Jerkbaits selber bauen — Anleitung, Tipps und Tricks
Jerkbait selber bauen? Wie schwer und aufwändig ist es wohl, seinen eigenen Jerk selber herzustellen? Wie geht man vor und auf was muss man achten, welche Geräte und Materialien werden benötigt?
Das sind Fragen, die ich mir vor 4 Jahren selber gestellt habe. Ich habe aus einem eigenen Antrieb heraus angefangen, mich mit dem Köderbau zu beschäftigen. Das war gar nicht so abwegig, immerhin binde ich seit fast 13 Jahren meine Streamer, Trockenfliegen und Nymphen selber. Und zum Fliegenfischen gehört es (für mich) irgendwie dazu, die Fische mit selber gebundenen Mustern zu überlisten. Warum also nicht auch beim Spinnfischen? Als Kind habe ich schon viel mit Holz gearbeitet, mein Vater hatte einen Werkraum in der Wohnung eingerichtet. Die große Holzwerkbank war einer meiner bevorzugten Plätze in der 3 1/2 Zimmer-Wohnung. Wie auch immer, ich hatte wirklich Lust, selber Köder herzustellen und habe angefangen mich intensiver mit dem Thema zu beschäftigen. Als Grundmaterial zum Jerkbau kam für mich nur Holz infrage, ich wolle keine chemischen Experimente machen. So natürlich wie möglich, alles in Handarbeit.
Jerkbaitbau — Das Holz
Holz ist sehr oft der Grundstoff, mit dem die ersten Gehversuche beim Jerkbaitbau gemacht werden. Entweder als Rohling, um damit die Gussform zu erstellen oder eben als Grundstoff, aus dem der ganze Köder besteht. Holz ist ein Naturprodukt, kein Stück gleicht 100% dem anderen, was zwar eine schöne Eigenschaft ist, aber durchaus seine Tücken hat, aber dazu später mehr. In der Regel werden ein paar wenige Gehölze immer wieder verwendet: Abachi, Balsa, Linde, Esche, Buche, Fichte und Kiefer. Jedes Holz hat seine bestimmten Eigenschaften, seinen Preis, Vor- und Nachteile.
Um es kurz zu sagen, ich hatte mich von Beginn an, für Buche entschieden, dies aus verschieden Gründen: Verfügbarkeit, Preis, Optik und Eigengewicht. Buche ist sehr hart und dadurch langlebig, dafür aber recht »schwer« zu bearbeiten. Es hat ein relativ hohes Eigengewicht und muss daher nicht mit übermäßig viel Gewicht bestückt werden, um zu sinken. Und ich wollte ja Jerkbaits bauen, keine Popper.
Jerkbaitbau — Die Farbe
Airbrush aus einem »historischen« Hintergrund. Auch hier war mein Vater beteiligt. Er wollte mir damals unbedingt eine Airbrushausrüstung besorgen. Damals ist ca. 30 Jahre her, aber ich hatte da noch kein Interesse, ich Trottel, aus welchen Gründen auch immer. Zumindest hat sich diese Aktion in mein Gedächtnis eingebrannt und so war schnell klar, dass ich das jetzt doch haben will. Wer allerdings keinen Zugang zu dieser Materie hatte, steht wie der Ochs vor´m Berg. Welcher Kompressor, welche Pistole, welche Farben und Materialien. Wie geht man mit so einem Ding um, macht es sauber, welche Farben sind die »Besten« etc. Ich dachte mir, ich spare Zeit, wenn ich einen Kurs besuche und darin die Grundfragen für mich kläre. Gesagt, getan. Ich hatte mich für einen Airbrush-Kurs im hohen Norden entschieden. Gefunden hatte ich diesen übers Web, in einem Airbrush-Forum. Da hab ich mich dann angemeldet und bin von Berlin nach Hamburg gefahren, um die ersten Gehversuche dort zu machen. Und ich meine, dass es die richtige Entscheidung war. Auch wenn die Köder, die ich dort gesprüht hatte (neben Szenen aus dem Weltall und Sonnenuntergängen in der Prärie), noch nicht so aussahen, wie ich es geplant hatte. Köder- bzw. Jerkbaitbau ist eben, wie so oft im Leben, alles eine Frage der Übung. Außerdem gab und gibt es ein reichhaltiges Angebot an Tutorials im Internet, bei YouTube und Vimeo, die sehr hilfreich sein können.
Ich hatte mich für eine Pistole der Marke Harder & Steenbeck entschieden, das Modell Evolution, sollte es sein. Reicht völlig aus für meinen Einsatzgebiet. Bei diesem Gerät ist eine Nadel mit, 0,3mm und 0,5mm dabei. Mit diesen Düsen ist man in der Lage, sehr fein aber eben auch »großflächig« zu sprühen. Die Farben, mit denen ich zuerst Kontakt hatte, waren von der Firma Schmincke. Das sind gute Farben, ich sprühe heute aber etwas lieber mit Farben der Marke Createx.
