und oft mit großen Laichhaken geprägt. Ich rannte immer wieder flussabwärts dem Fisch hinterher, fiel noch 2 — 3 mal ins Wasser und fror, weil meine Klamotten mittlerweile pitschnass waren. Ich war völlig erschöpft, doch das Aufhören fiel echt schwer. Ich sagte mir immer wieder: einer geht noch. Doch irgendwann dachte ich mir, dass morgen ja auch noch ein Tag ist und nach 17 Rainbow-Trouts, alle Ü‑50cm, kann man echt mal nach Hause gehen.
Ich konnte das alles nicht wirklich realisieren: ich war offensichtlich im Rainbowtrout-Paradise gelandet! Die nächsten Tage fühlten sich immer noch wie ein Traum an und egal an welcher Stelle ich fischte, es knallte. Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Absolut überwältigt von dieser geilen Angelei, beschloss ich für einige Zeit in Taupo zu bleiben um von dort aus die Nordinsel zu erkunden. Nach Autokauf, etc. war meine Reisekasse ziemlich leer und ich beschloss mir erstmal einen Job und eine Bleibe zu suchen. Denn ohne Moos nichts los.
Fliegen‑, Gewässer- und Tackletipps zum Forellenangeln in NZ
Die Rainbow-Trouts ziehen im Winter alle vom See in die umliegenden Flüsse um dort abzulaichen. Die optimale Fliege zu diese Zeit sind Globug-Fliegen, die Forellenlaich (Eier) imitieren. Der optimale Weg ein abtreibendes Ei zu imitieren ist, den Globug als Springer hinter einer “schweren“ Nymphe an den Hakenschenkel anzubinden. Man kann jedoch auch den Glowbug einfach mit ein paar Splitshots auf dem Vorfach montieren. Das Gewicht der Nymphe oder vom Splitshot variiert je nach Wassertiefe. Ich bevorzuge die Variante mit der Nymphe, da sich die Fangchancen deutlich erhöhen. Denn die Forellen verschmähen auch die Nymphe nicht.
Es gibt zwei verschiedene Arten von Globug-Fliegen. Eine Synthetik-Variante und eine verdammt echt aussehende Gummi(Silikon)-Variante. Ich empfehle die Gummiversion da sie einfach dem Original zum verwechseln ähnlich sieht. Geworfen wird stromaufwärts oder parallel zur Strömung, um die Fliege möglichst natürlich abtreiben zu lassen. Zur Bisserkennung hilft ein Bissanzeiger, der je nach Wassertiefe am Vorfach angebracht wird. Wichtig ist, dass die Fliege möglichst grundnah präsentiert wird. Es soll aussehen wie ein Ei, das über die Steine rollt.
Um Aussteiger zu vermeiden sollte man mindestens ein Monfiles-Vorfach der Stärke 0,20mm — 0,28mm fischen. Ich bevorzuge Mono gegenüber Fluorocarbon, da es die größere Dehnung hat und weniger Fische austeigen. Da die Fische in der Laichzeit nicht so scheu sind, kann man “relativ“ dicke Vorfächer fischen und eine Vorfachlänge von 9 ft (270cm) reicht locker aus! Mit einer Fliegenrute der Klasse 6–7 in 9ft(2,70m)und einer Rolle Gr. 6 mit unauffälligen Schwimmschnur (WF6) solltet ihr eigentlich in ganz NZ gut klar kommen.
Die Region rund um Lake Taupo ist die einzige, die das Angeln im Winter auch in der Schonzeit erlaubt. Der wohl bekannteste Fluss dieser Region ist der Tongariro River, aber auch die anderen Flüsse, die in Lake Taupo münden, bieten eine hervorragende Winterfischerei. Die Regeln und die Karte für die Angelei rund um Lake Taupo findet hier.
Die Region um Lake Taupo ist ein Regenbogenforellen-Eldorado und da stellte sich mir die Frage, wo wohl die großen Bachforellen unterwegs sind. Die besten Browntrout-Gewässer befinden sich auf der Südinsel, doch auch hier soll es große Bachforellen geben. Ich habe gehört, dass sich die großen Bachforellen bis zum Sommer im See aufhalten und ‚sobald die Zikaden-Zeit anfängt, in die Flüsse ziehen. Angeblich gibt es auch noch einige kleinere Streams, die große Bachforellen beherbergen sollen. Es gibt noch so viele Gewässer zu erkunden, tausende Seen und Flüsse und ich kann es kaum abwarten, meine erste Browntrout zu fangen.
Eins ist sicher: ich lasse alles andere liegen und stehen, wenn es sich ums Fliegenfischen in Neuseeland dreht!
Hier meine bisherigen Blogs:
Part I — Angeln in Thailand – Die ersten Fische der Reise
Part II — Angeln in Kuala Lumpur und Perth
Wenn Ihr bestimmte Fragen rund um die Reise habt, dann nutzt einfach die Kommentarfunktion.
Denkst du es gibt Probleme bei der Einreise mit meinen eigenen Fliegen und Streamern?
Beste Grüße
Tolle Fische toller Beitrag!
Ist mit Winterangelei Januar gemeint? Dachte das wäre Sommer in Neuseeland?
das sieht ja klasse aus! in neuseeland war ich noch nicht 🙂
Zufällig auf deinen Beitrag gestoßen. Ich bin von eurem Angeltrip sehr begeistert und zugleich etwas neidisch. Für mich als Anfänger in Sachen Fliegenfischen stellt sich die Frage ob man diese Laichimitate auch schon fertig kaufen kann bzw. ob man fertig gebunden Haken im Handel bekommt. Wenn ja wo am besten? Vielen Dank für eine kurze Info!
Die laichimitate kannst du in NZ überall kaufen. Gibt es diese in De nicht?