Ein Jahr an der Küste
Meerforellen mit der Fliege 2016
Anders als bei manch anderen Meerforellenanglern endet bei mir die Meerforellen-Saison an der Küste eigentlich nie. Sobald die Temperaturen etwas über dem Gefrierpunkt liegen und die Ostsee weitestgehend eisfrei ist, hält mich nichts mehr davon ab an die Küste zu fahren.
Nicht selten konnte ich in den vergangenen Jahren einige gute Fische mit der Fliege im eiskalten Wasser überlisten. Besonders im Dezember, Januar und Anfang Februar stehen die Chancen auf einen Überspringer nicht schlecht, denn die meisten Meerforellen sind zu der Zeit noch voll im Laichgeschäft oder halten sich noch in den Flussläufen und Mündungsbereichen auf. Wenn also ein guter Fisch einsteigt, handelt es sich nicht selten um einen saftigen Überspringer.
Überspringer sind die Fische, die das Laichgeschäft für ein oder mehrere Jahre aussetzten. Denn die Natur ist auf den „worst case“ gut vorbereitet. Sollte in einem Flusssystem etwas Unvorhergesehenes passieren, wie zum Beispiel eine Überdüngung durch die Landwirtschaft oder das Chemikalien aus einer Fabrik einfließen, wodurch die laichenden Fische sterben und somit keinen Nachwuchs produzieren können, hat die Natur sich ein Backup geschaffen, welches sich im nächsten oder übernächsten Jahr weiter fortpflanzen kann.
Meerforellenangeln im Frühjahr
Auch in diesem Frühjahr zog es mich gleich in der ersten Januar Woche an die Ostsee und tatsächlich konnte ich schon nach wenigen Würfen im Flachwasser eine wunderschöne blanke Meerforelle um die 60cm landen. Leider sollte dies auch schon der beste Fisch des Frühjahres bleiben. Ich bekam zwar verhältnismäßig viele gute Meerforellen ans Band, jedoch hat oft das gewisse Quäntchen Glück gefehlt oder mir sind einfache Konzentrationsfehler im Drill unterlaufen. Vom einfachen Aussteiger im Sprung, bis zum Schnurbruch war alles dabei. Teilweise waren da amtliche Blankfische jenseits der 60cm dabei, die scheinbar keinen Bock auf einen kurzen Besuch an der kalten Luft hatten.
Beim Fliegenfischen beziehungsweise beim Angeln im Allgemeinen geht es natürlich nicht allein ums Fangen. Viel wichtiger sind die gemeinsamen sowie einsamen Momente am Meer. Die Sonnen Auf- und Untergänge, der Wind, die Wellen und die einmalige Kulisse. Und natürlich das Fischen an sich. Es gibt meiner Meinung nach nichts ästhetischeres, als das Fischen mit der Fliegenrute. Enge Loops in der Luft, die Energie die durch den ganzen Körper auf die Rute übertragen wird, den richtigen Punkt zu finden, um die Schnur schießen zu lassen und dann der Moment, wenn direkt zwischen deinen Finger der Biss zu spüren ist. Einfach unbeschreiblich!
Mefos in sommerlichen Nächten
Neben der wohl beliebtesten Zeit von März bis Mai, der sogenannten „Hauptsaison“ ist für mich besonders die nächtliche Meerforellenangeln in den Sommermonaten sehr interessant. Sobald die Sonne untergeht erwacht das Leben im Wasser. Wo eben noch völlige Stille herrschte, ist plötzlich richtig was los. Garnelen schweben lautlos durch den Seetang, kleine Sandaale schießen durchs Wasser und nicht selten kann man teils kapitale Fische Springen hören. „Hat da gerade jemand eine Gehwegplatte von der Steilküste geworfen?“ Diesen Satz habe ich schon des Öfteren gesagt und gedacht als urplötzlich nur wenige Meter neben einem ein richtig kapitaler Fisch die Oberfläche durchbricht und lautstark auf der Wasseroberfläche einschlägt.