Jerks selber bauen — viel Arbeit, die sich lohnt
Zusammenfassend kann man sagen. Wer sich an Köder- bzw. Jerkbaitbau wagt, hat zwar eine Menge Arbeit, aber am Ende wird man belohnt. Man kann auch mit einfachen Mitteln tolle Ergebnisse erzielen, sollte sich nur über die einzelnen Schritte im Vorfeld ausreichend Gedanken machen und einen Plan zurecht legen. Gutes Werkzeug ist das A und O. Beim Sprühen zählen gute Vorlagen und Masken. Folgend beschreibe ich die einzelnen Schritte, an denen man sich gut orientieren kann. Mehr Informationen und Tipps findet man im Internet und bei YouTube. Dort gibt es vor allem gute Anleitungen zum Sprühen von außergewöhnlichen Dekoren. Im Folgenden sind die einzelnen Schritte zusammengefasst, bebildert und beschrieben.
Schritt für schritt zum eigenen Jerk
Holz wählen
Wie schon beschrieben, verwende ich bevorzugt Buchenholz zum Bau von Jerks. Ich kaufe meine Buchenholzplatten im Baumarkt. Keine geleimten Platten — Massivholz! Das ist sicher nicht die günstigste Variante, aber verfügbar. Günstiger gibt es die beim Tischler um die Ecke oder, wenn man darauf zurück greifen kann, beim Sägewerk. Auch der ein oder andere Forstbetrieb kann theoretisch behilflich sein. Auf diese Platten zeichne ich mit einer Schablone die Umrisse der Köder. Die Platten sind 20mm stark und haben gleich die passende Dicke. Ich säge die Formen mit einer Bandsäge aus, es geht natürlich auch mit einer Stichsäge oder ähnlichen Werkzeugen.
Rohlinge schleifen
Sind die Formen erst einmal ausgeschnitten, schleife ich die Kanten am Band- oder Tellerschleife glatt und anschließend runde ich die Ecken ab. Das Ergebnis dieses Schrittes sind die Rohlinge für die Weiterverarbeitung. Es folgt der erste Handschliff. Die Kanten mit einer Raspel runder schleifen, so symmetrisch wie möglich. Nach dem Grobschliff erfolgt ein erster Feinschliff mit Schleifpapier, 60er bis 100er Körnung. Wenn die Form des Jerks jetzt noch nicht 100% exakt ist, wird noch einmal die Raspel angesetzt, dann wieder mit Schleifpapier nacharbeiten. Am Ende sollte eine schöne, saubere und symmetrische Form heraus kommen.
Formen grundieren, Löcher bohren
Die Formen werden grundiert. Dazu verwende ich Holzschutz wie es beim Bootsbau verwendet wird. Das dringt in die Poren ein und schützt das Holz, falls die Epoxyschicht später stark zerkratzt oder gar zerstört ist. Der Jerkbait wird dadurch langlebiger.
Ist der Holzschutz über Nacht getrocknet, bohre ich Löcher (an den richtige Stellen), um dort die Schrauben zu versenken. Buchenholz ist so hart, dass die Ösen leicht brechen, wenn man nicht vorgebohrt hat. Vor allem, wenn gegen die Faser gearbeitet wird. Ich verwende Schrauben, die ich über Lureparts.nl beziehe. Das sind stabile Edelstahl-Ösen und geeignet für Süß- und Salzwasser. Man kann sich diese Ösen auch selber drehen, auch dazu gibt es reichlich Anleitungen im Web. Die Ösen sind nun angebracht und im Idealfall mit Epoxy verklebt. Das hält! Jetzt werden die Löcher für die Bleigewichte gebohrt. Am besten mit einem Standbohrer. Ich kaufe im Internet runde Bleiprofile. Von diesen Stangen knipse ich die passenden Gewichte ab. Das überprüfe ich mit einer Küchenwaage. Das Gewicht wird natürlich vorher bestimmt. Wie ich das mache? In einem 10l Eimer mit Wasser gefüllt. Ösen sind montiert. Haken und Sprengringe hänge ich ein und die Bleie klemme ich mit Gummis an das Holz. Sinkt der Köder so ab, wie ich mir das vorstelle, gerade und in der richtigen Geschwindigkeit, markiere ich den Punkt und bohre an dieser Stelle das Loch mit einem Holzbohrer. Blei rein und mit Epoxy verkleben.
Jetzt folgt der erste Test am Wasser. Läuft der »Jerk«, kann es weiter gehen.
Gestaltung des Jerkbaits
Die Vorarbeit für die Gestaltung läuft. Die Folie wird geschnitten und verklebt. Auch hier gibt es viele Muster und Materialien. Die Firma 3M liefert selbstklebende Alufolie, die sich gut auftragen lässt. Im Fachgeschäft für Bastelbedarf gibt es eine reichhaltige Auswahl an weiteren Folien mit unterschiedlichen Mustern und Effekten, die sich mehr oder weniger gut eignen. Diese werden auf den Köder aufgetragen und verklebt. Dann folgen die ersten beiden Schichten Epoxy. Diese beiden Schichten umhüllen den kompletten Jerk und sorgen für saubere Übergänge. Das ist sehr wichtig, da sonst alle Fehler im Lack später zu sehen sind. Ist das Epoxy getrocknet, wird der Köder aus dem »Trockner« genommen und ist bereit für den Farbauftrag.
