Fliegenfischen: Forellenangeln in Fluss und See in Norwegen
Eine Woche Süd-Norwegen – Fischen in unberührter Natur
Morgens 5 Uhr am vierten September: das Auto ist gepackt, getankt und die Route ist klar – es geht nach Norwegen. Schnell werden noch zwei Freunde meines Vaters abgeholt und dann geht es gerade aus Richtung Hirtshals zur Fähre. Für mich fing dieser Tag leider nicht ganz so gut an. Ich hatte über 40 C° Fieber, Kopf- und Halsschmerzen bis zum Abwinken, aber egal davon lies ich mich nicht unterkriegen und es ging trotz alledem ab zum Fischen. Gegen 22.00 Uhr hielt die Fähre in Kristiansand. Leider war es da schon dunkel und man konnte nichts von der Schönheit Norwegens erkennen. Nach ca. 1 ½ Std. Fahrt kamen wir unserem Ziel immer näher und waren nur noch zehn Minuten von unserem Haus entfernt und es ging immer höher die Berge hinauf, doch nicht auf dem Thermometer, dieses fiel Schlagartig von 8C° bis auf ‑5c°. Beim Ausladen konnte man nur erahnen, was sich draußen für eine Traumkulisse um uns befand.
Am nächsten Tag, nach einer erholsamen Nacht, zeigte sich dies dann in seiner ganzen Pracht, eine naturbelassene und wilde Umgebung. Der blaue Himmel und die 24C° machten das Wetter perfekt. Schnell wurde das Tackle zusammen gesucht und die passenden Fliegen gewählt. Meine
Halsschmerzen und das Fieber konnte ich mit Medikamenten etwas in Zaun halten, es wäre wirklich verrückt gewesen bei diesem Wetter nicht ans Wasser zu kommen. Wir teilten uns in zwei Gruppen auf – zwei Spinnfischer und mein Vater und ich mit der Fliege. Als wir uns auf den Booten befanden, dauerte es eine Weile bis die Rute zuckte, zuerst waren nur Bisse zu vernehmen, doch nach mehrmaligen Versuchen, ließen sich einige Forellen überlisten.
Nach drei Tagen hatten wir den Dreh endlich raus. Am Morgen bekam man viele Fische vom Ufer aus, während der Mittagszeit war Funkstille und sobald es anfing zu dämmern konnten wir einen starken Insektenschlupf beobachten und die passende Trockenfliege wählen. Fast jeder zweite Wurf war ein Treffer. Die Forellen waren nicht besonders groß aber hatten eine ganz andere Kraft als die Forellen, die wir in unseren Bächen und Flüssen kennen. Außerdem war es ein spektakuläres Schauspiel, die Forellen weit aus dem Wasser springen zu sehen, teilweise versuchten sie die Fliege sogar aus der Luft zu nehmen. Die perfekten Fliegen für dort waren Nassfliegen, ganz besonders die „Brown hackle peacock“, einen Zonker in der Farbe Lila oder am Abend eine große Rehaar sedge – Trockenfliegen.
Am vierten Tag wurden wir von Anton, einem lieben Norweger, an eine seiner geheimen Stelle gebracht, von dort aus sollten wir drei Stunden bis zum nächsten See wandern, er erklärte uns anhand von Markierungen den Weg dort hin. Auf dem Weg mussten wir steil nach oben wandern und das durch weichen und moorigen Boden. Als wir endlich ankamen, war es ein atemberaubender Anblick, dieser See war riesig und um ihn herum lagen große Felsen. Man konnte leider nur vom Ufer aus fischen, da der See keine Boote zur Verfügung hatte. Nun war weites Werfen verlangt. Wir waren ohne Watbekleidung dort, doch das hielt mich nicht zurück von einer Landzunge aus bis zur Brust ins Wasser zu gehen und von dort aus zu werfen. Nach über einer Stunde konnten ich keinen Biss verzeichnen und wollte einen anderen Weg gehen als mein Vater. Also ging ich alleine weiter und zwar an den steilen Klippen der Felswände, um zur nächsten Bucht zu gelangen. An den Steilwänden konnte ich die Fische von oben aus sehen, das Werfen von dort aus, war nicht möglich, es sei denn ich wollte ins Wasser stürzen. Am Land wieder angekommen schlich ich mich geduckt an ein tiefes Loch, die Fische konnte ich sehen, ich hoffte sie mich aber nicht. Ich ließ meinen schwarzen Streamer ins Wasser fallen und stripte ihn langsam ein und da war er, ein Biss. Kurz danach noch einer und beim dritten
Mal bekam ich eine kleine Forelle an den Haken. Danach war an dieser Stelle nichts mehr los, wahrscheinlich ist es durch den Drill zu unruhig gewesen. Also ging es zum nächsten tiefen Loch. Das Hineinlaufen an dieser Seite des Sees war nicht mehr möglich. Auch an der nächsten Stelle konnte ich zwei Forellen überlisten. Ich ging noch weiter und entdeckte einen flachen Bereich, indem ich mir viele Forellen vorstellen konnte. Doch um dort hinzukommen, musste ich über einen moorigen Untergrund der nur durch herumliegende Holzleisten verbunden mit dem nächsten Landstück war. Ich lief vorsichtig darüber, doch dann trat ich daneben und sank hinein mit dem rechten Fuß, ich konnte ihn nicht mehr herausziehen, ich steckte fest! Ich warf die Rute zurück ans Land und versucht dort heraus zu kommen, Panik machte sich bei mir breit! Mein Vater war zwei Kilometer entfernt von mir. Ich setzte mich auf das Holzstück und versuchte mit beiden Händen meinen Fuß dort herauszuziehen, glücklicherweise klappte es nach mehreren Versuchen, meinen Schuh musste ich dann einzelnd befreien. Ich drehte mich um und ging zurück, der Weg wurde zu unsicher.
Die letzten Tage begaben wir uns noch an die Otra, einem wunderschönen großen Fluss in Südnorwegen.
Dort ging es dann mit der Wathose ins Wasser, aber dabei war vorsichtig geboten den es gab viele tiefe Gumpen und die starke Strömung machten das Waten nicht gerade einfach. Mit dem Streamer ging es an die tiefen Löcher, bei mir bissen sie am liebsten auf einem Lila Zonker und weißen Streamer. Entweder man musste sehr weit raus in die Strömung werfen, oder am Rand sehr tief fischen, dort ließen sich viele kleine Forellen überlisten. Um zu den tiefen Stellen zu gelangen, musste man über viele großflächige und flache Steine laufen. Als ich über einen dieser Steine lief, unterschätze ich das Laufen darauf und rutschte aus. Die Spitze meiner sechser Rute war somit hinüber. Los ging es zurück zum Auto um die neuner Rute zu holen. Die Zeit rannte mir davon, die Sonne zog ihre Wege und es sollte wohl in einer Stunde dunkel werden. Zurück am Wasser entdeckte ich eine überraschend ruhige Stelle, dort versuchte ich es mit einer Trockenfliege und bekam beim ersten Wurf einen Biss. Auch danach hörten die Bisse nicht auf, jeder dritte Wurf war ein Treffer. Dieser Tag endete mit einem lachenden Auge für viele Fische und einem weinenden Auge was meine Rute betraf.
Nach sieben Tagen Nonstopfischen, wandern und atemberaubender Natur ging es wieder Richtung Deutschland zurück. Es war ein erfahrungsreicher, aber auch ein bisschen abenteuerlicher Urlaub, den ich nie vergessen werde. Ich werde wiederkommen!
Eure Christin