Dieses Jahr gelang es mir nach der eher ernüchternden Frühjahrssaison dann im Sommer doch noch einen kapitalen Fisch zu landen. Es war ein Tag wie man ihn sich wünscht. Perfektes Sommerwetter um die 23°C, leichte Brise und eine vielversprechende Mondphase. Als ich gegen 21Uhr am Spot meiner Wahl ankam, schraubte sich direkt hinter der Krautkante, nur wenige Meter vor mir, eine kleine Meerforelle aus dem Wasser. Da lässt man sich nicht lange bitten. Ich legte die Schur genau dort ab, wo sich eben noch der Fisch zeigte und noch bevor ich zum Einstrippen ansetzte, knallte auch schon die erste Meerforelle auf meine Meerforellenfliege. Eine schöne blanke Forelle um die 50cm landete sicher in meinem Kescher. Noch während des Drills sah ich weitere Fische, die scheinbar etwas irritiert von dem Fisch, den ich gehakt hatte, durchs Wasser schossen. Ich versorgte kurz den Fisch und legte meine Schnur wieder direkt hinter der Krautkante ab, strippte genau einmal und es rappelte erneut. Eine weitere Forelle um die 50cm zeigte sich während eines spektakulären Drills. So sollte es noch 3 weitere Male gehen. Wurf — Strip — Fisch! Nach verrückten 30 Minuten Mefo- Action vom allerfeinsten war der Zauber zunächst vorüber. Kurze Zeit später erreichten mich zwei Freunde, die mit mir die Nacht am Wasser verbringen wollten. Sie schauten mich etwas verdutzt an, als ich sagte „6 Würfe — 5 Fische“. Doch die beiden blanken Forellen, die ich am Ufer liegen hatte, ließen schnell alle Zweifel aus Ihren Gesichtern verschwinden.
Wir fischten eine Weile und konnten immer wieder Fische beobachten, die nach Insekten an der Oberfläche stiegen oder einfach mit einem beherzten Satz aus dem Wasser schossen. Als es dunkel wurde wechselten wir noch einmal die Stelle und gingen ca. 200m weiter, um zu schauen ob dort aktive Fische zu finden sind. Um cirka 00.00 Uhr hörte ich immer wieder einen oder mehrere Fische etwa 50m neben mir die Oberfläche durchbrechen. Ich schloss die Augen, um nach den Geräuschen zu beurteilen, wo der oder die Fische raubten. Ich schlich mich vorsichtig an und legte die Fliege scheinbar exakt dort ab, wo die Fische unterwegs waren. Ich bekam einen sanften Biss, den ich mit einem zünftigen Anhieb parierte. Zunächst fühlte der Fisch sich eher klein an und machte auch relativ wenig Druck an meiner #6er Arctic Silver Rute. Als der Fisch näher kam und einmal die Oberfläche durchbrach wurde ich dann langsam stutzig. „Hmmm, hörte sich irgendwie massiv an“ sagte ich zu meinem Kollegen und machte im selben Moment die Kopflampe an. Direkt vor meinen Füßen im Krautfeld zeigte sich eine mächtige Meerforelle, die in aller Ruhe ihre Kreise in einer Arena aus Blasentang zog. Irgendwann setzte ich zur Landung an und der Fisch schoss direkt in mein Netz. Erst jetzt wurde mir bewusst, was ich da im Kescher hatte. Der Forelle wurde auch bewusst was hier vor sich ging und machte mächtig Radau. Das Maßband zeige schließlich glatte 71cm. Die Freude über diesen Fisch war einerseits natürlich riesig, andererseits verfluchte ich die 71cm. Es war bis dato der 4. Fisch der genau 71cm hatte. Mein neuer PB sollte also noch etwas auf mich warten.
Nachdem ich noch einige Tage im Spätsommer und Herbst an der Küste verbrachte und auch immer wieder ein paar Fische fangen konnte, war der Bann der verlorenen Fische scheinbar immer noch nicht gebrochen. Ich verlor bestimmt 5–6 weitere ü60 Fische im Drill. Neue Haken, neues Tippet, mehr Konzentration beim Anhieb und während des Drills, halfen leider auch nicht.