Augen einarbeiten
Bevor im nächsten Schritt die Farbe aufgetragen wird, das kann per Pinsel, Sprühdose oder im Idealfall mit der Airbrush-Pistole passieren, arbeite ich an den Augen, diese mache ich selber. Fertig gekaufte Epoxyaugen aus dem Handel gefallen mir einfach nicht. Die wirken wie Fremdkörper. Ich sprühe entweder auf Folie, bei der ich vorher die Augen im passenden Durchmesser aussteche, oder kaufe selbstklebende »Markierungspunkte«. Die bekommen eine Grundierung und dann eine Pupille im passenden Durchmesser. Das ist zwar aufwendig, im Ergebnis aber nach meinem Geschmack um ein vielfaches schöner.
Farbgestaltung des Jerkbaits
Jetzt bin ich soweit, dass ich alles zusammen habe um mich um die Farbgestaltung des Jerkbaits zu kümmern. Der Köder wird grundiert. Das passiert ebenfalls mit der Airbrush. Nach dem Trocknen folgen die einzelnen Farbschichten. Schritt für Schritt werden Grundfarben aufgetragen, Tiefen und Highlights. Schuppenmuster werden mit einer Schablone aufgesprüht. Flossen und Kiemen (Kopfbereich) ebenfalls. Dann folgen Details wie Schatten und weitere Farbschichten. Zum Schluss der Rücken. Je mehr Mühe man sich gibt, desto schöner natürlich das Ergebnis.
Vorsichtiger Umgang
Passt alles, klebe ich die vorher gesprühten Augen auf. Der Jerk ist im Grunde »fertig«. Eins ist allerdings unbedingt zu beachten: Der Köder darf möglichst nicht berührt werden. Staub und Fett auf der Oberfläche sind unbedingt zu vermeiden. Der Lack (das Epoxy) verträgt sich weder mit Staub noch Fett! Beides wirkt abweisend und es ist fast unmöglich eine saubere Lackierung zu bekommen. Also oberste Vorsicht. Handschuhe und Zangen sind geeignete Hilfsmittel um Berührungen zu vermeiden. Bevor epoxiert wird, schlage ich die Nummern und das Logo ein. Die Köder sind spätestens jetzt Unikate und limitiert.
Jerks lakieren
Jetzt wird lackiert. 2 Schichten sind ja bereits Aufgetragen. Nun folgen 4 bis 6 weitere Schichten. Die Köder werden erneut in das Köderkarussel eingespannt. Die einzelnen Schichten Epoxy trage ich mit Pinseln auf. Die besten Pinsel die ich bisher gefunden habe, sind von Ikea. Leider verklebt der Pinsel nach dem Auftragen mit dem aushärtenden Epoxy und kann nicht wiederverwertet werden. Das lässt sich leider nicht ändern. Also unbedingt auf den Preis achten! Und die Haare sollten sich nicht vom Pinsel lösen, das sorgt nur für zusätzlichen Stress. Eine Schicht folgt der anderen. Ich trage die einzelnen Schichten im Abstand von 6 bis 8 Stunden auf. Möglichst dünn. Epoxy-Harze werden von verschiedenen Herstellern angeboten. Momentan verwende ich das von Behnke-Bootsservice. Epoxiharz 601 und als Härteren 650. Das Mischungsverhältnis ist angegeben und einfach über die Küchenwaage zu bestimmen. Nach der letzten Schicht trocknen die Köder je nach Raumtemperatur, bis zu 48 Stunden und können erst dann angefasst werden.
Wer sich für meine fertigen, limitierten Jerks interessiert, findet sie im DaF Shop.
Viel Erfolg und Spaß beim »nach«bauen.
Sehr coole Anleitung und Super Ergebnisse. Probier doch Mal die Pinsel für 1–2 Tage in einen Behälter mit Aceton oder Nitro Verdünnung zu stellen. Dann trocknen lassen und sie sollten sich wieder verwenden lassen. Meinen Pinsel habe ich schon für gut 8 Schichten verwendet und er ist immernoch in einem Top-Zustand, ohne Haare zu verlieren.
Hallo Rainer,
toller Artikel zum Jerkbaitbau! Hast du einen Tipp für mich wo ich Runde Bleiprofile kaufen kann? Werde im Baumarkt aber auch im Netz komischerweise nicht fündig.…
Vielen Dank für deine Rückmeldung.
Grüße
Markus
Moin Markus,
schreib Rainer am besten eine Email: rainer at pike-patrol. com
Gruß, Sören
Moin,
Schrottmax hat die. Ab einem Durchmesser von 10mm.
schrottmax.com
Gruß