Unser Projekt
Hintergrund
Der Europäische Aal ist eine bedeutsame Wanderfischart der Binnen- und Küstengewässer. Seit den 1980er Jahren ist der Bestand stark zurückgegangen. Viele mögliche Ursachen wurden diskutiert, ohne dass die Ursachen eindeutig geklärt werden konnten. Als Reaktion hat die Europäische Union im Rahmen ihrer
Gemeinsamen Fischereipolitik Maßnahmen zum Wiederaufbau des Bestandes eingeleitet.
Vorrangiges Ziel der Aal-Verordnung der EU ist es, die Abwanderung von Blankaalen aus den Binnen und Küstengewässern zu erhöhen. So soll langfristig sichergestellt werden, dass genügend potenzielle Laichfische abwandern können, um einen effektiven Wiederaufbau des Bestandes zu ermöglichen.
Das Verbreitungsgebiet des Europäischen Aals ist zu groß, um die Gesamtabwanderung der Blankaale sicher erfassen zu können. Wie viele Aale aus einem Flussgebiet zum Laichen abwandern, wird in vielen Fällen anhand von Modellrechnungen ermittelt. Ein wesentliches Problem liegt hier jedoch darin, dass die Eingangsparameter solcher Modelle oft auf Annahmen basieren. Folglich ist es von zentraler Bedeutung, die Ergebnisse der Modelle auch mit praktischen Studien zu überprüfen. Dafür brauchen wir die tatkräftige
Unterstützung von Anglern und Fischern.
Fragestellungen
- Stimmen Modellprognosen zur Blankaal-Abwanderung mit der tatsächlich Populationsgröße überein?
- Wie könnte das „deutsche Aalmodell“ weiter verbessert werden?
- Unterscheiden sich die verschiedenen Reifestadien der Blankaale in ihrem Wanderverhalten?
- Stören Verbauungen (Schleusenanlagen) das Wanderverhalten der Blankaale?
- Kann die Wanderaktivität anhand von Umweltfaktoren vorhergesagt werden?
Untersuchungsgebiet
Methodik
Zur Schätzung der Gesamtheit aller abwandernden Aale haben sich sogenannte Fang-Wiederfang-Studien bewährt. In Zusammenarbeit mit einem ortsansässigen Fischereibetrieb wird das Gewässer an einem Monitoring-Standort mit Staunetzen (sog. „Hamen“) befischt und der Fang dokumentiert.
Unterproben der Fänge werden markiert und stromaufwärts des Fanggeräts wieder ausgesetzt. Aus der Wiederfangrate markierter Fische lässt sich berechnen, wie groß die Menge abwandernder Blankaale ist. Damit die Ergebnisse und die daraus abzuleitenden Erkenntnisse für die Aal-Bewirtschaftung in der Ems möglichst robust ausfallen, ist es essentiell, dass alle wiedergefangenen Aale, die eine Markierung tragen, an uns gemeldet werden (siehe rote Hinweis-Box). Zusätzlich zur äußerlichen Markierung bekommen die Aale einen Sender implantiert. Empfängerstationen entlang des Ems-Hauptstroms ermöglichen es dann, über die Blankaalmenge hinaus auch das Wanderverhalten und potenzielle Engpässe besser aufzulösen. Die Daten liefern zudem Erkenntnisse über die Abwanderungsdynamik in Abhängigkeit von Umweltbedingungen (z. B. Temperatur, Niederschlag und Pegelstand) sowie des Reifegrades der Blankaale.
Projektziel
Ziel des Projekts ist es, die Abwanderung von Blankaalen in der Ems empirisch zu erfassen, um die bisher modellbasierten Bestandsschätzungen zu überprüfen und schlussendlich eine gute Datenqualität für das Bestandsmanagement zu sichern. Die Ergebnisse versprechen ein solides Verständnis der gewässerspezifischen Abwanderungsdynamik und tragen dazu bei, die Bewirtschaftung zu verbessern und eine ausreichende Abwanderung sicherzustellen.
Über uns
Das Thünen-Institut für Fischereiökologie in Bremerhaven beschäftigt sich neben anderen Aufgaben mit unterschiedlichsten Fragestellungen zu Biologie, Ökologie, Verhalten, Schutz und Nutzung von ökologisch und ökonomisch bedeutenden Wanderfischarten. Ein Schwerpunkt der Forschung liegt dabei auf managementrelevanten Fragestellungen zum Europäischen Aal.
Kontakt
Thünen-Institut für Fischereiökologie
Projektwebseite
Herwigstr. 31
27572 Bremerhaven
Telefon: 0471 94460–201
E‑Mail: aal(at)thuenen.de
www.thuenen.de/