Winter: Meerforellen zur kalten Jahreszeit
Im November fuhr ich mal wieder an einem Montag an die Außenküste. Eigentlich wollte ich an einen anderen Spot aber irgendwie ließ mich der Gedanke nicht los, eine andere Ecke kurz abzufischen, die auf dem Weg zu meinem geplanten Zielort lag. Also hielt ich an und fischte der Fliegenrute eine flache Rinne an der Außenküste ab. Zunächst tat sich nichts und es zeigte sich auch kein Fisch. Das Wasser sah allerdings sehr „fischig“ aus (leichte Trübung, steigender Pegel, leichte Welle) und somit blieb ich konzentriert und begab mich Schritt für Schritt auf ein kleines Riff. Als ich die „Löcher“ links und rechts des Riffs abfischte bekam ich einen brutalen Biss! Es zeigte sich im hüfttiefen Wasser ein blanker Fisch um die 70cm an der Oberfläche. Nach einem heftigen Eiertanz auf der Stelle, kam mir plötzlich meine Fliege entgegen und die Meerforelle verschwand mit einem beherzten Sprung. Es sah etwas so aus, als wollte sie mir noch etwas sagen.
Ich fluchte kurz gehörig und sendete eine „Frust- Voicemail“ an einen Kumpel, um meinem Ärger Luft zu machen. Trotz des Ärgers beruhigte ich mich recht schnell wieder und angelte entschlossen weiter. Nur drei Würfe später ballerte es erneut heftig in der Rute und es zeigte sich sofort ein mächtiger Fisch, der so viel Wasser bewegte, wie ich es vorher noch nie gesehen hatte. Nach einer kurzen Überprüfung, ob ich auch genügend Backing auf der Rolle habe, lies sich der Fisch irgendwann wieder in Richtung Ufer bewegen. Wie lange der Drill schlussendlich dauerte kann ich nicht beurteilen, aber es fühlte sich nach einem halben Vormittag an. Gut, dass ich aus einem Bauchgefühl heraus, den großen Kescher eingepackt hatte, den ich brauchte, um den massiven Bock, der sich weiterhin extrem wehrte, sicher landen zu können. Als die Meerforelle schließlich im Netz lag, wurde mir fast schwarz vor Augen. Ich schaute mich kurz um ob jemand in der Nähe ist, der vielleicht ein kurzes Foto schießen könnte aber bis auf einen Belly Boat Angler war weit und breit niemand zu sehen. Am ganzen Körper zitternd bettete ich den Fisch für ein kurzes Bild im Blasentag und legte meine Rute als Vergleich daneben. Ich schätze den Fisch auf ca. 85cm, aber eine kleine Kerbe, die ich mit der Spitze meiner Fliege machte, sollte mir später ermöglichen ein genaueres Maß zu nehmen. Ich ließ den mächtigen Bock vorsichtig zurück ins Wasser gleiten und wünschte ihm noch viel Spaß bei der Damenwahl und dem Laichgeschäft, das offensichtlich kurz bevor stand. Später am Abend als ich am Auto ankam, holte ich als erstes das Maßband raus und legte es an meiner Rute an. Das Messen ergab 83cm, was für ein Fisch!
Das wird vermutlich eine der, wenn nicht sogar die größte Meerforelle sein, die ich je mit der Fliege gefangen habe.
Was für ein Fisch…
Mit einer inneren Ruhe ausgestattet, freue ich mich auf die Zeit der leeren Strände, kalten Finger und der blanken Fische! Moritz
Unter diesem Link find ihr unsere besten Fliegen zum Meerforellenfischen in der Ostsee.
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Hallo, ein super Bericht. Kurze Frage: Du schriebst von einen günstigen Mondphase zum Nachtangeln. Wie sieht diese dann aus ? Da fehlt mir noch Wissen. Danke. Gruss Tobias
Moin Tobias,
mit dem “günstigen Mond” meint Moritz die Tage um den Vollmond herum. Vollmond bedeutet einfach mehr Licht in der Nacht (was es uns einfacher macht an der Küste zu fischen) und natürlich auch mehr Strömung (was die Lebewesen / Fische aktiver werden lässt).